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Licht und Schatten

Das Leben muss großartig gewesen sein, damals in den Neunzigern: Claudia Schiffer und Cindy Crawford halten sich im Arm, beide tragen bauchfreie T-Shirts und wilde Haare. Aufgenommen hat sie Bruce Weber 1992. Amber Valletta steht im knappen roten Bikini am Strand in Rio, tanzt, lacht, wird beklatscht von einer Gruppe junger Männer. Das Bild ist aus dem Jahr 1997 von Mario Testino. Und Elle Macpherson ist nackt. So hat Patrick Demarchelier sie 1992 fotografiert.

Vom Laufsteg zum Shooting zur Party

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das Leben sieht nicht nur großartig aus auf diesen Bildern, es klingt auch so: „Wir gingen direkt vom Laufsteg zum Shooting in Versaces Palazzo und von dort zusammen zur Party.“ So steht es neben einem Gruppenbild von 1994 in dieser Ausstellung geschrieben. Zehn Frauen, darunter fünf Supermodels, sind darauf in schimmernden Abendkleidern zu sehen. Es erinnert sich eine von ihnen: Claudia Schiffer.

In der Badewanne: Naomi Campbell, Christy Turlington und Linda Evangelista 1990


In der Badewanne: Naomi Campbell, Christy Turlington und Linda Evangelista 1990
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Bild: Roxanne Lowit

Auf einigen Bildern ist sie allein abgebildet, wirft ihren Kopf nach vorne, zieht einen Schmollmund. Aber Claudia Schiffer ist in dieser Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast nicht nur eines von vielen Models. Sie ist auch die Kuratorin. Es ist ihr Debüt. Es soll ein persönlicher Blick sein, von einer Frau, die nur selten Privates teilt. Claudia Schiffer, 51 Jahre alt, war in den Siebzigern ein Kind, in den Achtzigern ein Teenager, in den Neunzigern wurde aus ihr ein Super­model. Diese Dekade hat sie sich vorgenommen. Es passt, dass sie das hier macht, in Düsseldorf. Keine 50 Kilometer entfernt wuchs sie auf, in Rheinberg, wurde in der Düsseldorfer Diskothek „Checker’s“ entdeckt. Jetzt zeigt sie in dieser Stadt, was darauf folgte, wie sie, mit einigen anderen Frauen, eine Ära mit einem Bild von Schönheit prägte, das sich bis heute hält.

Gar nicht so weit weg

Dreißig Jahre ist das jetzt her, dabei sind die Neunziger, zumindest einerseits, ganz nah: Die allermeisten Menschen kleiden sich heute nicht mehr wie in den Sechzigern, Siebzigern oder Achtzigern. Aber von dem Look der Neunziger, dem sogenannten Minimalismus, maßgeblich bestehend aus Jeans und weißem T-Shirt, dazu vielleicht einem Paar goldener Kreolen für Frauen, bis zum Alltagslook des 21. Jahrhunderts, bestehend aus Jeans und T-Shirt, dazu vielleicht Goldschmuck, ist es nicht weit. Im Radio läuft noch immer wie selbstverständlich Pop. Die Dramen um Britney Spears sind auch heute Thema.

Schiffer für Guess Jeans 1989: „Mit Ellen von Unwerth zu arbeiten kam mir vor, als würde ich mit einer Freundin Spaß haben“, sagt Schiffer heute.


Schiffer für Guess Jeans 1989: „Mit Ellen von Unwerth zu arbeiten kam mir vor, als würde ich mit einer Freundin Spaß haben“, sagt Schiffer heute.
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Bild: Ellen von Unwerth/Trunk Archive

Es ist bezeichnend, dass Schiffer in dieser Ausstellung sich und die anderen Akteurinnen dieser Zeit selbst gestaltet, anstelle etwa gestaltet zu werden, wie es für Models lange Zeit üblich war. Die Supermodels gingen ihre Karrieren schließlich auf einmal wie Unternehmerinnen an. „Historisch ist das eine bemerkenswerte Leistung, die wir aus unserer heutigen Perspektive vielleicht als zu selbstverständlich wahrnehmen“, sagt Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalasts, über die Zeit dieser Frauen. Deren Lebensleistung ist schon deshalb nicht zu unterschätzen, weil ihre Kernkompetenz eben nicht die Quantenphysik war, sondern ihr Aussehen. Schönheit ist einfach herabzuwürdigen, vor allem von Männern.

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