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Komisches Wetter

Ein Morgen im August, wenige Tage nach der Veröffentlichung des Weltklimaberichts. In Südeuropa brennen die Wälder, in Deutschland versuchen Menschen seit Wochen, mit den Folgen der Flutkatastrophe zurechtzukommen. Olivia Laing, Schriftstellerin, sitzt in ihrem Haus im Süden Englands und spricht über ein Buch, das sie vor über zehn Jahren geschrieben hat und das nun, das Timing könnte kaum besser sein, auf Deutsch erschienen ist.

Anna Vollmer

Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

„Zum Fluss. Eine Reise unter die Oberfläche“ lässt einem in diesen Tagen einen Schauer über den Rücken laufen, liest es sich doch an manchen Stellen wie ein aktueller Zeitungsbericht mit ausgetauschten Ortsnamen: „Die Höchstmarke erreichte die Flut um halb zehn Uhr abends in Malling, wo das Wasser zwei Stockwerke hoch stand. Auch die Straßen und Bahngleise waren überschwemmt, und Lewes hatte sich in eine Insel verwandelt, durch den wild gewordenen Fluss von der Außenwelt abgeschnitten. Wasser ist schlau, so viel steht fest. Es dringt in den kleinsten Spalt, und seien die Türen noch so dicht, unterscheidet nicht zwischen Kirche und Kloake. Wohin man auch sah, es riss buchstäblich alles mit sich: Gebetsbücher, Kinderspielzeug, Unterwäsche, tote Ratten.“

Das Hochwasser, von dem Olivia Laing schreibt, ereignete sich zehn Jahre bevor sie die Wanderung unternahm, von der ihr Buch handelt, im Jahr 2000, in der kleinen englischen Stadt Lewes. Laing, die „zwanghaft“ Nachrichten liest und dementsprechend die Bilder aus Deutschland und China gesehen hat, sagt: „Ist es nicht erstaunlich, dass wir beide es täglich schaffen, morgens aufzustehen?“

Die Menschen, die hier gelebt haben

Auf den ersten Blick ist „Zum Fluss“ kein Buch über den Klimawandel. Es ist eher, das trifft diese besondere Mischung aus verschiedenen Genres vielleicht am besten, die Biographie eines Flusses, der Ouse. Ein kleiner, unbedeutender Fluss im Süden Englands, der allein deshalb zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist, weil sich die englische Schriftstellerin Virginia Woolf hier 1941 ertränkte. Dieses Ereignis nimmt Laing zum Anlass, um auf einer Wanderung von der Quelle bis an die Mündung des Flusses über Woolf, aber auch über alles andere nachzudenken, was sie mit der Ouse und dem umliegenden Landstrich in Verbindung bringt: Mittelalterliche Schlachten, Sagen und Mythen, Pubgespräche und die Industrialisierung.

Vor allem schreibt Laing über die Menschen, die hier gelebt haben: Über Woolf und ihren Mann Leonard, über den englischen Schriftsteller Kenneth Grahame, aber auch über Hobbyarchäologen oder einfache Bewohner, die es durch Zufälle in die lokalen Archive geschafft haben. In diesen Archiven hat Laing viel Zeit verbracht und handgeschriebene Chroniken aus dem 16., 17., 18. Jahrhundert studiert. Es sei, sagt sie, ein Luxus, einen Ort so gut zu kennen.

Memoir, Künstlerbiographie und Essay

Ein Luxus für ihre Leser ist es, sich nicht nur durch dröge Stadtchroniken wühlen zu müssen, sondern von Laing zu lernen, was wirklich interessant ist. Zum Beispiel, dass Ende des 19. Jahrhunderts in der Bank of England Hundekämpfe stattfanden oder Mitarbeiter Schafe auf der Toilette schlachteten: „Es wurde viel getrunken, wenig gearbeitet und ging im Ganzen offenbar nicht minder zügellos und dekadent zu als unter den Hedgefonds-Managern und Devisenhändlern unserer Tage.“

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