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#Mit Selbsttests zurück ins Klassenzimmer

Mit Selbsttests zurück ins Klassenzimmer

Von dem einstigen Versprechen, Bildungsinstitutionen als Erste wieder zu öffnen, ist in der Beschlussvorlage des Kanzleramts, des Finanzministeriums und des amtierenden und ehemaligen Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz nicht mehr viel zu sehen. Gartencenter und Fahrschulen sollen vorher öffnen. Wenn weiterführende Schulen noch im März wieder geöffnet werden, dann müssen das die Länder entscheiden.

Heike Schmoll

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Berlin wird damit schon in der kommenden Woche beginnen. Sicher ist, dass das Personal in Schulen und Kitas, sowie alle Schüler pro Präsenzwoche mindestens ein bis zwei kostenlose Schnell- oder Selbsttests und eine Bescheinigung über das Ergebnis erhalten. Ein positiver Schnell- oder Selbsttest müsse unbedingt durch einen kostenlosen PCR-Test bestätigt werden, heißt es in der Beschlussvorlage. Das entspricht einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums zur Teststrategie in Schulen.

Die Kultusminister haben am Dienstag noch einmal darauf verwiesen, dass eine anhaltende Einschränkung des Schulbetriebs die Bildungs- und Entwicklungschancen für Schüler nachhaltig negativ beeinflusse. Das Robert-Koch-Institut habe abermals betätigt, dass Schüler in der Pandemie eher nicht als „Motor“ des Infektionsgeschehens wirkten. Die Kultusminister plädieren deshalb für eine sukzessive Öffnung nach dem Stufenplan, sofern das Infektionsgeschehen das zulässt. Abweichende Regelungen in Gebieten mit hohen Infektionszahlen könnten getroffen werden.

Weitere Öffnungen müssen allerdings aus ihrer Sicht durch vom Bund zu finanzierende flächendeckende Testmöglichkeiten für alle an der Schule Beschäftigten flankiert werden. Die Länder führten außerdem mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Gespräche mit dem Ziel, ein Förderprogramm zur Kompensation pandemiebedingter Lernrückstände für Schüler aufzulegen, das die in den Ländern bestehenden und geplanten Programme stärkt. Zudem fordern sie vorrangige Impfungen für das Schulpersonal.

Wie die Teststrategien an den Schulen aussehen werden, ist gegenwärtig unklar. Berlin setzt auf Selbsttests und hat davon auch zehn Millionen bestellt, um eine genauere Übersicht über das Infektionsgeschehen zu bekommen. Insgesamt plant die Hauptstadt 32 Millionen Euro für die Selbsttests ein, wobei alle Schüler und Beschäftigten an Schulen und Kitas einbezogen werden sollen.

Durch die Nase in den Rachen

Eine Testung von Kita-Kindern ist indes nicht vorgesehen, auch sind die Tests freiwillig. Zudem bekamen die Kitas 240.000 Schnelltests, die von geschultem Personal durchgeführt werden und nur für Mitarbeiter gedacht sind. Denn die Schnelltests sind unangenehm, weil durch die Nase in den Rachen durchgedrungen werden muss. Beim Selbsttest reicht es, Schleimhaut im vorderen Nasenbereich zu entnehmen.

Kinder und Jugendliche, vor allem Schüler der Grundstufe und der Sekundarstufe I, brauchen beim Selbsttest eine Anleitung (durch vorher eingewiesene Lehrkräfte), denn die Sonde muss, nach korrekter Einführung in die Nasenschleimhaut, mit eine Pufferlösung eingetaucht werden, und von dieser Pufferlösung müssen dann drei Tropfen auf das Testplättchen aufgetragen werden, das so ähnlich aussieht wie beim Schnelltest. Dafür müssen Räume zur Verfügung stehen und feste Test-Rituale. Die Berliner Schulbehörde hat mit der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin eine Vereinbarung geschlossen, das sich das Schulpersonal bis zum 11. März in bestimmten Arztpraxen zweimal wöchentlich kostenlos testen lassen kann.

Psychologische Folgen für Jüngere

Gebremst wird der Elan der Länder, Antigen-Schnelltests in Schulen flächendeckend einzusetzen, von einer warnenden Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, sowie der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Die erwartbar hohe Zahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse werde mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen, heißt es in dem Papier, das der F.A.Z. vorliegt.

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Die Ärzte verweisen darauf, dass ständig zu wiederholende Testungen vor allem bei jungen Kindern negative psychologische Auswirkungen haben könnten. Außerdem befürchten sie, dass Testergebnisse negativen Einfluss auf die Hygieneregeln haben könnten, obwohl sie nur eine Momentaufnahme darstellen.

Um das Risiko falsch-negativer Tests zu reduzieren, sollten Schnelltests nur durch geschultes Personal in Testzentren oder Apotheken angeboten werden. Antigen-Schnelltests erscheinen den Ärzten zu wenig sensitiv. Die ohnehin schon geringe Zuverlässigkeit wird zudem beeinträchtigt, wenn der Abstrich nicht ordnungsgemäß entnommen wird. Antigen-Schnelltests sollten deshalb nur großflächig an Schulen eingesetzt werden, wenn sie wissenschaftlich eng begleitet werden. Die Ärzte halten auch nicht viel von Gurgeltests und schon gar nicht von Selbsttests. Eine professionelle Bewertung des Ergebnisses sei nicht gewährleistet.

Pool-Tests könnten Lösung sein

Im Vergleich zu den Antigen-Schnelltests und Selbsttests sind möglicherweise sogenannte Pooltestungen mit PCR-Technik sinnvoller. Um nicht unnötig viele Testkits zu verschwenden, wird eine gesamte Klasse abgestrichen und in einem Röhrchen getestet. Nur wenn das Ergebnis positiv ist, also eine Corona-Infektion nachweist, wird einzeln getestet.

Im Rahmen des B-Fast-Projekts, das innerhalb des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätskliniken in Deutschland vom BMBF gefördert wird, kommt genau diese Strategie zum Einsatz. In Schulen und Kitas an fünf Standorten (Düsseldorf, Heidelberg, Homburg, Köln, München) wird alle drei Wochen durch medizinische Testteams mit PCR-Tests, aber auch mit Speichelproben durch Lutschen auf einem Abstrichtupfer getestet. Würde diese Strategie in ganz Deutschland verfolgt, könnten zehn Prozent aller elf Millionen Schüler zwei Mal pro Woche getestet werden.

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