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#Was Laschet falsch macht und was richtig

Was Laschet falsch macht und was richtig

Bei Wahlen geht es um Zahlen, also die wichtigsten gleich am Anfang: Armin Laschet hat am letzten Sonntag im zweiten Triell gegen Annalena Baerbock und Olaf Scholz für seine Schlussansprache siebzig Sekunden gebraucht. Darin hat er fünfmal das Wort „Vertrauen“ variiert. Nur zwei Wörter kamen öfter vor, nämlich „ich“ und „Sie“. „Um“ und „es“ sagte er schon seltener, nämlich je dreimal.

Eine ganze Welle von Vertrauen also. Dass Laschet jetzt versucht, auf ihr ins Kanzleramt zu reiten, hat einerseits einen guten Grund. Er ist der einzige unter den drei Triellanten, bei dem Verlass darauf ist, dass er sich auf eine Koalition mit der Linken nicht einlassen wird. Die beiden anderen eiern da herum. Dass Laschet das bloßstellt, ist wichtig, denn der Schaufensterpazifismus der Linkspartei ist eine Gefahr für Europa.

So war es auch nur folgerichtig, dass Laschet schon Ende August, im Schlusswort des ersten Triells, mit den Schlagwörtern „Verlässlichkeit“, „Stabilität“ und „Standhaftigkeit“ (je zwei Erwähnungen) das Leitmotiv des Vertrauens vorbereitet hat. Dass er sich dabei auf Adenauer, Kohl und Merkel berufen konnte, gab seinem Auftritt die Aura historischer Tiefe.

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Diese Strategie hat aber einen Nachteil: Wenn Laschet eine hohe Welle aus „Vertrauen“ schlägt, kann es sein, dass andere auf ihr besser schwimmen können als er selbst. Seine schlingernde Linie als Ministerpräsident in der Pandemie, sein Lacher in der Flutkatastrophe vom Juni haben nämlich nicht bei jedem und jeder in Deutschland den Eindruck marmorner Verlässlichkeit hinterlassen. Die Demoskopen jedenfalls präsentieren Erkenntnisse, denen zufolge Laschet gerade in puncto Vertrauenswürdigkeit mit Scholz und Baerbock nicht mithalten kann.

Von Porsches und Polos

Der Kandidat der Union wirbt also für Qualitäten, die das Publikum nicht ihm zutraut, sondern der Konkurrenz. Das ist, als würde die Bahn mit Pünktlichkeit werben und die Dating-App Tinder mit ewiger Liebe. Oder, anders gesagt: Wer einen Porsche verkaufen will, sollte nicht mit Schnäppchenpreisen Reklame machen, sonst kaufen die Leute lieber einen Polo.

Ein weiteres Problem kommt hinzu. Ein Kandidat, der Verlässlichkeit und Stabilität hervorhebt, appelliert an die Angst der Menschen vor Veränderung. Wenn er dieses Mittel falsch dosiert, wirkt er allerdings selbst ängstlich, und das kommt schlecht an.

Wahlkampfprofis wissen, dass die Leute von Kanzlerkandidaten nicht nur Vertrauenswürdigkeit verlangen, sondern auch das Versprechen der Tatkraft. Das gilt heute noch mehr als früher. Glaubt man nämlich den Demoskopen, ist für die Wähler in den letzten Jahren ein Thema immer wichtiger geworden, das besonders viel Tatkraft verlangt: der Klimawandel. Manche sehen ihn als die größte Sorge der Deutschen.

Diese Herausforderung aber verlangt von einem Bundeskanzler andere Eigenschaften als nur einen Sinn fürs Stabile. Sie verlangt zuallererst, dass er die Sorgen der Zeit erkennt und anspricht. Laschet hat das im Schlusswort des ersten Triells unterlassen. Von Klima keine Silbe.

Im zweiten Schlusswort hat er das Thema zwar gestreift, aber nur mit einem einzigen Wort – als er versprach, „ein klimaneutrales Industrieland“ anzustreben. Gleich darauf versicherte er, das versprochene Land werde natürlich „wirtschaftlich stark, sozial und sicher“ sein.

Die Angst im Nacken

Solche Beruhigungspillen müssen nicht immer die falsche Medizin sein. Selbst die Grünen wollen ja die Menschen nicht erschrecken und versprechen deshalb auf ihren Plakaten „Wirtschaft und Klima ohne Krise“. Bei ihnen aber ist der Kontext anders. Sie stehen nicht im Verdacht, nichts verändern zu wollen. Im Gegenteil. Sie haben genug damit zu tun, den Eindruck zu zerstreuen, dass unter ihrer Regierung jedes einzelne Einfamilienhaus Deutschlands unter die Abrissbirne kommen würde. Nicht der Geruch von Ängstlichkeit macht ihnen zu schaffen, sondern der Verdacht, zu rigoros zu sein.

Laschet dagegen spricht wie einer, der die Klimawandelleugner von der AfD im Nacken hat. Wie einer, der in den Umfragen sieht, wie ein ostdeutscher Wahlkreis nach dem andern sich blau einfärbt, und der deshalb glaubt, er müsse sich dauernd dafür entschuldigen, dass er das Nötige vielleicht tatsächlich tun will.

Das klingt nicht so, als habe hier jemand wirklich beherzigt, was die ebenso verehrte wie gefürchtete Konservative Margaret Thatcher einmal in die Worte gefasst hat, Demokratie handele eben „nicht vom Hinterherlaufen, sondern vom Vorausgehen“. Adenauer, Kohl und Merkel haben das erkannt, jeweils in den Krisen ihrer Zeit.

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