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#Nato-Abzug aus Afghanistan: Was wollen die Taliban?

Nato-Abzug aus Afghanistan: Was wollen die Taliban?

Bis zuletzt haben sich die Taliban nicht in die Karten blicken lassen. Stattdessen sprachen sie wie üblich in vagen Formulierungen und Drohungen. Dass die Amerikaner schon mit dem Abzug der letzten in Afghanistan verbliebenen Truppen begonnen haben, wie der Oberkommandierende General Austin Miller am Sonntag verkündete, sei „lobenswert“, hieß es in einer Erklärung der Aufständischen von Mittwoch zwar. Im selben Atemzug ermahnten sie die Vereinigten Staaten jedoch abermals, das vor einem Jahr geschlossene Doha-Abkommen umzusetzen und sich vor allem an dessen Zeitplan zu halten. Der besagt, dass bis zum 30. April alle ausländischen Truppen das Land verlassen müssen.

Das aber wird nicht geschehen. Auch am 1. Mai werden noch mehrere tausend Soldaten der Nato-geführten Mission „Resolute Support“ in Afghanistan sein. Was dann passiert, weiß niemand so genau. Werden die Taliban – unmittelbar oder spätestens nach dem Ende des Ramadans Mitte Mai – wieder angreifen, so wie sie es mehrmals schon angedroht haben? Oder wird zum ersten Mal in der afghanischen Geschichte „einer ausländischen Invasorentruppe freies Geleit gewährt“, wie ihr Verhandlungsführer Sher Mohammad Abbas Stanikzai im Januar es in Aussicht stellte? Die militärischen Vorbereitungen zeigen, dass die Verbündeten nicht davon ausgehen. Die amerikanische Regierung zieht zur Sicherheit sogar einen Teil ihres Personals aus der Botschaft in Kabul ab.


Bild: F.A.Z

Blinken hält einen Bürgerkrieg in Afghanistan für möglich

Was wird aus Afghanistan, wenn die Amerikaner und ihre Verbündeten nach knapp zwanzig Jahren das Land verlassen haben? Die vor mehr als einem halben Jahr begonnenen innerafghanischen Friedensgespräche kommen nicht recht voran. Die von Washington zusätzlich organisierte Friedenskonferenz in Istanbul droht zu scheitern, weil Taliban zu ihr nicht erscheinen. Währenddessen nimmt die Gewalt in Afghanistan zu. Dass die afghanische Armee die Taliban besiegen kann, gilt als ausgeschlossen; öfter wird die Frage gestellt, wie lange sie ohne Unterstützung dem Druck der kampfstarken Islamisten überhaupt noch standhalten kann. Der amerikanische Außenminister Antony Blinken malte am Dienstag im Sender CNN das Szenario eines Bürgerkriegs oder einer Machtübernahme der Taliban an die Wand. „Niemand hat ein Interesse an einem abermaligen Bürgerkrieg in Afghanistan“, fügte er hinzu, doch vor allem der erste Teil seiner Aussage blieb hängen.

Was aber wollen die Taliban, auf die es nun vor allem ankommt? Daran, dass sie wieder an der Macht teilhaben wollen, haben sie nie einen Zweifel gelassen. Neben dem Abzug der ausländischen Truppen war das stets ihre Hauptforderung. Aber viel genauer haben sie sich in den diversen Gesprächs- und Verhandlungsformaten der vergangenen Jahre nie zu ihren Vorstellungen geäußert. Unter welchen Umständen wären sie bereit zu einer Machtteilung? Wie islamisch müsste das künftige System dafür sein? Selbst gut vernetzten Fachleuten fällt es schwer, Taliban-Vertretern zu diesen Fragen belastbare Aussagen jenseits der üblichen Propaganda zu entlocken. Die Vagheit ist offenkundig Programm, auch abseits der militärischen Absichten.

Dementsprechend gehen die Ansichten stark auseinander, was von den Islamisten zu erwarten sein wird. Der pakistanische Außenminister Shah Mahmood Qureshi sagte kürzlich der Zeitung „Die Welt“, die Taliban hätten „durchaus verstanden, dass sich Afghanistan verändert hat. Und dass sie diesen Wandel akzeptieren müssen.“ Er nannte als Beispiele insbesondere die Frauenrechte und Wahlen. Abdul Hafiz Mansoor, ein Mitglied der Regierungsdelegation in Doha, hält dagegen: Die Taliban hätten sich nicht verändert. „Sie sind auf Macht aus, aber sie haben keine Pläne oder Programme, und sie sind nicht fähig, ein Land zu regieren.“ Die Taliban hätten Erfahrung im Kämpfen, aber nicht im Regieren, sagte Mansoor Anfang des Jahres. „Sie wissen, wie man zerstört, aber nicht, wie man aufbaut.“

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