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#Mysteriöse Ballspiele vor 3000 Jahren

Mysteriöse Ballspiele vor 3000 Jahren

Schon überraschend früh spielte man im alten China mit Lederbällen, geht aus einer Datierung von Funden aus Reitergräbern hervor. Ob sie bei einer Art Polo zum Einsatz kamen, bleibt fraglich – über die Funktion der nun frühesten bekannte Bälle Eurasiens lässt sich bisher nur spekulieren. Die rund 3000 Jahre alten Funde legen aber grundsätzlich nahe, dass sich die damals aufkommenden Reitertruppen Zentralasiens bereits durch Ballsport fit hielten.

Vom Fußball über Rugby bis zum Tennis: Ballspiele gehören heute zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen und begeistern Zuschauer von Massenveranstaltungen und bei Übertragungen in den Medien. Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Bedeutung stellt sich die Frage, wann und wo Menschen erstmals mit den runden Objekten spielten. Das Rekordalter halten dabei Bälle aus Leinen, die vor ungefähr 4500 Jahren in Ägypten zum Einsatz kamen. Wie aus monumentalen Stadien und Darstellungen von Ballspielern hervorgeht, wurde auch in Mittelamerika schon vor mindestens 3700 Jahren mit Bällen aus Gummi gespielt.

Älteste bekannte Bälle Eurasiens

Was Europa und Asien betrifft, nahm man bisher an, dass dort erst deutlich später die ersten Bälle rollten. Die frühesten Abbildungen von Ballsport aus Griechenland sind 2500 Jahre alt. Sie zeigen laufende Spieler mit Schlagstöcken. Die bisher ältesten Darstellungen aus China sind noch einmal 300 Jahre jünger und zeigen reitende Spieler mit Stöcken. Die Datierungsergebnisse der neuen Funde stellen diese bislang frühesten Hinweise auf Ballsport in Eurasien nun allerdings deutlich in den Schatten.

Es handelt sich um drei gestopfte Lederbälle mit Durchmessern zwischen 7,4 und 9,2 Zentimetern, die in Gräbern des alten Friedhofs Yanghai in der Nähe der Stadt Turfan im Nordwesten Chinas gefunden wurden. Sie weisen Spuren von Schlägen auf, was nahelegt, dass es sich um Sportutensilien gehandelt hat. Diese drei Bälle haben nun Wissenschaftler der Universität Zürich gemeinsam mit deutschen und chinesischen Kollegen einer Datierung mittels der Radiokarbonmethode unterzogen. Sie kamen auf ein Alter zwischen 3200 und 2900 Jahren. „Damit sind sie etwa fünf Jahrhunderte älter als die bisher bekannten antiken Bälle und Darstellungen von Ballspielen in Eurasien“, sagt Erstautor Patrick Wertmann vom Asien-Orient-Institut der Universität Zürich.

Einsatz bleibt unklar

Im Rahmen ihrer Studie diskutieren die Forscher auch die Frage, wie die Bälle einst verwendet worden sein könnten. Ein Hinweis ist dabei, dass zumindest zwei der drei Funde aus Gräbern stammen, die die Wissenschaftler aufgrund der Beifunde Reitern zuordnen. In einem Grab haben sich die Überreste eines Kompositbogens und von Hosen erhalten, die damals in der Region hergestellt wurden und zu den ältesten der Welt gehören. Beides sind Anzeichen für eine neue Ära des Reitens, des Kampfes zu Pferd und grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen, die im östlichen Zentralasien zu dieser Zeit aufkamen, sagen die Wissenschaftler.

„Leider reichen die archäologischen Informationen bisher allerdings nicht aus, um die Frage zu beantworten, wie diese Bälle genau eingesetzt wurden“, sagt Wertmann. Es wurden zwar auch gebogene Stöcke in Yanghai gefunden, jedoch nicht in direkter Verbindung mit den Bällen. Zudem sind sie auf einen jüngeren Zeitraum datiert. „Daher können die Yanghai-Lederbälle nun bisher nicht die Geschichte von Hockey oder von Polo erweitern, auch wenn zwei der Bälle in Gräbern von Reitern gefunden wurden“, so Wertmann.

Die aktuellen Studienergebnisse legen den Forschern zufolge allerdings grundlegend nahe, dass Bälle und Ballspiele als eine Form der körperlichen Ertüchtigung von Anfang an zum militärischen Training dazugehörten. Vermutlich tauchten die Bälle und Ballspiele zur gleichen Zeit in der Region auf, als sich das Reiten und die Reiterkriegsführung im östlichen Teil Zentralasiens auszubreiten begannen. Genau wie heute war Sport vermutlich auch schon damals ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und diente der allgemeinen Unterhaltung, sagen die Forscher.

Quelle: Universität Zürich, Fachartikel: Journal of Archaeological Science: Reports, doi:10.1016/j.jasrep.2020.102576

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