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#Max Raabe: Jogginghose ist auch in der Krise keine Option

Max Raabe: Jogginghose ist auch in der Krise keine Option

Sänger und Stil-Ikone Max Raabe trägt Corona-Masken aus dem Baumarkt, aber Jogginghosen sind ein No-Go. Ein Gespräch über verschobene Konzerte, Hoffnung, Solidarität – und das, was nervt.

Als Konzerte noch möglich waren: Max Raabe & Palast Orchester. Foto: Imago Images/Agentur 54 Grad
Als Konzerte noch möglich waren: Max Raabe & Palast Orchester. Foto: Imago Images/Agentur 54 Grad

tipBerlin „Kein Schwein ruft mich an“ singen Sie auf Ihrem „MTV Unplugged“-Album. Ändert sich das nun in der Isolation, Herr Raabe?

Max Raabe Ja, ich bekomme auch Anrufe von Freunden aus Westdeutschland, von denen ich lange nichts gehört habe; die wissen möchten, wie es mir geht. Die machen sich Gedanken, da ich ja seit März nicht mehr auf der Bühne stand. Ja, es wird mehr telefoniert als früher.

tipBerlin Business-Videokonferenzen in Zoom und Skype bleiben Ihnen aber erspart?

Max Raabe Ja, Gott sei Dank! Wir schicken Mails und telefonieren. Die Situation ist die: 2020 mussten wir alle Konzerttermine vom Frühjahr auf den Herbst schieben. Und jetzt alles nach 2021. Das ist natürlich eine Men- ge Arbeit.

Max Raabe hat nichts abgesagt – aber alles verschoben

tipBerlin Wie viel lastet da auf Ihren Schultern? Sie sind ja gewissermaßen verantwortlich für Ihr Palast Orchester mit einem Dutzend Musiker*innen.

Max Raabe Ich fühl mich nicht belastet. Ich sehe es als großes Glück, dass wir ein so gutes Team haben. Wir haben die Sache mit den Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, immer sehr konstruktiv vorangetrieben. Das ist schon sehr beruhigend. Wir haben auch das Glück, dass wir viele neue Termine gefunden haben für 2021. Außer unserer Amerika-Tour haben wir nichts abgesagt, alles „nur“ verschoben. Das Phänomenale und Schöne ist, dass das Publikum die Karten nicht zurückgegeben hat. Alle behalten die Tickets und warten, dass wir wieder Konzerte geben. Das ist unglaublich berührend für mich und ein starkes Zeichen. Das hätte ich so nie erwartet.

tipBerlin An die 100 Konzerte stehen an. Da müssen Sie doch selbst den Überblick verlieren!

Max Raabe Wir haben so 80, 90 Konzerte im Jahr, das ist wahr. Natürlich weiß ich, wann ich wo bin, aber meist erst eine Woche vorher. (lacht)

tipBerlin Proben Sie seit März noch?

Max Raabe Leider nicht. Andererseits proben wir auch immer nur kurz bevor die Touren losgehen. Wann das im Frühjahr sein wird? Keine Ah- nung.

Max Raabe besitzt keine Jogginghosen

tipBerlin Sie gelten als einer der bestgekleideten Männer Berlins. Ich glaube, ich hab Sie mal im Frack auf dem Fahrrad in Mitte gesehen…

Max Raabe (lacht) Das halte ich für einen Mythos! Im Smoking bin ich wohl mal auf dem Rad unterwegs, wenn im Konzerthaus am Gendarmenmarkt eine Veranstaltung ist. Aber nicht im Frack! Das wäre gefährlich, weil dann die Frackschwänze in die Speichen geraten, und dann liegt man da! Aber ich kann Sie beruhigen. Ich bin froh, dass Sie mich gerade nicht sehen, wie ich hier am Telefon sitze. Das wäre eine große Enttäuschung für Sie!

tipBerlin Karl Lagerfeld sagte, wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Max Raabe Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Hose mit Gummizug habe. Nicht im Schrank und nicht an mir.

tipBerlin Wie sehen denn Ihre Corona-Masken aus? Haben Sie da besonders elegante Modelle?

Max Raabe Ach, nö, einfach die normalen, die es im Baumarkt gibt. Die mit der blauen Faltpappe, ich weiß nicht, wie das heißt. Diese simplen Dinger, die man ein Mal trägt. Kein besonderes Design mit Smiley oder Logo vom Palast Orchester.

