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#Long Covid führt zu langen Krankschreibungen

„Long Covid führt zu langen Krankschreibungen“

Nicht nur Todesfälle, sondern auch langanhaltende Gesundheitsbeeinträchtigungen sind eine ernste Konsequenz der Corona-Pandemie. Die Techniker-Krankenkasse (TK) stellte am heutigen Mittwoch Auswertungen von Daten ihrer erwerbstätigen Versicherten vor, die im Jahr 2020 positiv getestet wurden. Demnach kann „Long Covid“, also die Krankheit nach der akuten Infektion, häufig zu längerfristigen Krankschreibungen führen. Schon leichte Infektionen führten im Folgejahr laut TK zu durchschnittlich 90 Fehltagen. Corona-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, waren im Mittel 168 Tage krankgeschrieben, beatmungspflichtige Patienten sogar 190 Tage. Im Durchschnitt über alle Patientengruppen waren es 105 Tage.

Bei Versicherten mit einer Corona-Infektion im Jahr 2020 gab es laut der Daten, die im TK-Gesundheitsreport zusammengefasst sind, ein Risiko von knapp einem Prozent für eine Krankschreibung im Folgejahr. Dies erscheine vielleicht als ein geringer Anteil, sagt TK-Chef Jens Baas. „Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind – wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus.“ Häufig wird laut TK auch nicht der Diagnoseschlüssel für Post-Covid genutzt, wie das Syndrom ab einer Dauer von drei Monaten genannt wird. Diesen gebe es ohnehin erst seit November 2020.

Jeder achte Versicherte wegen Corona krankgeschrieben

Während es 2021 aufgrund einer geringeren Krankheitslast durch sonstige Infektionskrankheiten einen „relativ günstigen Krankenstand“ gab, wie Thomas Grobe vom aQua-Institut bei der Vorstellung des Berichts sagte, sei jede achte bei der TK-versicherte Erwerbsperson aufgrund einer Corona-Erkrankung krankgeschrieben gewesen. In Summe waren es rund 1,3 Millionen Fehltage. Aber auch diese Zahlen basieren ausschließlich auf nachgewiesenen Arbeitsunfähigkeiten. Laut Schätzungen für 2021 könnte es 10 Millionen Fehltage gegeben haben, die durch Corona-Infektionen verursacht wurden, sagt Grobe.

Viele Menschen mit Long-Covid-Symptomen wie etwa starker Müdigkeit ließen sich laut TK gar nicht krankschreiben. Ohnehin seien die Symptome vielfältig: Sie reichten von verminderter Belastbarkeit und extremer Fatigue über Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen.

„Long Covid kann das Leben der Betroffenen massiv einschränken“, erklärte der Berliner Lungenfacharzt Christian Gogoll bei der Vorstellung des Berichts – er ist selbst hiervon betroffen. „Atemnot, Erschöpfung, Nervenschmerzen, die kleinste Tätigkeit führt im Alltag zur Belastung.“ Anfangs habe er es aufgrund von Luftnot nicht geschafft, in den ersten Stock zu gehen. Kollegen hätten ihm dies nicht geglaubt. Inzwischen gehe es ihm besser, aber die normale Sprechstundenarbeit sei immer noch eine Herausforderung.

Gewaltiger Forschungsbedarf

Gogoll empfiehlt Patienten, sich klar zu machen, dass sie eine schwere Virusinfektion hatten – und ihren Hausarzt als Ansprechpartner aufzusuchen. „Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten gibt es bisher nicht“, sagt er. Studien befänden sich noch in den Startlöchern, der Forschungsbedarf sei „natürlich gewaltig“. Einige Patienten erhofften sich Antikörpertherapien oder andere spezifische Therapieverfahren, die es bislang nicht gibt, sagt Gogoll. „Davon sind wir weit entfernt.“ Auch gebe es in Bezug auf die lungenfachärztliche sowie psychotherapeutische Behandlung einen langen Therapiestau.

Da für den Report nur Daten von Menschen analysiert werden konnten, die 2020 erkrankt sind, ist laut TK-Chef Jens Baas noch nicht abzusehen, „was da gegebenenfalls noch auf uns zukommt“. „Die allgemeine Datenqualität im deutschen Gesundheitswesen ist verheerend schlecht“, sagt Baas. Diagnosedaten lägen Kassen erst rund neun Monate nach ihrer Erstellung vor.

Einige Studien sollen in nächster Zeit die Auswirkungen von Long Covid im Land untersuchen. Wie das sächsische Forschungsministerium am gestrigen Dienstag bekannt gab, hat das Bundesland rund 2,5 Millionen Euro für eine Studie an der Universität Leipzig bereitgestellt, die langfristige Effekte der Infektion erforschen soll. Hierbei bauen die Forscher auf Daten einer früheren Studie auf, um die Gesundheit von Covid-19-Erkrankten mit der von Menschen ohne Infektion zu vergleichen – sie können dabei auch auf umfangreiche Gehirnuntersuchungen zurückgreifen. „Sachsen ist von der Covid-19-Epidemie in besonderem Maße betroffen“, erklärt das Ministerium: Einer von 250 Bürgern in Sachsen sei an oder mit Corona verstorben. „Die Erforschung der Long-Covid-Erkrankung steht am Anfang“, erklärt Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig.

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