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#Kurzfilme über das Unendliche

Kurzfilme über das Unendliche

Kurzfilme sind die abgelegenen Inseln der Filmfestivals. Beim Blick ins Programm überfliegen die Zuschauer sie und kaufen am Ende doch ein Ticket für den Langspielfilm, weil man da weiß, was man bekommt. Ein Besuch der Filminselchen erfordert einen wacheren Geist, weil man sich wie bei einer Vertrauensübung alle paar Minuten blind in eine völlig neue Handlung fallen lassen muss und auf einen Actionfilm schon mal ein Experimentalstück folgt. Wie solche Kurzfilmreihen gut kuratiert aussehen können, hat gerade das Berliner Science-Fiction-Filmfest gezeigt.

Maria Wiesner

Dort erzählt etwa das kurze KI-Drama „Jeff Drives You“ von einem jungen Mann, der sich in eine Künstliche Intelligenz verliebt. Die nennt sich selbst „Jeff“ und steuert ein selbstfahrendes Auto. Klingt wie ein Remake von Spike Jonzes „Her“? „Jeff“ ist eher dessen kleiner Bruder auf erotischen Irrwegen. Tanner Rittenhouse legt der Auto-KI so viel Sex-Appeal in die Stimme, dass Scarlett Johanssons dunkles Schnurren in „Her“ dagegen keusch wirkt. Wenn schon manche Autowerbung die schnittigen Kurven des Produkts in erotischer Bildsprache anpreist, so treibt Regisseur Aidan Brezonick das auf die Spitze, lässt Scheinwerfer verführerisch funkeln und hat sich darüber hinaus noch ein paar Gedanken gemacht, wie eine Künstliche Intelligenz mittels eines Autos Gefühle ausdrücken würde. Sanfte Innenbeleuchtung zeigt von Blau bis Pink Jeffs Emotionsspektrum, ein Display mit lavalampenähnlichen Blasen erzählt blubbernd, welche Gefühle sich an die Oberfläche arbeiten.

Schöne Kurven: KI-Auto Jeff flirtet nicht nur mit seinem Äußeren.


Schöne Kurven: KI-Auto Jeff flirtet nicht nur mit seinem Äußeren.
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Bild: Festival

Die Frage, wozu Maschinen fähig sein könnten, ist so alt wie der Film selbst. Fritz Lang stellte sie in „Metropolis“, Jonathan Nolans Serie „Westworld“ geht ihr mittlerweile in der vierten Staffel nach – doch Kurzfilme wie „Jeff Drives You“ oder auch der chinesische „16“ (der wissen will, ab wann eine Künstliche Intelligenz die gleichen Rechte hat wie ein Mensch, und dabei Ideen entwickelt, die man gern in „Westworld“-Länge sehen würde), haben den Vorteil, dass Zeitknappheit die besseren Pointen fordert. Und gerade als man nach knapp 17 Minuten über die Auflösung von Brezonicks „Jeff Drives You“ verwundert auflacht, beginnt auch schon der nächste Film.

Die Filmemacher winken virtuell ins Wohnzimmer

Das Berliner Science-Fiction-Filmfest hat das Beste daraus gemacht, dass in diesem Jahr keine langen Filmabende in Anwesenheit der Regisseure im Berliner Babylon-Kino möglich sind. Statt an die Kinokasse geht man hier in den virtuellen Vorführsaal, statt Gesprächen auf der Bühne gibt es meist ein kurzes virtuelles Grußwort der Filmemacher, die von ihren Küchentischen und Arbeitszimmern in New York, London oder Madrid ins fremde Wohnzimmer winken. Draußen wütet eine Pandemie, die unser Leben verändert, aber gerade Science-Fiction hat dieses Thema doch schon Jahre zuvor in allen erdenklichen Varianten durchgespielt, das schafft Gelassenheit. Und weil Künstler, die sich sowieso schon mit diesem Genre beschäftigen, offener für Möglichkeiten sind, Extremfälle zu überstehen, läuft auf dem Festival zum Beispiel der Dreiminüter „Project-19“, der während der Quarantäne in einem New Yorker Apartment entstand. Randy Scott Slavin, der sein Geld als Werberegisseur und Drohnenfotograf verdient, lässt dafür die sechsjährige Zoe durch den Keller streifen und Kabel, Stecker, Batterien zusammensuchen. Das Mädchen ist nicht nur von Corona genervt, es versucht mit seinem Ingenieurstalent auch mit Mamas iPhone mehr als nur eine Telefonverbindung zur Oma herzustellen.

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