Max Raabe: „Ich höre zu Hause, ehrlich gesagt, ziemlich wenig Musik.“

tipBerlin Tröstet die Musik oder ist es kitschig, das zu sagen? Um bei Ihren Songtiteln zu bleiben: Ist heute ein guter Tag, um glücklich zu sein? Oder wird heute der perfekte Moment verpennt?

Max Raabe Ich höre zu Hause, ehrlich gesagt, ziemlich wenig Musik. Oft solche mit nur ein oder zwei Instrumenten, Cello oder Klavier zum Beispiel.

tipBerlin Brauchen Sie das Reduzierte als Ausgleich, weil Musik so präsent in Ihrem Leben ist?

Max Raabe So denke ich nicht. Ich finde, es läuft alles so, wie es ist. Ich bin ja glücklich mit dem, was ich mache. Das sehe ich als großes Geschenk an. Ich habe immer Musik im Kopf und habe mich in letzter Zeit auch mit mei- nen Pop-Fachkräften getroffen: Annette Humpe und die Jungs von Rosenstolz. Es wird gebastelt und geschraubt.

tipBerlin Geht das anders als in „normalen“ Zeiten?

Max Raabe Merkwürdigerweise nicht. Wenn man zusammen ist, geht es sofort hoch her. Es fliegen die Ideen. Oder es passiert mal drei, vier Stunden gar nichts. Das ist aber völlig krisenunabhängig. Ich habe früher meine Sachen allein geschrieben, aber mittlerweile macht es mir gemeinsam mehr Spaß. Man kommt auch viel weiter.

Schwere Zeiten für alle

tipBerlin Es sind trotzdem fatale Zeiten.

Max Raabe Ja, aber für uns alle! Da heißt es, die Füße stillhalten und abwarten, dass es wieder besser wird. Und es wird besser.

tipBerlin Viele Musiker*innen, die weniger erfolgreich als Sie sind, machen sich dennoch Sorgen. Herbert Grönemeyer fordert Solidarität der reichen Musiker*innen mit den ärmeren.

Max Raabe Ja, absolut, so sehe ich das auch. Es betrifft aber nicht nur die Musiker, sondern auch all die Leute, die uns sozusagen den Boden bereiten: Wenn ich auf die Bühne gehe und da ist nichts, kein Mikrofon, kein Licht, dann hört man und sieht man mich nicht. Wir haben ein tolles Team, das uns über die Jahre unterstützt hat. Die sind uns wichtig. Und wir möchten, dass die über diese schwere Zeit hinwegkommen. Das ist nur fair, dass man sich da solidarisch zeigt.

tipBerlin Ist Ihr Terminkalender nun eigentlich leer?

Max Raabe Im Frühjahr ziemlich, leider. Aber ab Sommer haben wir einige Konzerte, auch Open- Air. Die wurden gar nicht verschoben, sondern sind neu dazugekommen.

tipBerlin Fehlt Ihnen die Struktur zurzeit im Alltag? Lässt Sie das verzweifeln?

Max Raabe Ich bin insofern nicht verzweifelt, weil ich nicht schuld bin. Das ist eine Situation, die von außen kommt und mit der wir alle irgendwie klarkommen müssen. Wenn ich persönlich was falsch gemacht hätte, in der Planung, im Repertoire, sodass was nicht läuft – dann wäre ich jetzt verzweifelt. Corona ist aber eine Sache, die alle zu tragen haben. Dadurch ist das für mich nicht besonders belastend. Es gibt andere Gewerke, die ganz miserabel dastehen: Restaurants, Kneipen, andere Kollegen. Ich hab da keine Philosophie, ich hoffe nur, dass der Quatsch bald vorbei ist.

tipBerlin Fehlt Ihnen das Ausgehen oder sind Sie eh Couch-Potato in der Freizeit?

Max Raabe Ich bin viel unterwegs. Aber wenn ich zurückkomme, melde ich mich. Mein Freundeskreis stammt teils noch aus der Grundschule. Den pflege ich, der ist mir wichtig. Wir gehen dann oft in Restaurants, Kneipen, Biergärten. All das ist mir enorm wichtig. Natürlich kann man sich auch gegenseitig zum Essen nach Hause bitten, aber selbst das ist jetzt schwierig. Das nervt mich mehr als alles andere.

Berliner Künstler*innen blicken auf 2021

Der international erfolgreiche DJ Alle Farben hat Corona mitten in der Asia-Tour erwischt. Für 2021 erwartet er die besten Festivals unseres Lebens. Auch die Berliner Schauspielerin Lilith Stangenberg hatte für dieses Jahr andere Pläne. Uns hat sie erzählt, welche Erkenntnis sie aus dem vergangenen Jahr für dieses gezogen hat.

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