Nachrichten

#Mitten im Leben

Mitten im Leben

„Die Verwandlung einer angenehmen Frau in eine spitzzüngige Karikatur ihrer selbst ist eins der traurigsten menschlichen Spektakel“: Das schrieb der Arzt Robert Wilson vor gut 50 Jahren über Frauen in den Wechseljahren. Gegen „Witwenbuckel“, „negativistische“ Stimmungen und „natürliche Entweiblichung“ helfe nur eines: die Hormonersatz­therapie. Sie befreie ältere Frauen vom Schicksal „schlaffer und geschrumpfter“ Brüste und „unnachgiebiger, rissiger, degenerierter“ Vulven.

Seither hat sich vieles verändert. Zum Besten bestellt ist es um den Blick auf Frauen in der Menopause aber noch lange nicht. Der ist noch allzu oft von herablassenden Witzen über Hitzewallungen und Vergesslichkeit geprägt. Östrogene gelten nach wie vor als Mittel der Wahl gegen solche Beschwerden. Gleichzeitig wissen wir nur wenig über den Nutzen der Hitzewallungen – oder des Klimakteriums überhaupt.

Wäre es nicht Zeit für ein neues Bild von Frauen in der Lebensmitte? Das fragen sich zur Zeit viele Frauen, allen voran zwei Autorinnen, deren Bücher jüngst in deutscher Übersetzung erschienen sind. Sie setzen sich von Büchern zum Thema aus den Neunzigern ab: Mit Titeln wie „Ist es heiß hier drin, oder bin ich das?“ und „Weisheit der Wechseljahre“ wurde damals das Klimakterium entweder ironisiert oder als Befreiungsschlag von gesellschaftlichen Erwartungen idealisiert.

Die amerikanische Autorin Darcey Steinke geht nun in „Fliegende Hitze“ den hässlichen Seiten der Hormonersatztherapie nach. Noch 1998 warb man mit einer Vorher-Nachher-Collage für die Behandlung. Das Davor-Bild zeigte Picassos „Weinende Frau“, das Danach-Bild Renoirs „Die Loge“ – also das Zerrbild einer Frau mit grünem Gesicht und Pferdegebiss und eine begehrenswerte Schönheit mit Rose im Haar.

Steinke sieht heute die gleiche Dynamik wie einst am Werk: „Männer interessieren sich für die Pubertät von Frauen, weil wir da sexuelle Wesen werden. Und für Fortpflanzung und Geburt, weil sie Teil davon sind, selbst Kinder wollen“, sagt sie im Videotelefonat. „Frauen in der Menopause sind für Männer nicht mehr relevant, gleichzeitig aber oft klug, stark, teils einschüchternd. Davon fühlen Männer sich bedroht, und deshalb machen sie Witze über Frauen in dieser Lebensspanne, machen sie verächtlich.“ Frauen sprächen aus Scham oft nicht über die Wechseljahre – oder machten selbst Scherze darüber. Steinke nennt das „internalisierte Misogynie“.

Nichts, was medizinisch behandelt werden muss

Ihre Antwort darauf ist nicht weniger kompromisslos als ihre Analyse: Obwohl sie unter heftigen Hitzewallungen leidet, schließt sie kategorisch aus, Östrogene zu nehmen. Schließlich sei die ­Menopause ein natürlicher Teil des Lebens und nichts, was medizinisch behandelt werden müsse. Gleichzeitig akzeptiert sie, wenn andere Frauen Hormone nehmen – solange es ihnen um die Behandlung von Beschwerden gehe und nicht darum, jünger zu wirken. In ihrem Buch beschreibt sie auch, wohin der Jugendwahn führen kann: Frauen können sich seit einigen Jahren die Vagina mit einer Laser-Behandlung „verjüngen“ lassen, die von vielen als extrem schmerzhaft empfunden wird und deren Nutzen zweifelhaft ist.

Der Ansatz der britischen Autorin Marina Benjamin ist weniger radikal. In ihrem neuen Buch „Zwischenzeiten“ fragt sie danach, was es bedeutet, als Frau in einer Gesellschaft des Jugendwahns zu altern. Sie sucht die positiven Aspekte: Wenn es beruflich laufe und die Kinder aus dem Haus seien, könnten Frauen ihre Prioritäten noch mal ganz neu bestimmen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!