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#Manche Orte profitieren von der Taliban-Herrschaft

„Manche Orte profitieren von der Taliban-Herrschaft“

Gut 60 kleine Gesichter, umrahmt von weißen Kopftüchern, blicken in Richtung der Tafel. Divisionsrechnen steht auf dem Stundenplan. Der Lehrer fragt, was passiere, wenn man 20 in drei Teile teilt. Hinten recken sich die Finger. Die Unruhe steigt, der Drang, das Ergebnis rauszurufen, fährt den Schülerinnen durch die Glieder. Doch je weiter der Blick nach vorne schweift, desto ratloser sind die Mienen. Mädchen von sechs bis 13 Jahren sitzen hier gemeinsam in dem kleinen Raum, dicht gedrängt auf dem Boden, fast jeder Quadratzentimeter ist besetzt. Vorne die Kleinsten, nach hinten immer größer, jene Mädchen, die endlich aufholen wollen, was ihnen jahrelang vorenthalten wurde.

Es ist die letzte Stunde an diesem Vormittag in Alischa, einem kleinen Dorf aus Lehmbauten irgendwo in den Bergen der Provinz Wardak ein paar Autostunden westlich von Kabul. Kein richtiges Schulgebäude haben die Mädchen hier, aber einen Raum mit weißen Wänden und einer alten Tafel, Kunststoffmatten auf dem Boden – und vor allem einen Lehrer. Vor ein paar Monaten erst hat in Alischa erstmals der Unterricht für Mädchen begonnen.

Es ist ein wenig paradox, aber seit der Machtübernahme der islamistischen Taliban in Afghanistan hat sich die Situation für viele Mädchen und Frauen im Land verbessert. Während in den Städten die Schülerinnen aus den höheren Klassen verbannt und alles Weibliche Stück für Stück aus dem Alltag verdrängt wird, kommen entlegene Regionen erstmals in den Genuss von Mädchenbildung und einer Gesundheitsversorgung. Denn rund 60 Prozent des Landes waren für internationale Hilfsorganisationen früher „weiße Gebiete“, in denen aus Sicherheitsgründen keine Projekte möglich waren. Und der Staat hatte sich schon lange aus jenen Gegenden zurückgezogen, in denen die Taliban die Oberhand gewonnen hatten.

Das Dorf Alischa in der afghanischen Provinz Wardak im Juli


Das Dorf Alischa in der afghanischen Provinz Wardak im Juli
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Bild: Daniel Pilar

Über endlose Serpentinen windet sich die holprige Staubpiste hinauf nach Alischa, durch karge, unwirtliche Felsebenen, bis irgendwann das Grün der Obsthaine erscheint. Afghanistan besteht zu weiten Teilen aus trockenen, ockerfarbenen Berglandschaften. Nur dort, wo Wasser aus dem Boden kommt, wird es plötzlich grün. Hinter krummen Natursteinmauern wachsen in Alischa satte Aprikosen, Pflaumen und Trauben und spenden in den Gärten kühlen Schatten. Kein Strommast und keine Telefonverbindung erreicht die Dörfer hier oben. Von der Moderne ist das Leben praktisch unberührt.

Die Mädchen wünschen sich mehr Platz

„Runter ins Tal sind wir früher nur im Notfall gefahren“, sagt Muhammad Rasul, der sein Alter auf 45 schätzt und in sein Haus einlädt. „Wir hier oben seien doch alle Taliban, haben sie unten gesagt und uns geschlagen und drangsaliert.“ Die Provinz Wardak, die westlich der Stadtgrenzen von Kabul beginnt, war viele Jahre lang heftig umkämpft. Unten in der Ebene, durch die eine der wichtigsten Überlandstraßen von der Hauptstadt in Richtung Südwesten nach Kandahar führt, saßen die Truppen der Regierung in hochgerüsteten Stützpunkten und warteten auf den nächsten Angriff. Je weiter es in die Berge ging, desto klarer war die Vorherrschaft der Islamisten.

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