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#Künstlerin Rajkowskas Sorry in Frankfurt als Mauer des Anstoßes

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An der deutsch-polnischen Grenze steht bis Oktober eine neue Mauer. Eine Kunstspedition errichtete sie auf der Oderpromenade von Frankfurt an der Stadtbrücke, die ins polnische Słubice führt. Die Mauer ist drei Meter hoch und mit in den Himmel ragenden Glassplittern versehen. Zur Einweihung des Werks der Warschauer Künstlerin Joanna Rajkowska kommen auf Einladung der Europa-Universität Viadrina hundert Einwohner, sie sprechen Deutsch, Polnisch und Ukra­inisch. Die 48 Betonelemente wirken wie ein Labyrinth, das sich Spaziergängern und Fahrradtouristen in den Weg stellt. Dagegen regte sich in lokalen Diskussionsforen bereits Protest. Zoomt man aus der Sommerszenerie mit einer Drohne in die Höhe, ist der Titel von Rajkowskas Arbeit zu erkennen. Das Profil der Mauerteile ergibt das Wort „Sorry“.

Rajkowska nennt ihr Werk „Gegendenkmal“. Die seit 2021 an der polnisch-belarussischen Grenze errichtete Mauer sei der Ausgangspunkt für ihre Arbeit gewesen. Dort wenden Be­am­te des polnischen Grenzschutzes systematisch illegale Pushbacks an, um Menschen aus dem Irak, Afghanistan, dem Jemen und Syrien daran zu hindern, einen Asylantrag zu stellen. Nach Angaben der polnischen Initiative Grupa Granica starben seither 38 Menschen an den Folgen von Kälte, Erschöpfung oder Verletzungen, die sie beim Grenzübertritt erlitten. „Das ist kein Kunstwerk über die deutsch-polnischen Beziehungen, sondern über den Kern der europäischen Gemeinschaft“, sagt Rajkowska. Auch der neue Standort von „Sorry“ am Oderufer sei bedeutsam, da dem Fluss bei steigenden Temperaturen im Sommer erneut ein Fischsterben droht.

„Sorry“ war zuvor auf dem Gelände einer Warschauer Privatuniversität zu sehen. Die Arbeit war in Posen vom Kunstverein Zachęta in Auftrag gegeben worden und soll dort in Zukunft am zentralen Kaponiera-Kreisverkehr der Stadt zu sehen sein. In Warschau hatte Rajkowska mit einer künstlichen Palme in der Jerusalem-Allee gezeigt, wie ein einzelnes Werk sowohl Kunst- als auch Stadtgeschichte schreiben kann. Die Palme gilt seit ihrer Errichtung 2002 als Wahrzeichen und verblieb auch nach Ablauf der Kunstaktion auf dem Charles-de-Gaulle-Platz mitten in der polnischen Hauptstadt. Dass in Polen die Kunstproduktion auch in Zeiten nationaler Töne aus dem Kulturministerium weiterhin eng mit globalen Suchbewegungen verknüpft ist, liegt wie im Fall von „Sorry“ an der Dichte von Kunstvereinen und Ausstellungszentren auf Woiwodschafts- und Metropolebene, die bereits vor 1989 dafür Sorge getragen hatten, dass die wichtigsten Positionen der heimischen Gegenwartskunst in polnischen Sammlungen vertreten sind.

Eine universelle Antwort

Aus der Vogelperspektive ist an der Stadtbrücke zwischen Frankfurt und Słubice zu erkennen, wie die Situationen in Ost- und Westpolen direkt miteinander verbunden sind. Das Land Brandenburg hatte auf einem Plateau unmittelbar oberhalb von Rajkowskas Kunstwerk im Frühjahr 2023 Schleierfahndungen eingeführt. Obwohl es sich nicht um stationäre Kontrollen handeln soll, stehen rund um die Uhr Mannschaftsbusse der Bundespolizei an der Brücke und halten Fahrzeuge an. Die Routen einer steigenden Zahl von Menschen, die über Belarus oder die Slowakei nach Polen kommen und nach Deutschland gelangen wollen, führen über die Oderbrücke.

Mit der Ankunft von Prigoschins über Jahre vom russischen Staat finanzierten Wagner-Söldnern in der Republik Belarus rückt die polnisch-belarussische Grenze ins Zentrum der polnischen Innenpolitik. Polens Vizpremier Jarosław Kaczyński hat bereits auf die zunehmende Gefahr von Provokationen hingewiesen. Mit dieser Begründung könnte er theoretisch entlang der Mauer in östlichen Kreisen den Ausnahmezustand ausrufen, um das Abhalten der für Oktober anstehenden Parlamentswahlen zu verhindern. Schon jetzt wird deutlich, dass Kaczyński Migration zu einem Kernthema seines Wahlkampfs machen wird. Joanna Rajkowska hat mit „Sorry“ eine universelle Antwort gefunden, um diesen politischen Winkelzügen zum eigenen Machterhalt ein klar verständliches „Nein“ entgegenzusetzen.

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