#Zinspolitik: Die hohe Inflation setzt die Europäische Zentralbank unter Druck
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„Zinspolitik: Die hohe Inflation setzt die Europäische Zentralbank unter Druck“
EZB-Präsidentin Lagarde rechnet jetzt doch mit einem längeren Preisschub für die Euro-Zone. Demnach soll die Inflation in diesem Jahr im Schnitt bei 5,1 Prozent liegen.
Das Gremium hat angesichts der dramatischen politischen und noch schwer zu beurteilenden wirtschaftlichen Lage zuvor intensiv diskutiert. Am Ende fassten die Verantwortlichen für die europäische Geldpolitik den Beschluss, zwar weiter an der Null- und Strafzinspolitik festzuhalten, aber langsam zum Teil aus der lange extrem lockeren Geldpolitik auszusteigen: So wird ein bestimmtes Anleihen-Kaufprogramm zwar vorübergehend aufgestockt, doch Ende Juni schon wieder zurückgefahren und könnte im dritten Quartal dieses Jahres vollständig auslaufen.
5,8 Prozent im Februar: Die Inflation steigt weiter
Dies werten EZB-Beobachter als Eingeständnis der Notenbank, dass die hohe Inflation nicht – wie lange von der EZB erhofft – ein vorübergehender Gast sein wird, sondern länger bleibt. Lagarde räumte daher ein, dass die Teuerung nach der EZB-Schätzung im Schnitt dieses Jahres im Euro-Raum bei 5,1 Prozent verharren wird.
Dabei war die Europäische Zentralbank trotz warnender Stimmen etwa aus Reihen der Bundesbank lange optimistischer und rechnete noch im Dezember mit einer Inflation von 3,2 Prozent für 2022. Ein Anstieg der Teuerung von 5,1 auf 5,8 Prozent von Januar auf Februar nährte indes immer mehr den Verdacht, dass die EZB ihre Inflationsprognose deutlich nach oben korrigieren wird. Dabei steuert die Europäische Zentralbank eine Teuerung von 2,0 Prozent an, ein Wert, der nicht so schnell erreichbar ist.
Die Zentralbank reduziert die Anleihenkäufe schneller als erwartet
Da die Notenbank vor allem Preiswertstabilität garantieren muss und das in entsprechenden Verträgen festgehalten ist, kam Lagarde bei der jüngsten Notenbanksitzung nicht an einem Signal an die Märkte vorbei, zumindest ein wenig auf die Geld-Bremse zu drücken, um so einer weiter steigenden Teuerung nicht auch noch Vorschub zu leisten.
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Damit reduziert die Zentralbank die Anleihenkäufe schneller als erwartet, heizt damit also nicht mehr in dem Maße wie lange die Konjunktur an, was tendenziell zumindest einen weiteren Inflationsschub begrenzen könnte. Dabei bleibt offen, ob die EZB – wie von manchen Expertinnen und Experten erwartet und gefordert – in diesem Jahr den bei null Prozent verharrenden Leitzins zumindest in einem ersten Schritt auf 0,25 Prozent erhöht und die Strafgebühr, die Banken für Einlagen bei der EZB berappen müssen, abschafft.
Die EZB erhöht den Leitzins noch nicht
In einer schriftlichen Mitteilung der Zentralbank hieß es dazu nur, „dass Änderungen der EZB-Leitzinsen einige Zeit nach dem Ende der Nettokäufe des EZB-Rats vorgenommen“ werden. Hier werde man graduell vorgehen. Das bedeutet: Weil noch unklar ist, wann und ob ein wichtiges Ankaufprogramm für Staatsanleihen ausläuft, ist auch der Zeitpunkt künftiger und etwa vom CSU-Europapolitiker Markus Ferber eingeforderter Zinserhöhungen ungewiss.
Das Wort „graduell“ lässt sich dahingehend deuten, dass die Notenbank, wenn sie sich doch zu Zinssteigerungen durchringt, wahrscheinlich behutsam, also in kleinen Schritten handelt. Noch geht die Europäische Zentralbank aber davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr auf 2,1 und 2024 auf 1,9 Prozent zurückgeht. Es scheint also nach wie vor Hoffnung in EZB-Kreisen zu geben, dass sich die Teuerung nach einem Ausnahme-Jahr 2022 wieder auf den anvisierten Wert von 2,0 Prozent einpegelt.
Dann käme Lagarde vielleicht um eine Zinserhöhung umhin. Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine verteuern sich aber Energie- und Lebensmittelpreise in dramatischer Weise, was zu einem weiteren Preisanstieg führen könnte. Dadurch würde schon ab Sommer der Druck auf die EZB-Chefin steigen, die Zinsen doch zu erhöhen.
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