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Mogeln unmöglich

Unlängst hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die von Mario Draghi geführte Regierungskoalition aufgefordert, die „unverhältnismäßige Diskriminierung von Ungeimpften“ in Italien zu beenden. Tatsächlich hat kein anderer westeuropäischer Staat so strikte Corona-Verordnungen erlassen, kein anderer ist beim Kampf gegen die Pandemie so tief in das Geflecht von Staatsrecht und Ethik vorgestoßen. Italien gilt in dieser Hinsicht als Laboratorium, auf das die Welt blickt. Deshalb schätzen prominente Impfgegner es auch besonders als Bühne für ihre Auftritte.

Im November war Robert F. Kennedy jr., einer der führenden Impfgegner Amerikas, mit seinen kruden Thesen in Mailand zu Gast. Nun hat sich auch der französische Mediziner und Nobelpreisträger Luc Montagnier die Ehre gegeben. Der Impfstoff sei schädlich, die Verabreichung müsse unverzüglich gestoppt werden, die Ungeimpften seien die Menschheitsretter von morgen, tönte er vor etwa 2000 Impfgegnern auf der Piazza 25 Aprile in Mailand. Nur wenige Stunden später konnte man sich bei der „Impfnacht“ im Krankenhaus San Giovanni ansehen, wie die italienischen Impfärzte Extraschichten machten.

Jeder konnte kommen, ohne Voranmeldung. Am Abend standen die Menschen bei null Grad Schlange, und als die müden Ärztinnen und Ärzte die Aktion am nächsten Morgen für beendet erklärten, waren 1006 Menschen geimpft. Für die meisten war es die dritte, für einige die zweite Impfung. Und für fünfzig Frauen und Männer die erste. „Je mehr wir sind, desto eher siegen wir“, verspricht Italiens Impfkampagne, und vielleicht hatten die Impfnovizen ja tatsächlich das Gefühl, es sei an der Zeit, nicht länger dem „Ich“, sondern dem „Wir“ den Vorzug zu geben. Wahrscheinlicher aber ist, dass die abermaligen Verschärfungen der Corona-Regeln sie zu dem Schritt veranlasst hatten.

Bußgeld von 600 bis 1500 Euro

Seit dem 10. Januar hat das Leben für Ungeimpfte in Italien nicht nur Annehmlichkeiten verloren. Das Betreten von Metro, Bus, Zügen und Flugzeugen ist nur noch vollständig Geimpften oder Genesenen erlaubt. Gleiches gilt für den Zutritt zu Kultur- und Sportveranstaltungen, zu Museen, Kinos, Friseuren und für den Aufenthalt im Außen- oder Innenbereich von Restaurants und Cafés. Vom 1. Februar an wird die 2-G-Regel auf Geschäfte, Einkaufszentren und Banken ausgeweitet. Wer dann noch ungeimpft ist, dem stehen nur noch Apotheken, Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Zeitungskioske und Wochenmärkte offen.

Der Druck, sich impfen zu lassen, ist enorm. Mit 228 179 Neuinfizierten und 434 Toten soll am Dienstag ein Höchststand in der Omikron-Welle erreicht gewesen sein. Doch die Regierung wird nicht aufhören zu wiederholen, die „Unentschlossenen“ müssten „überzeugt“ werden. Die Zahlen geben ihrer Überzeugungsarbeit recht: Vollständig geimpft sind derzeit 75 Prozent der Bevölkerung, die Quote bei der Erstimpfung liegt bei 82 Prozent. Seitdem am 5. Januar die Impfpflicht für über Fünfzigjährige bekanntgegeben wurde, konnten 685.000 Erstimpfungen in dieser Altersgruppe vorgenommen werden.

Wer sie bis zum 1. Februar nicht impfen hat lassen, muss vorerst nur eine einmalige Strafe in Höhe von 100 Euro bezahlen. Ab dem 15. Februar gilt allerdings für die über Fünfzigjährigen am Arbeitsplatz die 2-G-Regel. Bei Missachtung drohen Suspendierung ohne Bezahlung und ein Bußgeld von 600 bis 1500 Euro. Bei Wiederholung wird die Strafe verdoppelt. Sich durchzumogeln ist nahezu unmöglich, da Italien Anfang 2021 ein nationales Impfregister aufgebaut hat, das zentral bei der staatlichen Agentur SOGEI angesiedelt ist. Sie hat ihren Sitz in Rom und verwaltet auch die Steuerunterlagen aller Bürgerinnen und Bürger. Wer ungeimpft ist, lässt sich dort quasi per Knopfdruck herausfinden.

Auf die Kritik von Amnesty International hat Draghi bisher nicht reagiert. Schon wird darüber gerätselt, was er sich als Nächstes einfallen lassen könnte, um die letzten Sturen vom Impfen zu überzeugen. Der Spielraum für mögliche Einschränkungen scheint ausgeschöpft. Orientierung könnte die Impfkampagne für die Jüngsten geben. Jedes Kind, das sich gegen Corona impfen lässt, bekommt eine ermäßigte Eintrittskarte für einen Freizeitpark und eine hübsch verzierte personalisierte Urkunde. Darauf steht, das Kind habe bewiesen, „dass es sich lohnt, einen außergewöhnlichen Einsatz gegen das Coronavirus zu zeigen“. Vielleicht sollte man auch für andere Altersklassen solche positiven Anreize setzen.

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