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#Miniaturen bei Artcurial und Alte Meister bei Christie’s

Unter dem Titel „Miniaturporträts, eine europäische Sammlung“ wird am 14. Juli bei Artcurial in Paris ein ganz besonderes Ensemble von hundert Losen versteigert, das ein passionierter Sammler zusammengetragen hat. In Zeiten vor der Fotografie stellte die Miniatur die einzige Möglichkeit dar, Familienmitglieder, Freunde oder Geliebte ganz nahe bei sich zu tragen. Die gehobenen Kreise der Bourgeoisie oder des Adels bestellten bei Malern ein Selbstbildnis zum Verschenken oder das Porträt eines vertrauten Menschen, säumten die Miniaturen mit zierlichen Rahmen, ließen sie als Schmuckanhänger fassen, auf Kästchen und Tabakdosen anbringen. Neben anonymen Künstlern oder unbekannten Dargestellten, für die die Taxen bei 700 bis 900 Euro angesetzt werden, steigen die Schätzpreise je nach Maler und porträtierter Person. Der höchste Preis von 12.000 bis 18.000 Euro wird für einen kostbaren Rahmen mit acht winzigen Bildnissen aus königlicher Familie von Louis-Marie Sicard er­wartet.

Gleichfalls bei Artcurial: „Porträt von König Ludwig XIV. in Rüstung“, gefertigt von einem Nachfolger Robert Nanteuils, 17. Jahrhundert, 7,5 mal 6,3 Zentimeter, Taxe 2500 bis 3500 Euro


Gleichfalls bei Artcurial: „Porträt von König Ludwig XIV. in Rüstung“, gefertigt von einem Nachfolger Robert Nanteuils, 17. Jahrhundert, 7,5 mal 6,3 Zentimeter, Taxe 2500 bis 3500 Euro
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Bild: Artcurial

Unter Ludwig XV. und Ludwig XVI. erreichte die Kunst der Miniatur mit Malern wie Jean-Baptiste Jacques Augustin, François Dumont oder Pierre-Adolphe Hall einen Höhepunkt. Das Raffinement geht bis an die Grenzen der Darstellbarkeit: Ein Medaillon von Hall, das den Schatzmeister des Grafen von Artois am Schreibtisch sitzend in kleinster Detailfreude zeigt, beweist es (Taxe 8000 bis 12.000 Euro). Zu den ersten weiblichen Miniaturisten gehörte Anfang des 18. Jahrhunderts Rosalba Carriera; ein Medaillon von der Hand der Venezianerin, eine „Junge Frau mit Blumenkranz vor einem Spiegel“ darstellend, wird mit 3000 bis 4000 Euro beziffert.

Christie’s preist bei der Altmeisterauktion am 15. Juni in Paris unter 55 Losen einige wiederentdeckte Werke an. Allen voran steht ein „Stillleben mit Blumen und Ananas“ von Anne Vallayer-Coster, einer der wichtigsten Malerinnen des 18. Jahrhunderts. Sie wurde 1770 mit nur 26 Jahren in die sehr virile „Académie royale de Peinture et de Sculpture“ aufgenommen und hatte großen Erfolg mit ihren Stillleben, Porträts und Genreszenen. Marie-Antoinette nahm sie unter ihre königlichen Fittiche, ließ sich von ihr porträtieren und Zeichenstunden geben. Das üppige Stillleben mit Blumenbouquet, das bei Christie’s mit einer Taxe von 600.000 bis einer Million Euro versehen unter den Hammer kommt, wurde 1783 gemalt und gilt als Meisterwerk, auch in den Augen der Künstlerin, die es immer bei sich behielt. Das Gemälde wurde bisher nur einmal im Salon von 1783 öffentlich ausgestellt, findet allerdings vielfache Erwähnung in der Kunstliteratur. Bei der postumen Versteigerung der Sammlung des Ehepaares Valayer-Coster im Jahr 1824 wurde es laut Register von einem „Coster“ erworben, blieb also – aber wie lange? – in der Familie. In der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre kaufte es der Vater des heutigen Besitzers irgendwo „in Ostfrankreich“. Eine derart unklare Provenienzangabe wirft einen Schatten auf das Meisterwerk.

