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#Die Aufholjagd geht weiter

Die Aufholjagd geht weiter

Die Frankfurter Buchmesse beginnt zwischen Hoffnung und Bangen. „Machen wir uns nichts vor – back to business heißt noch lange nicht back to normal“, sagte Buchmesse-Direktor Juergen Boos am Dienstag zur Eröffnung der Bücherschau, die vom 20. bis zum 24. Oktober bis zu 125.000 Gäste erwartet. Die Messe sei anders als in den vergangenen Jahren, erklärte Boos: „Der Zutritt ist aufwendiger.“ Wer sie betritt, muss geimpft, genesen oder in einem der Testzentren an den Eingängen in Richtung City und S-Bahn getestet worden sein. „Bei unseren Streifzügen müssen wir Masken tragen.“ All das erschwere den Besuch, aber: „Wir wollen und müssen Gedränge vermeiden.“

2000 Aussteller aus 80 Ländern treffen sich bis Sonntag zum Austausch untereinander und zur Begegnung mit Lesern. 500 von ihnen haben sich erst in den vergangenen drei Wochen angemeldet. 2019 kamen mehr als 7500 Aussteller zur letzten Messe vor Beginn der Pandemie. Zwei Drittel der ausländischen Verlage präsentieren sich an 41 Nationalständen, ein Drittel hat eigene Stände.

Ehrengast Kanada

Zum zweiten Mal hintereinander ist Kanada Ehrengast der Bücherschau. Die Gastländer der nächsten Jahre, Spanien, Slowenien und Italien, haben ihre eigenen Auftritte dafür umgeplant. Generalgouverneurin Mary May Simon, im Verfassungsgefüge der nordamerikanischen Monarchie die Vertreterin Elisabeths II., dankte den Staaten für die Freundschaftsgeste. Kanada beschrieb die 1947 als Tochter einer Inuit-Mutter und eines weißen Vaters an der Ungava-Bucht geborene Politikerin als Land vieler Geschichten: „Im Norden Kanadas sind sie es, die uns miteinander und mit dem Land verbinden.“

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Das Gastland reist mit einer Delegation von acht Autoren und wenigen Dutzend Fachbesuchern an. „Dass trotz der Widrigkeiten Aussteller aus all diesen Ländern angereist sind, zeigt, wie wichtig die Frankfurter Buchmesse für die internationale Branche ist“, sagte Boos. Er dankte der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), für das von ihr auf den Weg gebrachte Förderprogramm „Neustart Kultur“: „Wir würden hier nicht stehen ohne die Unterstützung aus dem Programm.“ Grütters sagte, Boos habe die Buchmesse als Bühne für die Literatur der Welt wiederbelebt: „Ich hoffe, dass mit dieser Buchmesse viele professionelle und persönliche Erfolgsgeschichten verbunden sein werden.“

Eine solche erzählte Karin Schmidt-Friderichs. Die Buchbranche habe einen der größten Stresstests ihrer Geschichte souverän überstanden, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der die Buchmesse seit 1949 in Frankfurt organisiert. Eines aber habe durchweg gefehlt: „Die Begegnungen, die diese Branche ausmachen.“ Genau das werde die Messe bieten, sagte die Mainzer Verlegerin: „Wiedersehensfreude satt.“

Grüße des Gastlands: Die kanadische Generalgouverneurin Mary May Simon auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse in der Festhalle


Grüße des Gastlands: Die kanadische Generalgouverneurin Mary May Simon auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse in der Festhalle
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Bild: Frank Röth

Die Buchbranche könne stolz darauf sein, wie sie sich in anderthalb Pandemiejahren geschlagen habe. Die drei im Branchenverband zusammengeschlossenen Interessengruppen, „Verlage, Buchhandel und die Logistik dazwischen“, hätten „im Miteinander“ sichergestellt, dass Bücher und Käufer zusammenkämen. Nachdem das Jahr 2020 mit dem ersten Lockdown stabil habe abgeschlossen werden können, gehe die „Aufholjagd“ nach dem zweiten Lockdown derzeit weiter. Der Umsatz der Branche liege nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 um 0,7 Prozent über dem des Vergleichszeitraums im Vor-Corona-Jahr 2019. Das sei ermutigend. Sorgen bereite der Buchhandel: „Er liegt noch immer um 13,3 Prozent zurück, kämpft sich aber Woche für Woche vorwärts.“ Etliche Buchhandlungen würden Ende des Jahres trotzdem rote Zahlen verzeichnen.

„Einfach mal nein sagen“

Den Buchmesse-Boykott der Aktivistin Jasmina Kuhnke, deren Twitterkonto @ebonyplusirony mehr als 100.000 Follower hat, bedauerte Boos. Kuhnke hatte am Montag mitgeteilt, dass sie ihren am Dienstag bei Rowohlt erscheinenden Debütroman „Schwarzes Herz“ am Freitag auf der Messe nicht vorstellen könne. Sie werde von Rechtsradikalen bedroht und fühle sich durch die Präsenz des Verlags Jungeuropa nicht sicher. Boos sagte: „Die Meinungsfreiheit ist das höchste Gut der Buchmesse.“ Sie müsse daher auch Meinungen dulden, denen sie nicht zustimme. „Alles, was von den deutschen Gesetzen gedeckt ist, werden Sie auf der Messe finden.“

Die Buchmesse habe aus den Ereignissen der vergangenen Jahre nichts gelernt, teilte Meron Mendel, Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, mit: „Es ist ein Desaster für unsere offene Debattenkultur, wenn sich Betroffene von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit von der Frankfurter Buchmesse als der größten Debattenmesse des Landes zurückziehen, weil sie sich dort nicht sicher fühlen.“ Die Linke im Römer teilte mit, Verlagen, die mit völkischen und rassistischen Publikationen zu einem Klima von Hass, Hetze und Rassismus beitrügen, dürfe die Buchmesse keine Bühne bieten: „Einfach mal nein sagen.“

„Begegnungen, die diese Branche ausmachen“: Buchmessen-Direktor Juergen Boos und Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs


„Begegnungen, die diese Branche ausmachen“: Buchmessen-Direktor Juergen Boos und Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs
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Bild: Frank Röth

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