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#Knochendichte verrät Lebensweise

„Knochendichte verrät Lebensweise

Schritten sie eher durchs seichte Wasser wie Watvögel oder schwammen und tauchten die größten aller fleischfressenden Dinosaurier? Diese bisher kontrovers diskutierte Frage beleuchten nun die Knochenmerkmale der Spinosaurier, berichten Paläontologen: Die Riesen besaßen ihren Analysen und Vergleichen zufolge eine hohe Knochendichte, wie sie für aquatisch lebende Tiere typisch ist. Ähnlich wie bei Krokodil und Co stabilisierte dieses Merkmal wohl die Lage der Spinosaurier im Wasser und ermöglichte es ihnen, bei der Jagd nach Fischen zu tauchen. Damit wird nun deutlich, dass es sich tatsächlich um aquatische Dinos gehandelt hat, sagen die Wissenschaftler.

Die Entwicklungsgeschichte aller Tiere begann im Wasser, dann krochen die Vorfahren der Landbewohner aus dem Element und besiedelten schließlich die terrestrischen Lebensräume. Später kehrten allerdings einige Arten wieder zurück: Tiere aus verschiedenen Entwicklungslinien passten sich erneut an ein Leben im Wasser an. Bei den Säugetieren sind dies die Wale und Robben sowie einige Arten, die halb-aquatisch leben. Bei den Vögeln sind die Pinguine, bei den Reptilien die Krokodile Beispiele für hauptsächlich im Wasser lebende Tiere, die sich einst aus Landbewohnern entwickelt haben. So waren bereits die schwimmenden Meeresechsen des Jura und der Kreidezeit entstanden. Bei Mosasaurus, Plesiosauriern und Co handelte es sich allerdings um Nachfahren spezieller Entwicklungslinien und nicht um Vertreter der Dinosaurier. Von diesen waren dagegen lange keine Wasserbewohner bekannt.

Wie lebten die skurrilen Giganten?

Doch im Jahr 2014 beschrieben dann die Forscher um Nizar Ibrahim von der University of Portsmouth die Spinosaurier als aquatische Dinos. Es handelt sich dabei um eine Gattung zweibeiniger Raubsaurier, die Rekord-Riesen umfasste, die T. rex und Co in den Schatten stellten. Ibrahim und seine Kollegen identifizierten bei einem Exemplar aus Nordafrika Merkmale, die sie als deutlichen Hinweis auf eine vorwiegend aquatische Lebensweise deutetet. Sie nahmen an, dass die Spinosaurier im Wasser schwammen und tauchten und sich dabei mit ihren Beinen am Grund abdrückten sowie mit ihren Ruderschwänzen vorwärts beförderten. Doch andere Paläontologen überzeugte dies nicht – es entwickelte sich eine Kontroverse über die tatsächliche Lebensweise der Spinosaurier. Einige Forscher interpretierten die anatomischen Merkmale dabei als Hinweise darauf, dass die Tiere nicht aktiv im Wasser jagten, sondern wohl meist nur im seichten Wasser schritten. Dabei könnten sie ihren Kopf eingetaucht haben, um ähnlich wie Reiher, Storch und Co nach Beute zu stöbern und zu schnappen.

Diese Diskussion hat Ibrahim und ein internationales Team aus Paläontologen dazu veranlasst, eine weitere Möglichkeit des Nachweises der Lebensweise auszuloten. „Frühere Studien haben bereits aufgezeigt, dass Tiere, die ans Wasser angepasst sind, dichte, kompakte Knochen in ihren Skeletten aufweisen“, sagt Erstautor Matteo Fabbri vom Field Museum of Natural History in Chicago. Man geht davon aus, dass diese dichten und damit schweren Knochen den Tieren zur Stabilisierung im Wasser und als Auftriebskontrolle dienen. Dieser Spur sind die Wissenschaftler nun durch umfangreiche Untersuchungen gezielt nachgegangen. Sie stellten dazu einen Datensatz mit Querschnitten von Oberschenkel- und Rippenknochen von 250 ausgestorbenen und lebenden Tierarten zusammen, die sowohl Land- als auch Wasserbewohner umfassen. „Wir haben für große Vielfalt gesorgt: Die Auswahl umfasste Robben, Wale, Elefanten, Mäuse bis hin zu Kolibris. Wir haben auch Dinosaurier in verschiedenen Größen und ausgestorbene Meeresreptilien wie Mosasaurier und Plesiosaurier einbezogen“, sagt Fabbri.

In die Ergebnisse konnten die Forscher dann auch die Analyseergebnisse von Knochen von Spinosaurus und seinen Verwandten Baryonyx und Suchomimus einordnen. „Der erste Schritt im Rahmen der Studie war es, zu bestätigen, dass es tatsächlich eine universelle Korrelation zwischen Knochendichte und Lebensweise gibt. Und der zweite bestand dann darin, ökologische Anpassungen bei ausgestorbenen Tieren abzuleiten“, erklärt der Paläontologe.

Monströse Wasserbewohner

Wie das Team berichtet, zeichnete sich in den Auswertungsergebnissen ein klarer Zusammenhang zwischen der Knochendichte und der Lebensweise von Tieren ab: Arten, die zur Nahrungssuche unter Wasser tauchen, haben Knochen, die fast durchgehend massiv sind, während die Querschnitte der Knochen von Landbewohnern eher wie Donuts aussehen – sie besitzen einen vorwiegend hohlen Kern. „Wir stellten eine sehr deutliche Korrelation fest. So lässt sich sagen, dass alle Tiere, die vollständig untergetaucht Nahrung suchen, diese dichten Knochen aufweisen“, sagt Fabbri.

Dadurch konnten die Forscher schließlich auch die Analyseergebnisse der Knochenschnitte von Spinosaurus und seinem in England entdeckten Verwandten Baryonyx interpretieren. Es zeigte sich, dass beide die Art von dichten Knochen aufwiesen, die mit vollständigem Untertauchen verbunden ist. Dies bestätigt damit, dass sie bei der Jagd schwammen und tauchten. Interessanterweise galt das aber offenbar nicht für den in Nordafrika entdeckten Suchomimus, der ebenfalls als ein Verwandter von Spinosaurus gilt. Er besaß ein vergleichsweise hohles Knochenmaterial. Vermutlich lebte er demnach zwar in Uferbereichen und schnappte sich dort Fische aus dem Wasser, wie seine krokodilähnliche Schnauze und seine konischen Zähne nahelegen. Aber seiner Knochendichte zufolge war er wohl nicht im und unter Wasser unterwegs.

Was den prominenten Spinosaurus betrifft, resümiert Ibrahim : „Ich denke, dass mit diesen zusätzlichen Beweisen nun Vorstellungen, die Spinosaurus als eine Art riesigen Watvogel sehen, ausgeschlossen werden können. Jetzt wissen wir, dass sogar die innere Architektur der Knochen mit unserer Interpretation dieses Tieres als riesiges Raubtier übereinstimmt, das in Flüssen auf Fischjagd ging und seinen paddelartigen Schwanz für den Antrieb benutzte“. Wie er abschließend ankündigte, ist die Erforschung des spannenden Dinosauriers damit allerdings nicht abgeschlossen: „Wir arbeiten momentan daran, noch viel detaillierter zu rekonstruieren, wie sich diese monströsen Wasserbewohner einst fortbewegten“, so der Paläontologe.

Quelle: Field Museum of Natural History, University of Portsmouth, Fachartikel: Nature, doi: 10.1038/s41586-022-04528-0

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