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#Landwirte fordern mehr Geld für Milch und Fleisch

Landwirte fordern mehr Geld für Milch und Fleisch

Obgleich sich in der Corona-Pandemie Großdemonstrationen verbieten, spricht auch in diesen Zeiten nichts gegen ein wenig Protest. So sehen es jedenfalls einige Landwirte, die am Mittwoch bundesweit Delegationen, bestehend aus je zwei Personen, zu Molkereien und Schlachtbetrieben geschickt haben. Anlass für die Aktion waren die Erzeugerpreise für Milch und Fleisch, die in den Augen vieler Bauern zu niedrig sind.

Jessica von Blazekovic

„Die wirtschaftliche Situation unserer Betriebe spitzt sich täglich zu“, sagt Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, der mit der Bewegung „Land schafft Verbindung“ und anderen Organisationen zu der Aktion aufgerufen hatte. Die Landwirte wüssten nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollten. Wie die Erzeugergemeinschaft MEG Milch Board vorrechnet, würden bei den aktuellen Preisen rund ein Drittel der Kosten der Milchviehhalter nicht gedeckt. Im Oktober lag der Auszahlungspreis bei durchschnittlich 31,2 Cent je Kilogramm konventionell erzeugter Kuhmilch. Im Schnitt der ersten neun Monate des Jahres waren es rund 0,9 Cent weniger als im entsprechenden Zeitraum 2019.

Die Landwirte verlangen nun 15 Cent mehr pro Kilo Milch, einen Euro mehr pro Kilo Rindfleisch, 50 Cent mehr pro Kilo Schweinefleisch sowie 20 Cent mehr pro Kilo Geflügel. Ihre Forderung richten sie aber nicht etwa an den Lebensmitteleinzelhandel, der nicht selten für die finanziellen Nöte der Bauern verantwortlich gemacht wird. Die Erzeuger sehen die Verarbeiter als Zwischenhändler in der Verantwortung. Die Aktion sei deshalb ganz bewusst an sie gerichtet.

Butterberge in den Siebzigern und Achtzigern

Besonders der Milchpreis ist seit jeher ein Zankapfel. Er setzt sich zusammen aus den Umsatzerlösen der verschiedenen Absatzkanäle der Molkereien. Rund die Hälfte der in Deutschland produzierten Milch wird ins Ausland exportiert, etwa in Form von Milchpulver. Damit ist ein Großteil der heimischen Produktion vom Weltmarkt abhängig. Etwas mehr als ein Drittel der Milch wandert in deutsche Supermärkte, der Rest landet bei Großkunden. Mit Blick auf die Abhängigkeit vom Weltmarkt kritisiert der Milchindustrie-Verband als Vertreter der Molkereien denn auch die Aktion der Bauern. „Das Milchgeschäft ist vollkommen verknüpft, von Peking bis Hannover, und die Marktlage gibt einfach keinen höheren Preis her“, sagt Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser. Bei einem Aufschlag von 15 Cent auf den Preis wüssten die Molkereien außerdem nicht mehr, wohin mit der „weißen Ware“.

Agrarfachmann Sebastian Hess von der Universität Hohenheim erinnert in diesem Zusammenhang an die Butterberge der siebziger und frühen achtziger Jahre, als staatliche Eingriffe dazu geführt hatten, dass die Landwirte viel zu viel Milch produzierten. „Die Idee eines staatlich gemanagten Milchpreises gehört hoffentlich ein für alle Mal der Vergangenheit an“, sagt Hess. Er sieht als einzige Lösung für das Dilemma der Landwirte bessere Vermarktungsstrategien. Viele Milchviehhalter hätten als Mitglieder genossenschaftlich organisierter Molkereien direkten Einfluss darauf, welche Produkte auf welchen Märkten verkauft würden. „Hier braucht es unternehmerischen Mut, um beispielsweise in starke eigene Produkte mit regionalem Bezug zu investieren.“

Rückendeckung erhielten die Milchbauern unlängst vom Deutschland-Chef der dänischen Molkerei Arla, die hierzulande zu den größten Milchverarbeitern gehört. In der „Welt“ sagte Markus Mühleisen, auf mittlere Sicht wäre eine Erhöhung der Erzeugerpreise um 15 bis 20 Cent pro Kilogramm Milch erforderlich, um profitabel zu arbeiten und die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Tierwohl zu erfüllen.

Bei der Übergabe des Forderungspapiers am Mittwoch kam im Übrigen doch etwas Demo-Stimmung auf: Einige Landwirte fuhren mit ihren Schleppern vor. Die Verarbeiter hätten nun eine Woche Zeit, Vorschläge vorzulegen, wie die Erlöse in der Wertschöpfungskette gerechter verteilt werden könnten, hieß es. Am 19.November wollen die Landwirte dann die Stellungnahmen abholen.

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