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#Großer Empfang für ein stolzes Schiff

Großer Empfang für ein stolzes Schiff

Die Gorch Fock ist bei ihrer Rückkehr in den Heimathafen mit so ziemlich allem begrüßt worden, was die Marine an freudigem Ritual aufzubieten hat: Begleitboote, Salutschüsse, Marschmusik, Willkommens-Rufe und Reden. Stundenlang. Es war, als kehre der fliegende Holländer nach einer jahrelangen Mission aus dem Weltall zurück. Dabei war die Gorch Fock all die Zeit bloß wenige Seemeilen weit gekommen und hatte sich mühsam von Werft zu Werft geschleppt.

Zeitweise fürchterlich anzusehen, bloß noch „ein leerer Stahlkasko“, wie die Bootsbauer bei der Bremer Lürssen-Werft schrieben, die sie schließlich nach sechs Jahren wieder zu dem gemacht haben, was sie war: der Stolz der Marine, ein segelndes Klassenzimmer und eine Botschafterin Deutschlands auf den Weltmeeren. Nach der Übergabe in Wilhelmshaven folgte die fünftägige Heimfahrt von der Nord- in die Ostsee und schließlich am Montag die Ankunft in Kiel, begleitet von Booten der Marine, der Küstenwache und zahlreichen Ausflugsschiffen, Segel- und Motorbooten.

„Sturmerprobt und leidgeprüft“

Am Ufer standen Hunderte Menschen, aus der Luft grüßte eines der letzten Transall-Flugzeuge der Luftwaffe, auch selbst schon ein Oldtimer. Ungeduldig waren Admiralität und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer der alten Bark bereits in die Kieler Förde entgegengeeilt, um die letzten Meilen bis zur Mole in Kiel mit der Stammbesatzung und Kapitän Nils Brandt zu verbringen. Der hatte all die Jahre bei seinem Schiff gehaust, ebenso wie Teile der Stammbesatzung, die statt vor Madagaskar nur auf dem Wohnboot Knurrhahn in Weser-Nähe gelegen hatte. Längst hätten auf Kapitän Brandt andere Aufgaben gewartet, aber er wollte partout beim Schiff und bei seinen Männern und Frauen bleiben. „Sturmerprobt und leidgeprüft“, lautet ihr Motto.

Die Gorch Fock Mitte September bei Wilhelmshaven


Die Gorch Fock Mitte September bei Wilhelmshaven
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Bild: dpa

„Fährt sich gut“, sagte der Kommandant nach einem ersten Eindruck auf See. Das Schiff, alles in allem 89 Meter lang, hat bei der Grundsanierung an die 70 Tonnen abgenommen, modernes Material und clevere Konstruktionen machten es möglich. Über die Details der 135-Millionen-Euro-Sanierung sollte an diesem Feiertag nicht so viel geredet werden. Das Schiff wäre nach Pfusch, Preistreiberei bei einer früheren Werft und möglicherweise auch Betrug und Korruption jedenfalls beinahe abgewrackt worden. Dann übernahm Lürssen die Fertigstellung.

Jetzt ist der Verbleib des Schiffs in der Marine vorerst gesichert. Und wo es so schön weiß in die Förde einlief, haben alle das Ihre dazu beigetragen. Oder sagen es jedenfalls. Begleitet von zwei Minenjagdbooten und begrüßt von 20 Schuss Salut aus Feldhaubitzen, die sie mit einem 21. Schuss erwiderte, kehrte die Gorch Fock am frühen Nachmittag an ihren angestammten Liegeplatz zurück.

Die Mole war drei Tage vor der Ankunft noch umbenannt worden, ebenso wie der Hafen. Der alte Name Tirpitz taugt nun plötzlich auch in der Marine nicht mehr als Vorbild, stattdessen heißt der Hafen jetzt geographisch und geschichtssicher Kiel-Wik, die Mole wird künftig Gorch-Fock-Mole einerseits (südlich) und Oskar-Kusch-Mole (östlich) heißen, nach einem jungen U-Boot-Kommandanten des Zweiten Weltkriegs benannt, der wegen regimekritischer Äußerungen im Mai 1944 hingerichtet wurde. 65 Jahre nach Gründung der Bundeswehr wurde somit festgestellt, dass der Großadmiral und Begründer der Hochseeflotte „nicht mehr in die Traditionslinie der Bundeswehr passt“. Also Anlegemanöver nicht mehr bei Tirpitz, sondern Gorch Fock an Gorch-Fock-Mole.

Ein bewahrenswerter Teil der Geschichte

Jetzt also hat die Marine ihr Schulschiff wieder, und Traditionen sind auch deswegen liebenswert, weil man nicht so sehr nach Kosten fragt. Das 1958 gebaute Schiff hatte selbst in schwersten Stunden geneigte Bundestagsabgeordnete unter seinen Anhängern, mehrheitlich aus dem Norden. Die fragten auch nicht danach, warum andere Marinen, etwa die britische, seit langem keine Segelschulschiffe mehr betreiben. Deutsche Marine und deutsches Parlament blieben letztlich der Auffassung, die Gorch Fock sei ein wichtiges und sinnvolles Instrument und ein bewahrenswerter Teil der Geschichte. Am Ende ließ sich auch die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen davon überzeugen.

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Lange wird die weiße Bark nicht in Kiel bleiben. Seefahrt tut Not, vor allem für die Stammbesatzung, die erst wieder eingeübt werden muss in alle Abläufe und Manöver an Bord eines Schiffs, das unter Segeln bald wieder junge Kadetten auf gute Seemannschaft, Wind und Wetter vorbereiten soll. Auf dass sie dereinst als gute Offiziere die modernen Boote und Schiffe der Marine, vielleicht eines Tages sogar Korvetten oder Fregatten, führen können.

In wenigen Tagen geht es für die Stammbesatzung los, vier Wochen trainieren sie auf der Ostsee für die volle Einsatzbereitschaft. Dann ein Törn, der durchaus auch als Lohn für die viele Mühe gelten kann: über Lissabon zu den Kanarischen Inseln und nach Teneriffa. Anfang kommenden Jahres soll dort die erste Kadettencrew an Bord gehen und ihre reguläre Ausbildung absolvieren. Zurück in Kiel wird die Gorch Fock dann, hoffentlich nach glücklicher Fahrt, in der zweiten März-Hälfte 2022 erwartet.

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