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#Komplexe Logistik bei Ernstfall für NATO an Ostflanke

Wenn die Staats- und Regierungschefs der NATO in den kommenden Tagen in Vilnius zusammenkommen, dann werden sie über die Eck­pfeiler der Bündnisverteidigung spre­chen: Wie viel Geld die Mitglieder in ihre Wehretats investieren, welche Trup­pen sie bereitstellen für die Ostflankeund mit welchen Waffensys­temen sie ausgerüstet werden, um im Ernstfall einen russischen Angriff abwehren zu können. Ein Aspekt wird dabei vermutlich im Hintergrund bleiben, obwohl ohne ihn kein Quadratzentimeter des Bündnisses zu verteidigen ist: die Logistik.

Milliarden, Brigaden und Haubitzen sorgen für Aufmerksamkeit, der Transport und die Versorgung tun es selten. Dabei zählen beide zu den größten Herausforderungen, mit denen sich die Allianz konfrontiert sieht. Denn damit Haubitzen feuern, Panzer fahren und Sol­daten kämpfen können, braucht es ein gigantisches Netzwerk, über das ein steter Strom aus Material und Soldaten bis an die Front (und auch wieder zurück) fließt.

Geschrieben ist so etwas schnell, praktisch umzusetzen aber äußerst anspruchsvoll. Erst recht in dem neuen Rahmen, den die NATO plant: Bis zu 800.000 Soldaten wollen die Bündnispartner künftig binnen 180 Tagen aufbieten können, um notfalls mit ihnen vom Donaudelta bis hoch zur Finnmark das eigene Territorium zu verteidigen.

Russland abschrecken

So sieht es das neue Streitkräftemodell der NATO vor. Mit ihm soll Russland stärker abgeschreckt werden. Auf die vergleichsweise kleinen Kampfgruppen der Verbündeten, die schon jetzt auf rotierender Basis an der Ostflanke gemeinsam mit den dortigen Heimatstreitkräften wachen, will sich angesichts der russischen Invasion in der Ukraine die Allianz nicht mehr allein verlassen. Abschreckung aber lebt von Glaubwürdigkeit, und die er­reicht man dem Kreml gegenüber nicht mit Absichtserklärungen, sondern nur durch aufmarschbereite und durchhaltefähige Kampfverbände.


Bild: F.A.Z.-Karte

Die Voraussetzungen für dieses „En­ablement“ werden in Ulm geplant. In der Wilhelmsburg-Kaserne, oberhalb der Stadt, sitzt das zuständige NATO-Kommando für Truppen- und Materialtransporte, das „Joint Support and Enabling Command“ (kurz: JSEC). Dort gleitet Alexander Sollfrank mit einem Finger über eine Europakarte, die mit vielen Verbindungen, bunten und sich kreuzenden Linien eher dem Linienplan einer Großstadt gleicht. Der deutsche Generalleutnant führt das Kommando mit seinen knapp 500 Dienstposten, das für den Alliierten Oberkommandierenden in Europa die Verlegung und Versorgung der Bündnistruppen von den Ostküste der Vereinigten Staaten bis an die Ostflanke der NATO plant.

Details über die Transportwege, auf die Sollfrank deutet, sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Informationen, die den Russen dienlich sein könnten, bleiben im Büro des Kommandeurs. Klar ist, dass das Netzwerk aus Schienen und Straßen in Häfen entlang der Westküste Europas beginnt und sich dann in Korridoren mit einer Vielzahl an Routen und Ersatzwegen gen Osten bis an die Grenze des Bündnisgebiets erstreckt. Und die müssen einiges aushalten.

„Wirklich große Kräftege­binde“

Es seien „wirklich große Kräftege­binde“, die die NATO möglicherweise in „kurzer Zeit“ in die zugewiesenen Einsatzräume verlegen wolle, sagt Sollfrank. Er spricht von Brigaden und Divisionen, militärischen Großverbänden also, die aus vielen Tausend Soldaten bestehen, inklusive ihres mitgeführten Geräts. Ein Stück weit sind die Aufgaben, um die er sich jetzt kümmert, für den 56 Jahre alten General ein Déjà-vu. Als er als junger Offizier Ende der Achtzigerjahre einen Panzergrenadierzug in Bayern führte, standen noch größere Verbände, die Korps, eng an eng an der deutsch-deutschen Grenze, um den Warschauer Pakt von einem Angriff gen Westen abzuschrecken.

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