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#Mit scheinbarer Demut zurück zur Macht

Mit scheinbarer Demut zurück zur Macht

Die Taliban verzichteten darauf, die Rückkehr ihres stellvertretenden Anführers Mullah Abdul Ghani Baradar nach Afghanistan als triumphales Medienereignis zu zelebrieren. Am Mittwoch gab es zunächst nur ein verwackeltes Video von seiner Ankunft am Flughafen von Kandahar. Das Militärflugzeug, das ihn nach Afghanistan brachte, trug den Schriftzug der Luftwaffe des Golfstaats Qatar. Dort hatte Mullah Baradar in der Hauptstadt Doha seit 2019 das politische Büro der Taliban geleitet und Gespräche mit Diplomaten aus aller Welt geführt.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

In dem Video, das vom pakistanischen Nachrichtensender Bol verbreitet wurde, ist zu sehen, dass sich kurz nach Sonnenuntergang mutmaßlich am Dienstagabend nur ein kleines Empfangskomitee aus einigen Dutzend Männern mit den ortsüblichen Turbanen am Flughafen eingefunden hatte. Das Flugzeug wurde von Soldaten gesichert, die vermutlich dem qatarischen Militär angehören.

Die Taliban bestätigten die Ankunft ihres stellvertretenden Anführers am Dienstagabend lediglich in einer kurzen Mitteilung. „An diesem Nachmittag ist eine ranghohe Delegation des Islamischen Emirats unter Führung von Mullah Baradar, in ihrem geliebten Heimatland am Flughafen von Kandahar gelandet“, schrieb Taliban-Sprecher Muhammad Naeem Wardak auf Twitter. Später hieß es, die Führungsgruppe werde sich bald der Weltöffentlichkeit zeigen, „ohne einen Schatten der Geheimhaltung“. Es wurde erwartet, dass Mullah Baradar noch am Mittwoch oder Donnerstag in der Hauptstadt Kabul eintreffen würde.

Empfang in Kandahar als „Demut vor Gott“?

Es könnte das erste Mal seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor zwanzig Jahren sein, dass er afghanischen Boden betrat. Vermutlich entschied sich der Taliban-Führer für Kandahar als Ankunftsort, weil die Stadt die Gründungsstätte und das spirituelle Zentrum der Taliban-Bewegung ist. Mullah Baradar, dessen bürgerlicher Name Abdul Ghani ist, war 1994 einer von deren Gründern. Sicher wollte er auch symbolkräftige Bilder vermeiden, die zeigen, wie er aus einem qatarischen Flugzeug steigt. Die Islamisten sind sehr darauf bedacht, als afghanische Bewegung und nicht als Handlanger ausländischer Mächte betrachtet zu werden.

Vielleicht sollte der bescheidene Empfang auch jene „Demut vor Gott“ vermitteln, die Mullah Baradar seinen Kämpfern verordnet hat, von denen viele wohl im Siegesrausch sind. Der Flughafen Kabul, dessen Flugsicherung unter Kontrolle des amerikanischen Militärs steht, erschien den Taliban jedenfalls aus naheliegenden Gründen nicht als der richtige Ort für die Heimkehr jenes Mannes, der vermutlich der politische Führer des neuen Regimes sein wird. Seine Rückkehr ließ vermuten, dass die Gespräche in Kabul über die Form der künftigen Regierung vor einem baldigen Abschluss stehen.

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Mullah Baradar ist zumindest offiziell nicht der Oberste Führer der Taliban. Das ist Maulawi Haibatullah Akhundzada. Dieser leitete bisher von Pakistan aus den sogenannten Führungsrat, der politische und militärische Leitlinien vorgab und die Schattengouverneure und Kommandeure ernannte. Akhundzada tritt anders als Baradar nicht öffentlich auf und wird eher als geistiger Führer beschrieben. Einer seiner Stellvertreter, Sirajuddin Haqqani, ist zugleich Führer des Haqqani-Netzwerkes, das jahrelang enge Verbindungen zu Al-Qaida und zum pakistanischen Geheimdienst unterhielt. Dessen Bruder Anas Haqqani traf am Mittwoch den früheren Präsidenten Hamid Karzai und den Leiter des Hohen Rats für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, in Kabul.

Baradar soll Mullah Omar zur Flucht verholfen halben

Die Taliban verbreiteten ein Foto des Treffens. Über den Inhalt der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. Ein Talibanvertreter sagte der Deutschen Presseagentur, es sei noch zu früh, um zu sagen, ob die Taliban in ihre Regierung auch Mitglieder anderer politischer Fraktionen einbinden würden. Als sicher kann man wohl annehmen, dass die Taliban die geltende Verfassung nicht anerkennen und sich keinen Wahlen stellen werden.

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