Unklare Provenienz: Stillleben von Anne Vallayer-Coster, 1783, Öl auf Leinwand, 108,5 mal 89,5 Zentimeter, Taxe 600.000 bis 1 Million Euro bei Christie’s


Unklare Provenienz: Stillleben von Anne Vallayer-Coster, 1783, Öl auf Leinwand, 108,5 mal 89,5 Zentimeter, Taxe 600.000 bis 1 Million Euro bei Christie’s
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Bild: Christie’s

Als weiteres Toplos wird ein wiederentdecktes Gemälde des spanischen, in Neapel ansässigen Barockmalers Jusepe de Ribera aufgerufen. Die Halbkörper-Darstellung des „Heiligen Hieronymus“, in der Signatur auf das Jahr 1648 datiert, erscheint wie ein Pendant zum „Heiligen Hieronymus mit Engeln“ aus dem neapolitanischen Museo di Capodimonte. Wieder bleiben die Herkunftsangaben, bei einer Schätzung von 500.000 bis 800.000 Euro, vage: Das bislang unbekannte Gemälde, das gemeinsam mit dem Toulouser Auktionator Marambat-Malafosse versteigert wird, wurde laut Katalog in den Dreißigerjahren von den Großeltern des derzeitigen Besitzers erworben. Auch bei einem historisch wichtigen Gemälde wie dem Diderot-Porträt des russischen Ma­lers Dmitri Gri­gorjewitsch Lewizki (150.000/250.000) wun­dert man sich, dass als Provenienz nur ein Verkauf bei Sotheby’s im Jahr 1997 angegeben wird. Ein fast gleiches Diderot-Porträt von Lewizki, allerdings mit einwandfreier Herkunft, hängt im Genfer Musée d’art et d’histoire. Hat er es etwa zweimal gemalt? Wie die Genfer Version wird das bei Christie’s angebotene Gemälde auf den Winter 1773/1774 datiert, als sich der französische Enzyklopädist, einer Einladung der russischen Kaiserin Katharina der Großen folgend, in Sankt Petersburg aufhielt.

Kopierte Dmitri Grigorievitch Lewitski sich selbst? „Dreiviertelporträt Denis Diderots“, vermutlich 1773/74, Öl auf Leinwand, 69,4 mal 52,4 Zentimeter, Taxe 150.000 bis 250.000 Euro bei Christie’s


Kopierte Dmitri Grigorievitch Lewitski sich selbst? „Dreiviertelporträt Denis Diderots“, vermutlich 1773/74, Öl auf Leinwand, 69,4 mal 52,4 Zentimeter, Taxe 150.000 bis 250.000 Euro bei Christie’s
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Bild: Christie’s

Für eine ebenfalls wiederentdeckte, imaginierte antike Ruinenlandschaft von Pierre Patel dem Älteren kann allerdings eine klare Provenienz genannt werden. Sie wird auf 400.000 bis 600.000 Euro taxiert und lässt sich durch den Vergleich mit einer Vorstudie Patels aus der Sammlung der Fondation Custodia auf etwa 1650 datieren. Auch für das Tafelbild einer „Jungfrau mit Kind“ des flämischen Malers Bernard van Orley wurde die Herkunft genau erforscht. Das Renaissancegemälde hatte sich als Zwangsverkauf des Hamburger Ehepaares Henry und Hertha Bromberg erwiesen, die 1938 aus Deutschland fliehen mussten. Mit den Erben wurde ein Kompromiss getroffen, und so kann es nun zu einem rechtmäßigen Verkauf kommen (150.000/200.000).

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