#Mord nach dem Kalender
Inhaltsverzeichnis
„Mord nach dem Kalender“
Gerade hatten sich der amerikanische Außenminister Mike Pompeo, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Kronprinz Muhammad Bin Salman noch in Saudi-Arabien getroffen. Nur wenige Tage später schlugen Attentäter in den Vorstädten von Teheran zu. Mohsen Fakhrisadeh, eine Schlüsselfigur des iranischen nuklearen Waffenprogramms, wurde am Freitag von Kugeln aus Schnellfeuergewehren getötet. Es war nicht der erste Mord an einem Atomwissenschaftler, den Iran und amerikanische Geheimdienstler Israel zuschreiben. Aber doch der wichtigste. Fakhrisadeh galt auf seinem Feld als ähnlich bedeutend wie General Qassem Soleimani, Anführer der Quds-Spezialkräfte, der das regionale Milizprogramm Teherans koordiniert hatte und der im Januar von einer amerikanischen Drohne getötet worden war.
Jochen Stahnke
Politischer Korrespondent für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien mit Sitz in Tel Aviv.
Der Verlust beider Männer stellt im Einzelfall wohl große persönliche Rückschläge für das Teheraner Regime dar, zumal diese in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen über Jahrzehnte lang die Strippen gezogen hatten. Doch so wie sich nach dem Tod Soleimanis die Aktivitäten der Iran hörigen Milizen im Nahen Osten grundsätzlich nicht verändert haben, so glauben auch im Falle Fakhrisadehs wenige, dass seine Ermordung das Atomprogramm vereiteln wird.
Ein „ranghoher Regierungsvertreter“ Israels sagte jetzt zwar dem israelischen Sender Kan, es werde Iran nun sehr schwerfallen, sein Nuklearwaffenprogramm fortzuführen. Doch sollte man dies in Jerusalem wirklich glauben, stellt sich die Frage, warum der Schlag dann gerade jetzt durchgeführt wurde, da davon auszugehen ist, dass Fakhrisadeh über Jahre beobachtet wurde und sich dieser nicht dauerhaft versteckt hielt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu jedenfalls nannte dessen Namen schon 2018 in einer Ansprache und ließ ein Foto des Physikers der Revolutionsgarde verbreiten.
Maximaler Druck gegen Iran
Der Zeitpunkt der Ermordung wird eher im politischen Kalender Washingtons gesehen. Bis Joe Biden am 20. Januar die Präsidentschaft übernimmt, setzt Israel weiter auf maximalen Druck gegen Iran. Einerseits, um Teherans wirtschaftliche und militärische Fähigkeiten noch soweit es geht zu schwächen – nicht ohne taktischen Erfolg, wie etwa der ebenfalls Israel zugeschriebene Schlag auf die Zentrifugenanlage in Natans im Sommer zeigte. Aber vor allem geht es darum, die von Biden angekündigten neuen Verhandlungen über ein wiederaufgelegtes Atomabkommen zu verderben.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.