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#Kunstvolle Verwüstung

„Kunstvolle Verwüstung“

Was macht den Stil von Comme des Garçons aus, des berühmten japanischen Modelabels, dessen französischer Name „Wie für Jungs“ bedeutet, obwohl es für Frauen gegründet wurde? Dekonstruktion. Als Rei Kawakubo ihre zwölf Jahre zuvor in Japan lancierte Prêt-à-porter-Marke 1981 auf den Weltmarkt brachte – mit der Ausrichtung einer Modenschau in Paris –, wurde sie zunächst als fernöstliches Pendant zur bereits etablierten Punk-Designerin Vivienne Westwood abgestempelt. Dabei sollte die englische Kollegin den Schritt von der Heimat ins Modemekka erst ein Jahr später wagen. Und die Kleidungsstücke, die Kawakubo präsentierte, waren anders als bei Westwood nicht zerschnitten, derangiert oder aufgelöst, sondern verschnitten, arrangiert und ausgelöst – also kunstvoll verwüstet. In Japan gibt es dafür den Schönheitsbegriff des wabi sabi: Asymmetrie und Abnutzung als ästhetisches Prinzip.

Ein Beispiel dafür, fast 40 Jahre später entstanden: ein Herrenjackett aus der Kollektion von 2020 (für Männer entwirft Kawakubo erst seit 1984, und sie machte sich den Spaß, dieser Linie die Bezeichnung „Comme des Garçons Homme plus“ zu geben – Wie für Jungs nun auch für den Mann, könnte man das übersetzen). Aus einem ursprünglich gehrocklangen Zuschnitt ist durch Zu­sammenfalten und Vernähen ein normal langes Sakko geworden, das dann wie ein Textil à la Frankenstein wirkt. Nicht nur durchziehen Stoffwülste und über­stehende Kanten Front- und Rückenpartie, auch die Revers sind an- und die Taschen zugenäht. Selbst das Marken­etikett im Innenfutter ist halb zugenäht. Doch über dieses schwarze Schlachtfeld sind feine weiße Nähte in Quadratmuster gesteppt – ohne jede Rücksicht auf die Beschaffenheit des Untergrunds. Dadurch wird der scheinbare Makel zum Mirakel.

Die Sängerin Rihanna trägt auf der Met Gala 2017 einen Entwurf von Comme des Garçon.





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Comme des Garçons
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Die Designerin Rei Kawakubo wird 80

Kawakubo machte in den Acht­zigern rasch international Furore, ­gemeinsam mit ihren beiden Landsmännern Yohji Yamamoto und Issey Miyake. Sie setzten am Markt den unverwechsel­baren stretchartigen schwarzen Baumwollstoff durch, dessen Materialeigenschaften die fließenden Formen ihrer Entwürfe er­möglichten. Aber nur Kawakubo kam auf die Idee, einen feuerroten Seidenstoff als Futter so einzunähen, dass die Ränder an den Ärmeln herausschauen, klassische Savile-Row-Nadelstreifen mit Silbernieten zu verzieren oder bei der Herstellung zu­geknöpfte Kleidungsstücke mit Farbe zu besprühen, so dass abgedeckte Partien ungefärbt blieben, was dann beim Offentragen sichtbar wird.

Eine ungewöhnliche Karriere

Der 1942 in Tokio geborenen Kawakubo wird ihr Kunststudium bei solchen Kolorierungs- und Collagearbeiten ebenso nützlich gewesen sein wie die kurzzeitige Tätigkeit in einem Chemiekonzern. Die Selbständigkeit einer Frau aber war im Japan der Sechzigerjahre ungewöhnlich; auch deshalb wählte sie im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht den eigenen Namen als Bezeichnung für ihre Firma. Was Popularität und weltweite Verbreitung angeht, hat die Mode von Comme des Garçons die Konkurrenz indes weit hinter sich gelassen, und immer noch ist Rei Kawakubo Alleineigentümerin des Unternehmens, ihr Mann ist Vorstandsvorsitzender.

Das Entwerfen überlässt sie mittlerweile ihren früheren Assistentinnen und Assistenten, aber die haben Stil und Materialienvorlieben der Chefin derart verinnerlicht, dass man bei de­konstruktiver Mode immer noch dar­auf wetten kann, woher sie stammt: aus dem Tokioter Stadtteil Minato, wo Rei Kawakubo an diesem Dienstag ihren achtzigsten Geburtstag ­feiert.

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