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#Manche Nord-Stream-2-Kritiker sind Putins Partner

Manche Nord-Stream-2-Kritiker sind Putins Partner

Mit bösen Worten haben führende Politiker in Washington, London und Paris nicht gespart, wenn während der vergangenen Jahre die zweite direkte Pipelineverbindung zwischen Russland und Deutschland diskutiert wurde. Noch als Außenminister sagte der britische Politiker Boris Johnson 2018, Nord Stream 2 sei ein „entzweiendes Projekt“ Deutschlands, das zudem Europas Gasmarkt in der Hand eines böswilligen russischen Staates lasse. Der Außenminister der amerikanischen Regierung unter Donald Trump, Rex Tillerson, begründete seinen Widerstand mit „gemeinsamen strategischen Interessen“, sein Botschafter in Berlin sprach von „einem erheblichen Sanktionsrisiko“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte noch im Februar das Ende von Nord Stream 2.

Tobias Piller

Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland mit Sitz in Rom.

Gemeinsam ist all diesen Politikern, dass Öl- und Gaskonzerne aus ihren eigenen Ländern tief in russische Gasgeschäfte verwickelt sind. Herausragend ist dabei der Fall Großbritannien, dessen eigene Gasquellen in der Nordsee versiegt sind. Nun bezieht man selbst russisches Gas. Und der britische Öl- und Gaskonzern BP ist zu 19,75 Prozent am russischen Gaskonzern Rosneft beteiligt, der sich selbst als größten börsennotierten Gaslieferanten der Welt ansieht. In der Bilanz des britischen Ölkonzerns wird dabei immer wieder deutlich gemacht, dass man die Zahlen aus Russland nicht mit denen der eigenen Aktivitäten vermischen will und sie deshalb behandelt wie eine eigene ­Sparte. Größter Aktionär bei Rosneft ist mit offiziell 40,4 Prozent der russische Staat, weshalb sich dieser Konzern immer mit Vorzugsbehandlung in Moskau rechnen kann. BP kann daran direkt mitverdienen – obwohl ausgerechnet für 2020 ein Buchverlust registriert werden musste.

Konkurrenz für die Franzosen

Der französische Ölkonzern Total, mit 30,6 Prozent Staatsbeteiligung, ist nicht so privilegiert, aber zumindest Partner in diversen Investitionsprojekten an der Nordküste Russlands, am Arktischen Meer. Dort ist man beteiligt an Projekten zur Exploration von Gasfeldern und am Bau von Gasverflüs­sigungsstationen, mit denen dann Erdgas per Schiff zu den Märkten transportiert werden soll, weil offenbar der Bau einer Pipeline bis in diese abgelegene Region nicht rentabel ist. Die Gaspipeline nach Deutschland über die Ostsee ist damit einfach ein Stück zusätzliche Konkurrenz für das Geschäftsmodell der Franzosen.


Bild: F.A.Z.

Tief in Geschäften mit Russland steckt auch der amerikanische Ölkonzern Exxon Mobil. Der hält Bohr- und Explorationsrechte vor der russischen Insel Sachalin, die am Pazifik liegt, nördlich von Japan und nicht weit von Alaska entfernt. Exxon schreibt dabei in seiner Bilanz 2020, das Unternehmen habe die operative Führung eines Konsortiums zur Suche nach Öl und Gas, und zugleich sei dieses Konsortium Partner der russischen Regierung in einem Abkommen über die Erträge der künftigen Förderung. Während die Amerikaner in Europa mit der Keule von Sanktionen gegen all diejenigen gedroht haben, die neue Geschäfte mit Russland auf dem Gasmarkt machen, wird die amerikanische Exxon davon offenbar nicht gestört: „Exxon Mobil hält sich an alle entsprechenden Regeln, die für die Investitionen unserer Tochtergesellschaft in der Russischen Föderation gelten“, heißt es in einer Erklärung aus der Presseabteilung des Konzerns an die F.A.Z.

Der große Verlierer ist Italien

Die einzigen Verlierer im Wettlauf um Geschäfte mit russischem Gas waren womöglich die Italiener. Deren Spezialunternehmen Saipem hatte noch die Pipeline Nord Stream 1 verlegen dürfen, wurde aber im Streit mit Russland um die Sanktionen wegen der Annexion der Halbinsel Krim beim zweiten Pipelineprojekt in eine nachgeordnete Rolle degradiert.

Der italienische Öl- und Gaskonzern Eni (Benzinmarke Agip) hat inzwischen all seine Projekte in Russland abgewickelt und betätigt sich nur noch als Käufer von russischem Gas. Der Rückzug aus Russland sei schon vor der Annexion der Krim durch Russland und die folgenden Sanktionen entschieden worden, hieß es. Gleichzeitig gibt es aber Verbitterung bei Politikern wie dem ehemaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Der wollte eine Pipeline namens South Stream von Russland nach Italien bauen und damit Italien zur Drehscheibe für alle russischen Gaslieferungen machen. Dieses Projekt fiel den Sanktionen gegen Russland zum Opfer. Bald danach kritisierte Renzi, dass Italiens Projekt gestoppt sei, Deutschland aber weiterbauen dürfe.

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