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#Mit frischer Luft zur Veränderung

Mit frischer Luft zur Veränderung

Seit dem 10. März ist Heiko Herrlich Trainer des FC Augsburg. Kontakt mit Anhängern des Vereins hatte er nur einmal. Vor drei Wochen, als seine Mannschaft gegen Borussia Dortmund spielte. 6000 Zuschauer waren zugelassen, ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt konnte er erstmals mit dem üblichen Zeremoniell begrüßt werden. Der Stadionsprecher rief den Vor-, das Publikum den Nachnamen. Das klang sehr freundlich und war die passende Einstimmung auf das, was folgte: Überraschend gewann Augsburg 2:0.

An diesem Samstag (15:30 im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und auf Sky) wird niemand im Stadion sein, der bereit ist, Herrlich zu feiern. Auch in Bayerisch-Schwaben kehrt man aufgrund des erhöhten Corona-Inzidenzwerts zurück zu Geisterspielen. Der FCA empfindet diese Vorgabe als bitter, denn wenn man schon einmal Tabellenzweiter in der Fußball-Bundesliga ist und auf den Ersten, auf RB Leipzig, trifft, hätte man schon gerne wieder seine Fans dabei. Der erfreulichere Teil der Geschichte ist, dass die Augsburger nach drei Spieltagen sieben Punkte haben, ungeschlagen und mit erst einem Gegentor das defensivstärkste Team der Liga sind. Daraus lässt sich schließen, dass der Klub dabei ist, eine seiner gravierendsten Schwächen abzustellen, und er vielleicht auch einen Trainer gefunden hat, dem eine längere Amtszeit vergönnt sein wird als zwei seiner drei Vorgänger. Dirk Schuster (2016) und Martin Schmidt (2019/20) konnten sich keine ganze Saison halten. Die einst ruhige Hand von Sportgeschäftsführer Stefan Reuter in der Krise war eine zittrige geworden.

Herrlich und er sind Freunde, seit sie zusammen bei Borussia Dortmund gespielt haben. Sie teilten die Erfahrungen des Abstiegskampfs wie die der Meisterschaft. Reuter glaubt, dass die Augsburger Mannschaft einen Trainer braucht, der eine erfolgreiche Profikarriere vorgelebt hat. Schmidt, in der Schweiz Zweitligaspieler gewesen, und dem ehemaligen Amateurtorwart Manuel Baum, dem Mann vor Schmidt, hatte es daran gemangelt.

Harte Einschnitte im Team

Dass Heiko Herrlich schnell Einfluss gewonnen hat in seinem neuen Verein, das zeigte sich in den Personalentscheidungen, die der FC Augsburg traf, nachdem er die alte Saison in einer Klausurtagung aufgearbeitet hatte. Kapitän und Rekordspieler Daniel Baier, 36 Jahre alt, im Januar noch mit einem Vertrag für 2020/21 ausgestattet, wurde mit goldenem Handschlag frühzeitig in den Ruhestand versetzt – Herrlich hatte ihm den Stammplatz aufgekündigt, ihn auf die Bank gesetzt, im letzten Spiel nicht mal mehr eingewechselt und kalt erklärt „dass ich das tun muss, was für die Mannschaft am besten ist“. Der noch tiefer als Baier im Verein verwurzelte Torwarttrainer Zdenko Miletic wurde durch den Herrlich-Vertrauten Kristian Barbuscak ersetzt, als weiterer Ko-Trainer kam Iraklis Metaxas, der Herrlich zu dessen Leverkusener Zeit (2017/18) zugearbeitet hatte.

Die Assistenten haben in den vergangenen Monaten tatsächlich auch viel Arbeit übernehmen müssen, denn in zwei der von ihm verantworteten zwölf Punktspiele fiel Chefcoach Herrlich aus. Sein Einstand wäre das Heimspiel gegen Wolfsburg zur Wiederaufnahme des Bundesliga-Betriebs am 16. Mai gewesen, Herrlich verzichtete auf seine Teilnahme, nachdem er durch den in einer Pressekonferenz anekdotisch ausgeplauderten Besuch eines Supermarktes zum Kauf von Zahnpasta und Hautcreme leichtfertig die strengen Quarantäne-Regeln verletzt hatte. Kurioserweise verpasste er in der neuen Saison vor zwei Wochen dann auch das Auswärtsspiel in Wolfsburg (0:0), allerdings nicht wegen eines Fehlverhaltens, sondern aufgrund eines ernsten gesundheitlichen Problems, das daran erinnerte, dass Heiko Herrlich schon einiges hat durchmachen müssen in seiner Laufbahn.

„Die Gesundheit geht vor“

Vor zwanzig Jahren, als er noch spielte, war bei ihm ein bösartiger Hirntumor festgestellt worden. Die Bestrahlung war erfolgreich, der Krebs verschwand, doch als Spieler erreichte Herrlich seine alte Klasse, die ihn in die Nationalmannschaft geführt hatte, nicht mehr. Man würde ihm auch nicht bescheinigen, dass er wie das blühende Leben aussieht: Das Gesicht ist blass und kantig, die Figur ausgemergelt. Es hatte wohl auch mit seiner Konstitution zu tun, dass er am Tag vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg einen Pneumothorax erlitt. „Der trifft vor allem junge bis mittelalte, große, schlanke Männer“, gibt der 48-Jährige wieder, was die Ärzte ihm gesagt haben.

Zwischen Lunge und Brustwand hatte sich Luft angesammelt, Herrlich spürte ein Stechen und fühlte sich erkältet. Man stellte fest, dass eine Seite der Lunge „nicht mehr da war“ und die andere das hatte kompensieren müssen. Den blockierten Lungenflügel bekamen die Ärzte wieder frei, doch um einem Rückfall vorzubeugen, entschied der Trainer sich für eine Operation. „Man stirbt von so etwas in Deutschland nicht“, sagt er. Insgesamt elf Tage verbrachte er im Krankenhaus, die Länderspielpause in der Bundesliga kam ihm entgegen.

„Am Montagvormittag wurde im Klinikum der letzte Drainageschlauch rausgezogen, am Nachmittag habe ich dann schon wieder das Training geleitet“, sagt Herrlich. Leicht kann solch ein Satz prahlerisch wirken, das will Herrlich aber vermeiden, darum stellt er klar: „Ich war da, weil es mir gutging, ich musste mich nicht unter Schmerzmitteln herschleppen.“ Und auch wenn Trainer selten fehlen – „wir sind da alle gleich: Die Gesundheit geht vor.“ Eine Einschränkung muss Herrlich im Spiel gegen Leipzig noch hinnehmen: „Laut schreien soll ich nicht.“ Das werden seine Ko-Trainer übernehmen.

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