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#Muckibude von Rechtsextremen

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Muckibude von Rechtsextremen

Das wegen rechtsextremer Chats aufgelöste Frankfurter Spezialeinsatzkommando hatte seinen Räumen im Polizeipräsidium einen ganz eigenen Charakter verliehen. Mitglieder einer nun eingesetzten Expertenkommission berichteten vor dem Innenausschuss des Hessischen Landtags von einer „Selbstbeweihräucherung“, einem „zur Schau gestellten Korpsgeist“ und einem „übersteigerten Elitebewusstsein“: Am Ende eines Ganges hing das überlebensgroße Bild eines 2019 im Einsatz ums Leben gekommenen Kollegen. Davor befand sich eine Stange. Jeder, der dort vorbeikam, machte Klimmzüge – zu Ehren des toten Kollegen.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Philip Eppelsheim

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Räume waren außerdem mit Bildern der aktiven Beamten verziert. Sie posierten vor der Frankfurter Skyline, in voller Einsatzmontur, wie es heißt. Außerdem hatten die Polizisten einen Lieblingsfilm, darauf deuteten zumindest zahlreiche Devotionalien hin. Es ist der Film „300“. Die Comicverfilmung handelt von der Schlacht bei den Thermopylen. 300 Spartaner, gnadenlose Krieger, stellen sich einer gewaltigen persischen Armee entgegen, auf ihren Schilden das Lambda-Zeichen. Das ist in rechtsextremen Kreisen beliebt, unter anderem hat es die Identitäre Bewegung übernommen.

Diese Räume also, in denen die Elitepolizisten auch ihre Ausrüstungsgegenstände und Waffen lagerten, nach den Einsätzen Wäsche trockneten und Schuhe zum Ausdampfen hinstellten, waren „quasi das Nest“, wie es Polizeiforscher Rafael Behr formuliert. Behr, der an der Akademie der Polizei Hamburg lehrt, sagt: „SEK ist für mich eine Überwältigungskultur, und die hat eine gewisse Ikonographie, und dazu gehört zum Beispiel das Sammeln von Trophäen, mit denen gezeigt wird, dass man gewonnen hat.“ Was als adoleszente Spinnerei anfange, münde in einer exzessartigen Selbststilisierung und Selbstbeweihräucherung. „Jemand von außen denkt dann: Das sieht ja aus wie in einer Muckibude von Rechtsextremen. Das ist nicht alles rechtsradikal oder rechtsextrem, aber es ist dieser Männlichkeitskult, der ein Sprungbrett dafür ist, sich als überlegen darzustellen. Er ist Teil eines Überlegenheitsrituals, und das macht die Sache gefährlich.“

Hitlerfotos und Hakenkreuze

Nach allem, was man bislang über den jüngsten Polizeiskandal in Hessen weiß, waren die SEK-Räume in Frankfurt durchaus so etwas wie eine Muckibude von Rechtsextremen. 49 hessische Polizeibeamte sollen in Chatgruppen aktiv gewesen sein, in denen rechtsextreme Inhalte ausgetauscht wurden, Hitlerfotos und Bilder von Hakenkreuzen etwa. 36 der Beamten arbeiten beim Spezialeinsatzkommando. Die anderen beim Landeskriminalamt, im Landespolizeipräsidium, bei verschiedenen Präsidien. Gegen viele von ihnen wird nun disziplinarisch vorgegangen. Strafrechtlich ermittelt wird bisher gegen zwanzig Personen, sie sollen verfassungsfeindliche Inhalte geteilt haben. Alle zwanzig sind aktive oder frühere SEK-Beamte. Behr spricht deshalb auch von einer qualitativen Steigerung im Vergleich zu anderen bekannt gewordenen Chatgruppen der Polizei, in denen ebenfalls rechtsextreme Inhalte ausgetauscht wurden. Jetzt betreffe es in der Mehrheit Personen, „die darauf trainiert sind, professionell Gewalt in einem hohen Maß anzuwenden. Ein SEK ist nicht zu vergleichen mit Polizeischülern, die so etwas machen.“

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