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#„Kernkraft ist quicklebendig und wächst“

„Kernkraft ist quicklebendig und wächst“

Herr Grossi, viele sagen, auf der Weltklimakonferenz hier in Glasgow gehe es um nicht weniger als um den Erhalt der Erde. Bedroht Kernkraft den Planeten, oder hilft sie bei seiner Rettung?

Kernkraft ist keine Bedrohung, sondern Teil der Lösung, um das Klima zu retten. Fast ein Drittel des sauberen Stroms auf der Welt stammt aus kohlendioxidneutralen Atomreaktoren. In Europa nutzt die Hälfte der Länder Kernenergie, einige Nationen wollen sie sogar verstärkt einsetzen. Und in den aufstrebenden Staaten des Südens ist das auch der Fall. Dass Atomkraft ein Problem sei, ist ein hartnäckiges Narrativ. Aber ich sehe klare Zeichen, dass das angesichts der Dringlichkeit der Klimadiskussion hinterfragt wird, übrigens auch in Deutschland. Das ist auch richtig so, denn ohne Kernkraft wäre es fast unmöglich, zur Dekarbonisierung zu gelangen.

Wie stünde es um die Erderwärmung, wenn es die Atomkraft nicht gäbe?

Noch viel schlimmer als ohnehin schon. Denken Sie daran, dass China schon jetzt der mit Abstand größte CO-2-Emittent ist. Wie sähe es ohne deren Nuklearenergie aus? Die USA bezieht 20 Prozent ihres Stroms aus dieser Quelle und mehr die Hälfte ihres Ökostroms. Ähnlich ist die Lage in Frankreich oder Teilen Osteuropas.

Wie wird Kernkraft hier auf der Klimakonferenz COP26 aufgenommen?

Das ist sehr aufschlussreich. Wir sehen ein wachsendes Interesse an der Kernkraft. Sehr viele Entwicklungsländer kommen zu uns, zur IAEA, und bitten um Beratung. Denn sie wollen eine Option haben für eine stabile Versorgung zu stabilen Preisen, genau das bietet die Kernkraft. Allein wird sie die Welt nicht retten, aber sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Lösung.

Die Atomkraft ist also nicht tot, wie man in Deutschland denkt?

Im Gegenteil, sie ist quicklebendig, sie ist gesund, und sie wächst. Auch wenn Deutschland für sich entschieden hat, dass sie tot ist. Die Klimadebatte gibt es ja schon lange, aber vielleicht wird vielen jetzt erst klar, dass die Zeit abläuft. Wir müssen so schnell wie möglich das Klima retten, da können wir uns den Luxus eines Schönheitswettbewerbs unter den sauberen Energieträgern nicht leisten. Wenn eine Quelle verfügbar ist, können wir sie nicht einfach wegen politischer Präferenzen verwerfen.

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Neben der Verringerung des Treibhausgasausstoßes geht es hier in Glasgow auch um die Anpassung an die Klimafolgen, die so genannte Adaptation. Dazu kann Kernkraft nicht viel beitragen, oder?

Doch, sehr viel sogar, obgleich das oft nicht gesehen wird. Ich gebe Ihnen einige Beispiele: Mit isotopischen Technologien lässt sich die Versauerung der Meere messen, damit man sich gezielt darauf einstellen kann. Mit Bestrahlung kann man hitzeresistente Kulturpflanzen entwickeln, mit anderen Verfahren lässt sich erreichen, dass Pflanzen weniger Wasser brauchen. Unsere eigenen nuklearen Forschungslabore und viele Partner unterstützen die Welt dabei, mit der Erderwärmung umzugehen. Gerade ärmeren Ländern hilft das beim wirtschaftlichen Überleben. Was auch kaum jemand weiß: Die berühmten PCR-Tests, die in der gegenwärtigen Corona-Pandemie wirklich Leben retten, basieren ursprünglich auf Nukleartechnik.

Das klingt alles gut, aber Atomkraft ist doch fürchterlich gefährlich, wie wir in Fukushima gesehen haben.

Das war ein schlimmer Unfall, der nicht hätte passieren dürfen. Aber das lag nicht an der Nukleartechnik an sich, sondern daran, dass Sicherheitsstandards nicht eingehalten wurden. Die Kernspaltung ist nicht das Problem, sondern das Problem entsteht, wenn Leute nicht das tun, was sie tun sollten. So war es auch in Tschernobyl. Man kann eine Branche doch nicht nach Unfällen beurteilen! Die Nuklearwirtschaft ist vermutlich die sicherste Industrie der Welt und die am meisten regulierte. Das kann ich beurteilen, denn wir haben direkt mit den Regulierern zu tun, und wir setzen die Sicherheitsstandards.

Und dennoch sterben viele Menschen in Nuklearunfällen, etwa in Fukushima.

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