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#Was ist los mit dem Heiligen Rasen?

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Was ist los mit dem Heiligen Rasen?

Roger Federer saß im Interviewraum bei der virtuellen Pressekonferenz, blickte auf diverse Bildschirme und berichtete betroffen vom Ende seines Spiels gegen Adrian Mannarino. Der Franzose hatte im Gegensatz zum Schweizer Federer dreieinhalb Sätze lang großartig gespielt, war aber Mitte des vierten auf dem glatten Rasen ausgerutscht und bös auf dem rechten Knie gelandet.

Er hatte sich behandeln lassen, hatte es weiter probiert, den Satz verloren, hatte es noch mal kurz probiert und hatte dann aufgegeben. Schrecklich sei das gewesen, sagte Federer, er könne nur hoffen, dass Mannarino nicht allzu lange ausfalle. Doch das war nicht das Ende des Schreckens an diesem Abend, bei weitem nicht.

Ein paar Minuten später erfuhr Federer vom nicht weniger schmerzhaften Ende des Spiels von Serena Williams, die ebenfalls ausgerutscht war und den Centre Court schließlich unter Tränen verlassen hatte. „Zwei Spiele nacheinander, und jetzt trifft’s auch noch Serena – mein Gott. Ich kann es nicht glauben.“ Ein falscher Schritt, und das war’s.

Fassungsloser Blick

Adrian Mannarino wird sich sagen, dass ihn das Malheur um die Chance brachte, auf dem berühmtesten Tennisplatz der Welt den erfolgreichsten Rasenspieler der Welt zu besiegen; er war auf einem guten Weg. Sicher, es hat wenig Sinn, den Schmerz des einen mit dem Schmerz der anderen zu vergleichen, aber die Dimensionen im Fall Williams wirkten wie immer größer, weltumfassender. Vermutlich war die Amerikanerin schon mit Sorgen in das Spiel gegen Alexandra Sasnowitsch (Belarus) gestartet – ihr rechter Oberschenkel war wie schon während der French Open vor ein paar Wochen dick bandagiert.

Zu Beginn spielte sie dennoch entschlossen und bewegte sich gut, kein Problem in Sicht. Doch beim Stand von 3:1 rutschte sie an der Grundlinie kurz aus, ohne zu stürzen, verlor den Punkt und starrte danach eine Weile fassungslos den grünen Boden an. Nach dem verlorenen Aufschlagspiel ließ sie sich in der Kabine von der Physiotherapeutin behandeln und kehrte mit schweren, unrunden Schritten zurück; das ließ Böses ahnen. Keine fünf Minuten später ging sie aus einer Bewegung heraus mit einem Schrei zu Boden, wenig später gab sie weinend auf, und so endete auch dieses Spiel unter einer dunklen Wolke.

Abruptes Ende: Adrian Mannarino konnte gegen Roger Federer (rechts) nicht weiterspielen.


Abruptes Ende: Adrian Mannarino konnte gegen Roger Federer (rechts) nicht weiterspielen.
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Bild: Reuters

Das 111. Einzel der unvergleichlichen Serena Williams im All England Club, der erhoffte Ausgangspunkt zu einem großen Turnier und noch einer Chance, den ersehnten 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, endete abrupt. Stunden später ließ sie in einem Statement wissen, es habe ihr das Herz gebrochen, wegen einer Verletzung des rechten Beines aufgeben zu müssen. Sie bedankte sich bei ihrem Team und den Fans für deren Wärme und Unterstützung und fügte hinzu, das habe ihr unendlich viel bedeutet.

Zwei schwere Verletzungen innerhalb weniger Stunden auf dem Centre Court, schon am Tag zuvor hatte Titelverteidiger Novak Djokovic so oft wie nie in einem Spiel auf dem Boden gelegen – was ist los mit dem Heiligen Rasen? Wenn das Dach geschlossen ist, wie es wegen des regnerischen Wetters zu Beginn der Fall war, dann ist der Rasen wegen der Luftfeuchtigkeit im geschlossenen System schlüpfriger als im Freien mit einer Brise Wind. Jede abrupte Richtungsänderung birgt Gefahr, ebenso zu massive Bremseinlagen. Leichtfüßige Spielerinnen und Spieler sind definitiv im Vorteil.

Roger Federer berichtete, vor dem Beginn seines Spiels habe ihn der Schiedsrichter gefragt, wie er die Bedingungen finde, und er habe geantwortet: ganz normal. Aber vor allem bei geschlossenem Dach, sagt er, müsse man sich sehr, sehr vorsichtig bewegen, vor allem zu Beginn des Turniers. „Unter den Bedingungen, die wir haben, ist es extrem wichtig, gut und sicher durch die ersten beiden Runden zu kommen, in denen das Gras noch schlüpfriger und weicher ist. Im weiteren Verlauf des Turniers wird es dann härter, und es wird einfacher, sich darauf zu bewegen.“

Aber es ist wie so oft im Leben: Die einen sagen so, die anderen sagen so, und die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo unter der Grasnarbe. Auch der Franzose Ugo Humbert und Nick Kyrgios aus Australien spielten an diesem Tag unter einem geschlossenen Dach, zu später Stunde auf Court No.1, als auf der Anlage sonst längst nichts mehr los war. Es war ein höchst unterhaltsames Spiel, das Mitte des fünften Satzes wegen der in Wimbledon üblichen Sperrstunde abgebrochen wurde. Einer Sperrstunde zum Lärmschutz der Nachbarn, die in den herrschaftlichen Häusern vor den Toren des All England Clubs leben.

Während des Spiels schnappten die Mikrofone eine spontane Meinungsäußerung von Nick Kyrgios auf, und die hörte sich so an: „Es sollte schnell hier drinnen sein. Das ist Rasentennis. Sie haben es langsam gemacht. Das ist kein Rasen mehr. Fangt an, ihn zu wässern und macht bitte wieder einen Rasentennisplatz daraus.“

Grundsätzlich ist es so, dass der Rasen im Club wegen einer anderen Zusammensetzung nicht mehr mit dem grünen Boden früherer Jahre zu vergleichen ist und, vor allem wenn es trocken ist, bisweilen an die Spieleigenschaften eines Hartplatzes erinnert. Als Kyrgios und Humbert den letzten Zuschauern des Tages auf Court No.1 noch eine Menge Freude machten, arbeitete auf dem Centre Court schon das Platzpersonal. Bewaffnet mit Besen, verteilte die Crew mit kräftigen Strichen Sand an der Grundlinie, und irgendwie wirkte das ein bisschen bizarr.

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