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#Kiew sieht neue Phase der russischen Offensive in der Ukraine

„Kiew sieht neue Phase der russischen Offensive in der Ukraine“

Russland hat am Montag seine Luftangriffe auf Großstädte der Ukraine intensiviert. Dabei wurde erstmals seit Tagen auch Lemberg, die größte Stadt der Westukraine, von Raketen getroffen. Den Behörden zufolge kamen dabei sieben Menschen ums Leben, elf wurden verletzt. Das seien die ersten Todesopfer in Lemberg, sagte der Gouverneur der Region, Maxym Kosyzkyj. Getroffen wurden offenbar drei militärische Einrichtungen, angeblich in der Nähe von Objekten der Eisenbahn, und eine Autowerkstatt. Durch eine der Explosionen seien die Fensterscheiben eines Hotels zerborsten, in dem Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes untergebracht sind. Der Zugverkehr wurde behindert.

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Die russischen Truppen kämpften derweil intensiver als bisher im Osten des Landes und nahmen unter schweren Kämpfen die Kleinstadt Kreminna mit knapp 20.000 Einwohnern ein. Olexij Arestowytsch, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, nannte die Angriffe am Montag den Beginn der „zweiten Phase“ der Offensive in der Ostukraine, nachdem die wenig erfolgreiche erste Phase etwa 30 Tage gedauert habe.

Bewohner Charkiws sollen im Bunker bleiben

Die neue Phase gelte vor allem dem bisher nicht besetzten, westlichen Teil des Gebiets Luhansk. Der Gouverneur des Gebiets, Serhij Hajdaj, warnte über die sozialen Medien, eine Evakuierung von Kreminna sei jetzt nicht mehr möglich. Die Besatzer hätten ein Privatauto beschossen und die Insassen getötet. Er rate dringend davon ab, auf eigene Faust die Flucht aus der Stadt zu versuchen. Man werde sich weiterhin um Evakuierungen bemühen.

Weiter nördlich wurde die Millionenstadt Charkiw intensiv beschossen; am Montag gab es in Wohnvierteln Tote und Verletzte. Die Gebietsverwaltung forderte die Einwohner am Montag auf, selbst ohne Luftalarm den ganzen Tag in Bunkern und Kellern zu bleiben. Nach Angaben der ukrainischen Agentur Unian wurden in Charkiw in den letzten vier Tagen 18 Personen getötet und 106 verletzt. Präsident Selenskyj sagte zu dem Beschuss in einer Videoansprache: „Dies ist nichts anderes als vorsätzlicher Terror. Mörser, Artillerie gegen gewöhnliche Wohnviertel, gegen gewöhnliche Zivilisten.“ Die Ukraine tue alles, um die Verteidigung zu gewährleisten. Außerdem wurde aus Kiew und aus der Region um die Millionenstadt Dnipro Beschuss gemeldet.

In der von den Russen weiträumig belagerten Hafenstadt Mariupol leisten ukrainische Einheiten offenbar immer noch Widerstand. Die Stadt am Asowschen Meer liegt zwischen den von Russland unterstützten „Volksrepubliken“ von Luhansk und Donezk und der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim. Schon am Wochenende hatte Selenskyj die Lage in Mariupol als „sehr schwierig“ bezeichnet. „Unsere Militärs und verletzte Menschen sind in der Blockade (der Stadt) gefangen. Dort herrscht eine humanitäre Krise, es gibt keine Lebensmittel, kein Wasser, keine Medikamente. Aber die Jungen verteidigen sich.“ Es gebe Verhandlungen mit den Russen, „aber es gibt, was Mariupol betrifft, kein Vertrauen in die Unterhändler“. Offenbar haben sich die letzten ukrainischen Einheiten im Stahlwerk Asowstal verschanzt. Dort sollen laut ukrainischen Medien auch etwa tausend Zivilisten Zuflucht gefunden haben.

Rund  50.000 bis 150.000 Menschen sollen im von der russischen Armee weitgehend zerstörten Mariupol geblieben sein.


Rund 50.000 bis 150.000 Menschen sollen im von der russischen Armee weitgehend zerstörten Mariupol geblieben sein.
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Bild: Reuters

Die Zahl der noch verbliebenen Zivilisten in der ursprünglich 400.000 Einwohner zählenden Stadt wird von ukrainischen Behördenvertretern unterschiedlich geschätzt, auf 50.000 bis 150.000 Menschen. Die ukrainische Ministerin für die besetzten Gebiete, Iryna Wereschtschuk, rief Russland auf, Fluchtkorridore aus Mariupol und aus dem Gelände des Stahlwerks Asowstal zuzulassen. Den Vereinten Nationen zufolge haben etwa fünf Millionen Menschen das Land bisher verlassen. Mehrere Millionen sind im Land selbst auf der Flucht. Parallel dazu kehren auch immer mehr Ausgereiste ins Land zurück.

Medwedtschuk bietet sich für Gefangenenaustausch an

Derweil hat sich der ukrainische Oppositionspolitiker Viktor Medwedtschuk für einen Gefangenentausch angeboten. Der als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin geltende Politiker, der seit voriger Woche in ukrainischer Haft sitzt, schlug in einem Video vor, dass er an Russland übergeben werden solle. Im Gegenzug könnten in Mariupol festsitzende ukrainische Soldaten und Zivilisten die Hafenstadt über einen Fluchtkorridor verlassen. Zwei Briten, angeblich Soldaten, die in der Ukraine von den russischen Truppen gefangen genommen wurden, baten ihrerseits im russischen Staatsfernsehen darum, gegen Medwedtschuk ausgetauscht zu werden. In allen Fällen war unklar, wie frei die Gefangenen sprechen konnten.

Hinsichtlich der von der Ukraine angestrebten Mitgliedschaft in der EU ist das Land eigenen Angaben zufolge einen Schritt weiter. Der Fragenkatalog, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Kiewbesuch am 8. April überreicht habe, sei vollständig ausgefüllt, teilte Präsident Selenskyjs Büro mit. Nun liege es an der EU zu entscheiden, ob alle Kriterien erfüllt seien. Man rechne damit, bei der Sitzung des Europäischen Rates am 23. und 24. Juni den offiziellen Status eines Beitrittskandidaten zu erhalten.

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