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#Nachruf auf Diego Maradona: In den Händen Gottes

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Nachruf auf Diego Maradona: In den Händen Gottes

Es reichen die eigentlich wohl berühmtesten drei Minuten eines unvergessenen Fußballspiels, um Diego Maradona zu beschreiben. An jenem 22. Juni 1986 wurde nicht nur die Hand Gottes geboren, sondern auch das „Tor des Jahrhunderts“ erschaffen. Es waren die Minuten, in denen Maradona zur Legende wurde. Als er erst Englands Nationaltorhüter Peter Shilton mit einem irregulären Handtor überwand und drei Minuten später das wohl atemraubendste Solo des 20. Jahrhunderts zum 2:0 hinlegte.

Diego Maradona, der die Regeln brach, wenn es ihm nutzte und Diego Maradona, der den Ball behandeln konnte wie niemand sonst. Hunderte Millionen an den Bildschirmen der Welt und 114.580 Zuschauer im Azteken-Stadion wurden Zeuge dieser Momente beim 2:1 im Viertelfinale über England. („Es war der Kopf Maradonas und die Hand Gottes“), sagte Maradona. Auf dem ganzen Planeten lachten sie, nur in England nicht.

Mit Ausnahme der brasilianischen Fußball-Legende Pele drückte niemals mehr eine einzelne Person danach und davor einem ganzen Turnier den Stempel auf wie Maradona 1986 in Mexiko. Im Finale gegen Deutschland (3:2) war er es, der im entscheidenden Moment Jorge Burruchaga mit einem genialen Pass auf die Reise zum Siegtreffer in der 85. Minute schickte. Von da an war Maradona in Argentinien ein Heiliger. Einer von ihnen, der es ganz nach oben geschafft hat. Einer, der ihren Traum gelebt hat.

Schauderhafter Charme der Mafia

Und der ihnen diesen einen Moment der Glückseligkeit schenkte, der in den Armenvierteln von Buenos Aires noch viel intensiver ausgelebt wird als in den edlen Bars und Cafes, in denen die Schönen und Reichen nie wirklich etwas anfangen konnten mit dem Emporkömmling aus der Unterschicht. Etwas Verbindendes, das zum Beispiel Lionel Messi fehlt, der in Argentinien zwar populär aber längst nicht so geliebt ist wie Maradona, weil er nie den WM-Titel geliefert hat.

Die Hand Gottes: Maradonas legendäres Tor bei der WM in Mexiko gegen England 1986. Insgesamt nahm der Argentinier an vier WM-Turnieren teil und erzielte während seiner 91 Länderspiele 34 Treffer.



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Diego Maradona gestorben
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Ein argentinischer Nationalheld

Maradona stammte aus bettelarmen Verhältnissen. Deshalb hatte er auch stets ein besonderes Verhältnis zu den Anhängern des SSC Neapel, die im armen Süditalien genau spürten, ob da jemand einer von ihnen ist oder nur so tut. Maradona war einer von ihnen. Und er verfiel denselben Verlockungen. Der Macht und dem schauderhaften Charme der Mafia, die sich mit ihm schmückte und im Gegenzug Kokain, Partys und Frauen lieferte. Auf dem Platz aber funktionierte Maradona trotz seines ausschweifenden Nachtlebens: „Ich bitte nur darum, dass man mich mein eigenes Leben leben lässt. Ich wollte niemals ein Vorbild sein.“

Er ließ Neapel erbeben, holte zweimal die italienische Meisterschaft, einmal den Pokal und einmal den Uefa-Pokal. Maradona führte Neapel zu Triumphen über das verhasste reiche Norditalien. Auch hier brach Maradona die Regeln, zahlte keine Steuern. Neapel schaute weg, so lange er für das sorgte, was dieser Stadt am meisten fehlte: Glücksmomente. Der Wind drehte, als Maradona nicht mehr Glück, sondern Unglück über die Stadt brachte. Am 3. Juli 1990 im WM-Halbfinale 1990 fiel Maradona in Ungnade. Ausgerechnet in Neapel warf Argentinien Gastgeber Italien aus dem Turnier. Die Menschen am Vesuv weinten, Italien hatte plötzlich ein neues Feindbild: Maradona. Als vor dem WM-Finale gegen Deutschland die Zuschauer in Rom die argentinische Hymne gellend auspfiffen, brüllte Maradona: Hurensöhne. Die argentinisch-italienische Ehe war praktisch beendet.

Maradona liebte diesen Klassenkampf. Und deshalb ließ sich ein mit den mächtigen linken Führern Lateinamerikas. Mit Fidel Castro, der auf den Tag genau vier Jahr vor Maradona gestorben ist. Er verehrte Castro, weil dieser den reichen Amerikanern die Stirn bot. Dass das kubanische Regime die Opposition unterdrückte, ihr nicht mal gestattete, eine eigene Partei zu gründen oder Flüchtlinge im Meer ertrinken ließ, übersah Maradona. Und Kuba, dessen allmächtiger Inlandsgeheimdienst immer über alles Bescheid weiß, besonders bei einem so prominenten Gast wie Maradona, schaute weg, wenn Maradona feierte. Das Ergebnis: Wohl mindestens vier uneheliche Kinder.

Auch mit Venezuelas Revolutionsführer Hugo Chavez verband ihn eine Freundschaft. Auch der bot dem amerikanischen Imperium die Stirn. Als Chavez starb und Maduro die Macht von Chavez übernahm, blieb Maradona den regierenden Sozialisten treu. Trotz Berichten über eine mordende Polizei, erschossene Studenten, Folter und Millionen Flüchtlingen. Die Opposition behauptet bis heute, Maradona haben sich für TV-Gelder vom Regimefernsehsender Telesur kaufen lassen. Das alles wischte Maradona beiseite. Wie die Regeln des Fußballs, des Dopings oder die Menschenrechte. Maradona akzeptierte nur, wen und was ihm und seinen Zielen und Wünschen nutzte. Für den Rest hatte er nur Hohn und Spott übrig.

Er ist der letzte Fußballer, dessen weltweites Image vor allem durch Weltmeisterschaften nun nicht überwiegend durch Vereine und die Champions League geprägt wurden. Wann immer Maradona auf der WM-Bühne auftrat, es wurde dramatisch und unvergesslich. Seine erste WM 1982 in Spanien beendete der junge unbeherrschte Maradona mit einer Roten Karte gegen Brasilien (1:3) in der Zwischenrunde. Seine zweite WM 1986 in Mexiko endete mit der Krönung des neuen globalen Superstars.

Die WM 1990 leitete die Vertreibung aus dem Paradies in Italien ein und 1994 in den Vereinigten Staaten wurde der des Kokainkonsum überführte Maradona abgeführt wie ein Verbrecher. Auch danach dominierte er die WM-Bühne. Als Trainer führte er Argentinien 2010 beim 0:4 gegen Deutschland in ein Debakel. In Russland 2018 präsentierte er sich in den VIP-Logen in einem körperlich und geistigen Zustand, der den Betrachter voller Sorgen zurückließ. Am Dienstag hörte das Herz des Diego Maradona auf zu schlagen.

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