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#Sächsischer Klimt in Ziegelrot

„Sächsischer Klimt in Ziegelrot“

Es gilt, eine Neuentdeckung zu feiern: Den 1870 in Leipzig geborenen und schon 1916 mit nur 46 Jahren in Dresden verstorbenen Fin-de-siècle-Maler Oskar Zwintscher. Er ist der große Unbekannte der Kunst um 1900, obwohl man ihn nicht ohne Grund den „sächsischen Klimt“ nannte – mit Klimt war er befreundet und stellte ge­mein­sam mit ihm aus. Malerisch kann Zwintscher allemal mit den Symbolisten Böcklin, Hodler und Klimt mithalten. Sein Dresdner „Bildnis einer Dame mit Zigarette“ von 1904 ist eine Ikone der selbstbewussten Frau, die in der Lebensreformbewegung und im Jugendstil eine völlig neue Wahrnehmung erfuhr.

Die frontal uns ge­gen­über­sitzen­de Rothaarige mit den großen grünen Augen lässt sich vom Betrachter nicht begaffen, sie hält dem Blick mühelos stand – dem Gesichtsausdruck nach zu schließen auch intellektuell. Im lockeren, korsettlosen Reformkleid sitzt sie Schwarz vor Schwarz – wüsste man es nicht besser, hielte man sie für eine französische Intellektuelle der Sechzigerjahre – mit überschlagenen Beinen da, während die auf dem Knie ruhende Hand grazil eine Zigarette hält, deren Spitze tiefrot glimmt. Dass Zwintschers Bild mit vollem Recht den abgegriffenen Titel „Ikone“ verdient, lässt sich an drei Alleinstellungsmerkmalen erkennen: ungewöhnliche, ausdrucksstarke Augen, auf den Kopf gestellte Formen (Hals und Handrücken der Selbstbewussten sind modern als Fläche „zugespachtelt“, um die filigranen Finger und das fotografisch präzise modellierte Ge­sicht umso feiner wirken zu lassen) und ein Farbeinsatz, der nicht einmal den wildesten Symbolisten einfiel. Mit dem Feuerrot der Zigarettenglut lodert zudem ein inneres Feuer des früh Vollendeten aus dem Bild, das seinesgleichen sucht.

So raucht und schaut die Intelligenz: Oskar Zwintschers „Bildnis einer Dame mit Zigarette“, 1904.





Bilderstrecke



Oskar Zwintscher in Dresden
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Er malte vieles so ganz anders als die Kollegen

Ohne die begüterte Frau wäre er wohl verhungert

Im Dresdner Albertinum ist dem Maler nun eine Einzelausstellung gewidmet. Fünfzig Gemälde stammen von ihm, der insgesamt nur 140 Gemälde hinterlassen hat, von denen noch einmal ein Großteil verschollen ist oder in den Wirren des Zweiten Weltkriegs in Dresden verloren ging. Fünfzig weitere Werke sind von be­freundeten Malern wie Klimt, bewunderten wie Böcklin und Hodler oder Zwintschers „Nachfolgern“. Selbst in Dresden ist es erst die zweite Schau nach 1982, obwohl der Maler hier den Großteil seines Lebens verbrachte. Das Albertinum besitzt zwar mit fünfzehn Gemälden den größten Ei­gen­bestand an Zwintscher, doch geriet er rasch in Vergessenheit durch seinen jähen Tod inmitten des Ersten Weltkriegs, den Stilwechsel zum Expressionismus schon zu seinen Lebzeiten sowie durch fehlende Schülerschaft – dabei lehrte er seit 1903, also bereits mit nur 33 Jahren, als Professor an der Kunstakademie in Dresden. Erschwerend hinzu kam Zwintschers geradezu legendäre Geschäftsuntüchtigkeit ohne nennenswerte Netzwerke, die ihm ein ruhmreiches Nachleben gesichert hätten. Aus finanzieller Not zeichnete er zahlreiche Karikaturen für die Meggendorfer Blätter, einem politisch milderen Konkurrenten des „Simplicissimus“.

Die Ausstellung im Albertinum beginnt sensibel damit, anhand gut ausgewählter Beispiele erst einmal ein Bewusstsein für die malerischen Qualitäten Zwintschers herzustellen. Das erste Bild rechts vom Eingang, „Mondnacht“ von 1897, könnte eine Kitschszene aus der romantikseligen Heidelberger Altstadt des neunzehnten Jahrhunderts sein, wären da nicht die roten Dächer und vor allem fast psychedelisch wilde Jugendstilranken am Gemäuer.

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