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#„Kinder zeigen vor allem Symptome der Erschöpfung“

„„Kinder zeigen vor allem Symptome der Erschöpfung““

Herr Dr. Vilser, Sie haben in Jena eine Long-Covid-Ambulanz für Kinder. Wie groß ist der Andrang dort?

Lucia Schmidt

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Leider ungebrochen. Es dauert im Schnitt drei Monate, bis man einen Termin bekommt. Auf der Warteliste stehen mehr als 50 Kinder und Jugendliche.

Hat die Zahl zugenommen?

Seit Beginn der Delta-Welle arbeiten wir am Limit, können einfach nicht alle Anfragen bearbeiten. Insofern hat sich seitdem nichts mehr bei uns geändert. Die Zahl kann nicht zunehmen, weil wir die Kapazitäten nicht haben. Was wir beobachten, das ist, dass die Anfragen aus weit entfernten Gegenden seltener geworden sind, was dafür spricht, dass lokale Betreuungsangebote etabliert wurden. Zahlen für ganz Deutschland wird niemand seriös präsentieren können.

Dr. Daniel Vilser ist Oberarzt und Leiter der Sektion Kinderkardiologie und pädiatrische Notaufnahme an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Jena.


Dr. Daniel Vilser ist Oberarzt und Leiter der Sektion Kinderkardiologie und pädiatrische Notaufnahme an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Jena.
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Bild: dpa

Wie war die Entwicklung in Sachen Long Covid bei Kindern 2022?

Omikron scheint nicht nur weniger Krankheitsschwere bei der akuten Erkrankung zu erzeugen, sondern auch seltener Langzeitsymptome zu machen. Der Effekt wurde leider zwischenzeitlich durch die ex­trem hohen Infektionszahlen gedrückt. Insgesamt bin ich aber optimistisch, dass wir 2023 leicht sinkende Zahlen haben könnten.

Was sind typische Symptome bei Kindern?

Am häufigsten ist die Fatigue-Symptomatik, ein krankhafter Erschöpfungszustand. Oft klagen die Kinder und Jugendlichen über Kopf-, Bauch- und Gliederschmerzen sowie Schlafstörungen. Merk- und Konzentrationsstörungen spielen ebenfalls eine große Rolle. Herz­rasen, Haarausfall, Schwindel, Fieber, Durchfall, Verlust oder Veränderung von Geruch und Geschmack sowie Gewichtsverlust kommen auch dazu.

In welchem Alter tritt Long Covid besonders häufig auf?

Wir sehen öfter Kinder im Teenageralter und auch deutlich häufiger Mädchen als Jungen.

Welche Patientengeschichte ist Ihnen besonders nahegegangen?

Ich möchte gar keine hervorheben. Besonders hart für mich wird es, wenn ein Patient so schwer betroffen ist, dass er nicht mal mehr Freunde treffen kann und ich aus irgendwelchen Gründen Parallelen zu meinen eigenen Kindern ziehe.

Wie helfen Sie den Kindern?

Wir können noch nicht die Krankheit an sich bekämpfen, sondern nur die Symptome. Wichtig ist, jeden Patienten individuell einzuschätzen und vor allem seine Leistungsfähigkeit zu bewerten und zu besprechen.

Mit welchen Gefühlen schauen Sie in die Zukunft?

Long Covid wird genauso wenig verschwinden wie das Virus an sich. Die Frage ist, in welchen Variationen werden wir es erleben und wie schnell schaffen wir es, heilende Ansätze zu etablieren. Sorge macht mir dabei vor allem, dass sich der in den letzten Jahrzehnten an den Kinderkliniken ausgelebte Sparwahn in den nächsten Jahren fortsetzt. So haben wir keine Chance, Kinder und Jugendliche mit komplexen Krankheitsbildern adäquat zu betreuen.

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