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#Migration nach Deutschland: Gekommen, um zu gehen

Migration nach Deutschland: Gekommen, um zu gehen

Wie viele mögen hier erschossen worden sein, kurz bevor sie die andere Seite erreichten? Wie viele ertranken bei dem Versuch, die Donau zu durchschwimmen, der Freiheit entgegen? Wie viele wurden gefasst und halb totgeprügelt, bevor sie für Jahre in Kerkern verschwanden, spurlos und rechtlos? Genaue Zahlen kennt niemand, aber in den Erinnerungen von Zeitgenossen hat das Grenzgebiet zwischen Rumänien und Jugoslawien seinen Schrecken bewahrt. Hier bei Temeswar und etwas weiter südlich, beim Eisernen Tor, wo die Donau ein Grenzfluss ist, haben in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Tausende Menschen versucht, der Schreckensherrschaft des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu zu entfliehen. Jugoslawien war ihr erster Vorhof zum Glück.

Die historische Landschaft des Banats, an den Ausläufern der pannonischen Tiefebene gelegen, setzt dem Blick nicht viel entgegen. Hügellos erstreckt sich die Gegend in jede Himmelsrichtung, als sei eine riesige Dampfwalze darübergefahren. Einen Grenzzaun gibt es nicht, und es gab ihn selbst in düstersten Ceausescu-Zeiten nicht.

Trotzdem sei es fast unmöglich gewesen, aus Rumänien zu fliehen, sagt Kommissar Negoescu. Cristian Negoescu ist stellvertretender Leiter der Grenzpolizei im Grenzabschnitt Jimbolia, einer Kleinstadt im rumänischen Teil des Banats. Früher gehörte das Banat zum Habsburgerreich, doch nach dem Ersten Weltkrieg wurde es durch die Pariser Vorortverträge brutal zerstückelt. Der östliche Teil des Banats wurde Rumänien, der westliche Jugoslawien respektive Serbien zugeschlagen. Dass damit Tausende von Familien und eine historisch gewachsene Region auseinandergerissen wurden, kümmerte die Architekten der europäischen Nachkriegsordnung nicht. Seither zieht sich eine Staatsgrenze durch das Banat.

Warten auf die nächste Etappe: Migranten in Majdan in Serbien auf dem Weg nach Rumänien.


Warten auf die nächste Etappe: Migranten in Majdan in Serbien auf dem Weg nach Rumänien.
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Bild: Reuters

Wir sind mit Kommissar Negoescu im Grenzgebiet unterwegs, und er erzählt davon, wie es hier zu kommunistischen Zeiten aussah: Von dem dreifach gestaffelten System an Grenzpatrouillen, das bis tief ins Hinterland reichte. Von dem Verbot, im Grenzgebiet Getreide oder Mais anzubauen, da sich Flüchtlinge im Sommer darin hätten verstecken können. Vom Schießbefehl der Grenztruppen.

Irreguläre Grenzübertritte wie nie zuvor

Das ist lange her. Schon seit Jahrzehnten muss niemand mehr Todesängste ausstehen, um Rumänien verlassen zu können. Und doch ist die serbisch-rumänische Grenze im Banat seit einigen Monaten ein Schauplatz irregulärer Grenzübertritte in einem Ausmaß wie nie zuvor. Hier im Dreiländereck zwischen Serbien, Rumänien und Ungarn ist ein neuer Zweig jener Verbindung entstanden, die oft als „Balkanroute“ bezeichnet wird. Jener Route der irregulären Migration also, die von Griechenland über andere südosteuropäische Länder und Österreich nach Deutschland führt.

Die meisten Migranten in Rumänien sind junge Männer aus Afghanistan, aber auch aus Pakistan, Syrien und dem Maghreb. Sie kommen oft in Gruppen – und solange Rumäniens Grenzpolizei sich an geltendes europäisches Recht hält, kann sie niemanden abhalten, rumänisches Territorium zu betreten und ein Asylgesuch vorzubringen. „Die Pflicht der Grenzpolizei ist es, Migranten zu informieren, dass es illegal ist, Rumänien illegal zu betreten“, erklärt Kommissar Negoescu in formvollendeter Unbeholfenheit. Lassen sich die Wandernden jedoch nicht beeindrucken von der Warnung, dass Illegales illegal sei, gehen sie also einfach weiter, hindert die rumänische Grenzpolizei sie nicht am Grenzübertritt.

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