Nachrichten

#Können Geimpfte das Coronavirus trotzdem übertragen?

Können Geimpfte das Coronavirus trotzdem übertragen?

Können selbst Geimpfte noch das Coronavirus übertragen und damit die Pandemie am Köcheln halten? Um diese zentrale Frage dreht sich die Debatte über eine Befreiung Geimpfter von Test- und Quarantänepflichten oder, wie manche es formulieren, „Privilegien“ für Geimpfte. Wissenschaftlich betrachtet klafft eine quälend große Lücke im rapide wachsenden Erkenntnisstand der Immunologen, die sich nur langsam schließt. Nun fasste der Leiter des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, in einem offiziell unveröffentlichten (aber im Internet offen kursierenden) Schreiben an Spahn zusammen, was seine Fachleute als gut begründeten Wissensstand sehen: Spätestens ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis sei das Risiko einer Virusübertragung durch Geimpfte „geringer als das Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlos infizierten Personen“.  

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Die Frage, ob Geimpfte noch Viren übertragen können, wird allerdings gar nicht beantwortet. Das Risiko ist nur gering – geringer nämlich als die statistische Empfindlichkeit (genauer: die Falsch-Negativ-Rate) eines durchschnittlichen Schnelltests, wenn man zwar infiziert ist, aber davon selbst gar nichts merkt. Wie hoch dieser statistische Wert ist, hat zum Beispiel die vom RKI zitierte Cochrane-Antigentest-Review jüngst gezeigt. 58 Prozent der symptomlosen Infizierten werden mit den Tests korrekt erfasst, 42 Prozent dagegen sind falsch-negativ. Diese Infizierten fallen sozusagen durch den Rost. Das ist ein statistischer Durchschnittswert, der über viele Antigentests hinweg ausgerechnet wurde. Aber klar ist: Fast die Hälfte der symptomlos Infizierten bekommt das falsche Test-Ergebnis: negativ. Also grünes Licht, wenn etwa für Veranstaltungen oder Zutritt zu Geschäften oder Museen ein Schnelltestergebnis gefordert wird.   

Die Messlatte hängt niedrig

Die Messlatte für die Geimpften ist damit extrem niedrig gelegt: Wenn statistisch gesehen weniger als 42 Prozent trotz vollständiger Impfung das Virus übertragen, ist die vom RKI formulierte Bedingung erfüllt: Schnelltests und Impfung könnten gleichgestellt werden.

Tatsächlich gibt es inzwischen einige Studien zu Sars-CoV-2 von allen hierzulande zugelassenen Impfstoffen, die zeigen, dass diese Vakzine nicht nur fast vollständig vor schweren Erkrankungen und Todesfällen schützen, sondern auch die Ansteckung blockieren. Vor allem aus Israel und Großbritannien kommen solche Realwelt-Daten. Es gibt auch Ergebnisse aus kontrollierten Studien wie etwa zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna mit teils atemraubenden Ergebnissen: Drei Infektionen bei 2479 Geimpften im Laufe von mehr als drei Monaten nach der Impfung gegenüber 161 Infektionen bei 994 Nicht-Geimpften. Damit wären 99,9 Prozent der Geimpften vor Ansteckung geschützt.

Schon nach der ersten Impfdosis – auch beim Astra-Zeneca-Impfstoff – können sich nach Studienlage mehr als zwei Drittel der Geimpften nicht mehr anstecken. Im RKI-Schreiben an den Bundesgesundheitsminister ist auch zu lesen, dass selbst bei denjenigen, die sich trotz Impfung nachweislich infizieren, die gemessene Virusmenge im Nasen-Rachenraum im Schnitt geringer ist und weniger lange nachgewiesen werden kann. Damit zitiert das RKI zwar eine nicht begutachtete und noch unveröffentlichte Preprint-Studie, aber sie hilft in der Argumentation.

Sperrige T-Zellen

Immunologisch könnte das bedeuten, dass mit den Impfstoffen fast schon das Optimum erreicht ist: So viele wirksame „neutralisierende“ Antikörper gegen das Virus auch im Nasen-Rachenraum (nicht nur in Blut und Lungengewebe) bereitzustellen, dass die Erreger schon beim Eintritt in die Nasenschleimhaut attackiert und an der Massenvermehrung gehindert werden. Gerade im Nasen-Rachenraum sind solche neutralisierenden Antikörper wichtig – wichtiger noch als die vergleichsweise sperrigen T-Immunzellen etwa, die verstärkt im Blut kursieren.  

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!