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#Kommentar zu Bernd Pischetsrieder als neuem Daimler-Aufsichtsratschef

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Kommentar zu Bernd Pischetsrieder als neuem Daimler-Aufsichtsratschef

Richtig, das ist alles andere als ein Generationswechsel an der Spitze des Daimler-Aufsichtsrats, und auch nichts fürs Diversity-Lehrbuch: Da soll also im nächsten Frühjahr ein 73 Jahre alter weißer Mann einen dann fast schon 79 Jahre alten weißen Mann ablösen. Bernd Pischetsrieder heißt der Kandidat für den Posten des Chefkontrolleurs, den der Daimler-Aufsichtsrat aus seinen Reihen als Nachfolger für Manfred Bischoff gekürt hat. Seit 2014 ist Pischetsrieder dort aktiv, ohne damit in der Öffentlichkeit aufgefallen zu sein.

Zumindest für jene, die nicht so tief drin sind in der Autowelt, klingt das erst einmal verwunderlich: Pischetsrieder, den Namen hat man doch lange nicht gehört, war der nicht mal was im vorigen Jahrtausend? Richtig, damals, in den neunziger Jahren, war Pischetsrieder BMW-Vorstandsvorsitzender.

Danach hat er noch einige Jahre den VW-Konzern geführt, bis er im Machtkampf gegen den VW-Patriarchen Ferdinand Piech aufgeben und den Posten dem Piech-Vertrauten Martin Winterkorn überlassen musste. Das war im Jahr 2006 gewesen.

Der Auto-Diplomat

So gesehen ist Pischetsrieder ganz klar ein Mann jener alten Zeiten, seine Welt ist die des Verbrennungsmotors, die Transformation der Autoindustrie hin zu Digitalisierung und Elektromobilität hat er in seinen operativen Zeiten allenfalls ansatzweise anstoßen können. Für Wandel jedenfalls steht der Name Pischetsrieder bislang nicht.

Und trotzdem ist er vielleicht ein guter Kandidat für diesen Posten als Daimler-Aufsichtsratschef – gerade weil die Zeiten so volatil sind. Pischetsrieder ist vor allem dadurch aufgefallen, dass er inmitten stürmischer Zeiten stets Ruhe bewahrte. Und genau so eine Leitfigur könnte ein Autokonzern im Augenblick prima gebrauchen. Denn die lange geübte Konsenskultur im Daimler-Konzern, die den Mitarbeitern in Deutschland zum Beispiel eine Beschäftigungssicherung bis Ende dieses Jahrzehnts gewährt, steht vor einer Bewährungsprobe: Das Ende des Verbrennungsmotors ist eingeläutet und das bedeutet definitiv gravierende Veränderungen für die Belegschaft in diesem so stolzen, traditionsbewussten Unternehmen. Zur Erinnerung: Hier hatte man seinerzeit das Auto erfunden!

Pischetsrieder, ein studierter Maschinenbauer, ist einer, der versteht, warum man so stolz sein kann auf die Entwicklung dieser verbrauchsarmen Verbrennungsmotoren. Das schafft Vertrauen in der Beziehung zu den Beschäftigten, die wohl wissen, dass man diese hohe Kunst in Zukunft nicht mehr wird brauchen können.

Und wer kommt dann?

Das diplomatische Geschickt von Pischetsrieder wird zudem im Verhältnis zu den Großaktionären von Vorteil sein. Daimler ist ja in der komfortablen und doch zugleich kritischen Situation, gleich zwei große Anteilseigner aus China zu haben, dem größten Automarkt der Welt. Einerseits den langjährigen Produktionspartner BAIC und als größten Anteilseigner Li Shufu, den Unternehmer hinter dem Autokonzern Geely.

Das allein ist schon heikel genug, weil die beiden Aktionäre teilweise für sich selbst und für Daimler konträre Ziele haben, ohne ihre Absichten aber offen zu legen. Ganz abgesehen davon darf Daimler nicht riskieren, zu tief in irgendwelche internationalen Handelskonflikte hineingezogen zu werden.

Es spricht also viel dafür, so einen erfahrenen Auto-Diplomaten wie Bernd Pischetsrieder mit der Aufgabe zu betrauen, den Ausgleich zwischen all den verschiedenen Interessen zu finden. Und zugleich den Vorstand auf seinem Weg des Wandels zu unterstützen.

Das alles ist aber nur eine Momentaufnahme. Definitiv kann Pischetsrieder wegen seines fortgeschrittenen Alters nur ein Übergangskandidat sein. Und das ist der Wermutstropfen an dieser Personalie: Ein Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht, schon gar nicht eine Kandidatin nach Art von Kamala Harris, um einmal die Analogie zur amerikanischen Präsidentenwahl zu ziehen.

Das liegt vor allem daran, dass alles immer darauf fokussiert war, eines Tages den langjährigen Vorstands-Vorsitzenden Dieter Zetsche zum Chefkontrolleur zu machen. Es ist gut, dass er selbst davon abgerückt ist und das Szenario der Vergangenheit angehört.

Aber die Personalentscheidung jetzt sollte eine Lehre sein, dass immer frühzeitig verschiedene Nachfolge-Optionen bestehen sollten. Dieses Ziel  muss in den nächsten Jahren sehr viel aktiver betrieben werden.

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