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#Leben und Sterben für den Fußball

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Leben und Sterben für den Fußball

Dieser Film stellt die Welt auf den Kopf. Das Fußballstadion ist voll, die Fans ziehen in großen Gruppen durch die Straßen des Münchner Stadtteils Giesing, dicht an dicht stehen sie im Gasthaus, das Helle fließt in Strömen. Das erste Heimspiel unter dem neuen Trainer haben die „Blauen“ mit eins zu vier verloren, für die leidgeprüften Anhänger ist abermals klar, dass man ein „Märtyrer“ sein muss, wenn man diesen Verein unterstützt. Es geht nicht um Sieg oder Niederlage, Auf- oder Abstieg oder darum, ob der Linksaußen eine Flasche und der Schiedsrichter blind ist; der Fußball, der Verein, das ist das Leben.

Michael Hanfeld

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

In der realen Gegenwart ist das Stadion coronabedingt leer, die Fankultur ist ausgesetzt, das soziale Miteinander findet nicht statt. Umso wichtiger, findet der Schauspieler Marcus Mittermeier im Gespräch mit dem „Löwen-Magazin“, sei es, dass ein Film wie die elfte Episode von „München Mord“ an diesem Samstag laufe. „Ausnahmezustand“ lautet der beziehungsreiche Titel.

Der Ausnahmezustand – dass ein ganzes Viertel in Blau-Weiß getaucht ist und alle nur ein gemeinsames Thema haben –, ist der Normalzustand, den es zurzeit nicht gibt. Gäbe es ihn, stimmte auch eine weitere Prämisse des Films nicht. Der TSV 1860 München steht nämlich im Augenblick als Tabellenführer der dritten Liga recht gut da.

In der verkehrten Welt von „München Mord“ geschieht direkt nach dem Spiel ein Verbrechen. Manni Reinl, Hardcore-Fan der „Blauen“, der mit jedem Streit suchte, liegt tot im Hausflur. Eine alte Dame entdeckt den Ermordeten. Nebenan in der Metzgerei hat keiner etwas gehört oder gesehen, den Kommissaren Auskunft geben will auch niemand. Sie sind zwar unmittelbar nach der Tat schon vor Ort, müssen aber viele Runden und Verdächtige ein um das andere Mal durch die Mangel drehen, bis sie den Täter haben. Dass das Verbrechen etwas mit dem Fußball zu tun hat, versteht sich.

Eine Hymne auf die gute alte Zeit

Das Drehbuch von Ina Jung und Friedrich Ani ist eine Hommage auf den Sport und seine Anhänger und auf das frühere Arbeiterviertel Giesing. Von stimmigem Lokalkolorit zu sprechen wäre maßlos untertrieben. Hier stimmt einfach alles, es zahlt sich aus, das „München Mord“ bei dem Produzenten Sven Burgemeister in festen Händen ist und sich nur wenige Autoren bei den Drehbüchern abwechseln und behutsame Regisseure am Werk sind (Jan Fehse).

Die vier Hauptdarsteller Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held und Christoph Süß arbeiten die Nuancen ihrer Figuren filigran heraus. Heerwagens Kommissarin Flierl vermag es zu jeder Zeit, mit der unpassendsten Bemerkung jedwede Situation zu verschärfen: Ob die „Blauen“ wohl eine Chance gegen die Frauenmannschaft der „Roten“, also des FC Bayern, hätten? Mittermeiers Kommissar Neuhauser vermittelt einen wie immer unsteten Eindruck, legt aber plötzlich ein Glaubensbekenntnis als Fan der Sechzger ab, das sich gewaschen hat (im wahren Leben ist der Schauspieler allerdings ein „Roter“).

Helds Kommissariatsleiter Schaller rekonstruiert das Verbrechen wie üblich dank seiner seherischen Fähigkeiten und trifft auf ein ebenbürtiges Medium (Sigi Zimmerschied), Christoph Süß gibt als Vorgesetzter des Trios, dem man auf den ersten Blick nichts zutraut, seine bösen Sentenzen hinzu. Bei den Nebenrollen ragt diesmal Jürgen Tonkel als alles besser wissender, ungefragt jeden zutexender Fußballspezi (Spitzname „Breitner“) heraus.

„München Mord – Ausnahmezustand“ ist ein Kammerspiel auf offener Straße, eine „Hymne auf die gute alte Zeit“, wie es in den Produktionsnotizen heißt, „als Fußball ein großes gemeinschaftliches Erlebnis und die Farbe des Himmels über München-Giesing immer Blau war, und zwar Tag und Nacht.“

München Mord – Ausnahmezustand, heute, Samstag, 17.Oktober, um 20.15 Uhr im ZDF.

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