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#„Menschen haben ein Recht auf Faulheit“

„Menschen haben ein Recht auf Faulheit“

„Wer mag es, Lebensmittel einkaufen zu gehen?“, fragt Nazim Salur. Er gibt sich gleich selbst die Antwort: „Vielleicht 5 oder 10 Prozent der Bevölkerung. 90 Prozent mögen es nicht.“ Also, so die Botschaft des 59 Jahre alten türkischen Unternehmers, kann man doch auch angenehmere Dinge in der Zeit machen, die man normalerweise im Supermarkt verbringt – und seine Lebensmittel einfach im Internet bestellen. Salur bringt den Dienst dafür mit: Sein Unternehmen Getir, das am Mittwoch in Berlin startete, ist der bislang neueste Anbieter auf dem rapide wachsenden Markt der Lebensmittel-Lieferdienste in Deutschland.

„Getir“ bedeutet auf Deutsch „Bring!“ Diesen Imperativ sollen nun auch deutsche Kunden dem Unternehmen zurufen. „Menschen haben ein Recht auf Faulheit“, sagt Salur im F.A.Z.-Gespräch. „Und wir demokratisieren dieses Recht.“

In der Welt der besonders schnellen Lebensmittel-Lieferdienste – also jenen, die den Einkauf rund 10 Minuten nach Bestellung an der Haustür abgeben – ist Getir nicht unbekannt. Der Dienst wurde 2015 in Istanbul gegründet. Sechs Jahre sind in der sich gerade erst erfindenden Branche fast eine Ewigkeit, in der man einiges an Erfahrungen sammeln kann. Getir hat es in dieser Zeit geschafft, in 30 Städten in der Türkei Fuß zu fassen, auch in kleineren. Das überzeugte Investoren, die Salur und seinen Mitgründern reichlich Geld in die Hand drückten – allein seit Anfang diesen Jahres floss fast eine Milliarde Dollar in das Start-up.

Gorillas konkurriert nun mit seinem Vorbild

Getirs Unternehmenswert taxieren die Geldgeber, zu denen auch die bekannten Start-up-Finanziers Sequoia Capital und Silver Lake aus dem Silicon Valley gehören, auf 7,5 Milliarden Dollar. Das macht das Jungunternehmen zum wertvollsten der Türkei und stellt auch den Wert des bekannten deutschen Konkurrenten Gorillas deutlich in den Schatten. Ironischerweise war es Getir, das Gorillas-Gründer Kagan Sümer für seine Gründung inspirierte, wie er selbst einmal in einem Podcast verriet. Nun macht ihm das Vorbild Konkurrenz.

Getir nutzt das frische Geld für eine schnelle internationale Expansion. Im Januar schickte das Start-up in London seine ersten Kuriere auf die Straße, im Mai in Amsterdam. Deutschland ist das vierte Land, in das es expandiert. In der kommenden Woche soll mit Paris Frankreich folgen, bis zum vierten Quartal will Getir auch in mehreren amerikanischen Städten vertreten sein.

Operativ macht das Start-up einige Dinge anders als seine Konkurrenten in Deutschland. Zwar liefert es auch aus kleinen, dezentralen Lagern aus, die häufig in Wohngebieten liegen und setzt seine Kuriere vornehmlich auf E-Bikes. Hinzu kommen aber für etwas längere Distanzen auch elektrische Motorroller. Der vielleicht offensichtlichste Unterschied ist, dass die Kuriere die Lieferungen nicht in einem Rucksack auf dem Rücken tragen, sondern für sie einen Korb an den Zweirädern haben. Seit Gründung des Unternehmens habe nie ein Getir-Kurier Lieferungen auf dem Rücken getragen, sagt Salur. „Das mag wie eine Kleinigkeit wirken, aber sie ist wichtig. Wenn jemand 20 Lieferungen am Tag auf dem Rücken ausfährt, tut ihm hinterher der Rücken weh.“

Mehr Geld für erfahrene Kuriere

Auch generell behandle Getir seine Kuriere anders als die Konkurrenz es tue, sagt Salur. Das Unternehmen habe zum Beispiel nie mit einer Lieferung in genau 10 Minuten geworben – ob der Kurier nach 8 oder 12 Minuten ankomme, sei egal. Getirs Liefertechnologie sei schnell, damit die Fahrer es nicht sein müssten. „Mir kommt es darauf an, dass mein Kurier auf seinem Fahrrad sicher unterwegs ist.“ Als Einstiegsgehalt zahlt das Start-up 10,50 Euro je Stunde – ein in der Branche etablierter Satz. Doch wer länger für Getir arbeite, bekomme Erhöhungen, verspricht Salur. „Wer bis nächstes Jahr bei uns bleibt, wird mehr verdienen“, sagt er. „Wir belohnen das. Seniorität spielt eine Rolle.“

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