#Nawalnyjs Witwe: „Putin ist ein verdammtes Monster“
Nawalnyjs Witwe Julija Nawalnaja redet den Europaabgeordneten ins Gewissen. Sie sollten keine Resolutionen verabschieden, sondern die finanziellen Machenschaften Putins in EU-Staaten aufzudecken.
Es fiel Julija Nawalnaja nicht leicht, in Straßburg zu den Abgeordneten im Europäischen Parlament zu sprechen. Bevor die Witwe des in Haft verstorbenen russischen Oppositionsführers Alexej Nawalnyj am Mittwoch das Wort ergriff, atmete sie einmal tief durch. Das Parlament hatte zuvor in einem Video an das Wirken ihres Mannes erinnert, den es dafür 2021 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet hatte. Straßburg sei eine ihrer Lieblingsstädte gewesen, berichtete die 47 Jahre alte Nawalnaja.
Dort seien sie gemeinsam mit ihren Kindern hingefahren, während sich ihr Mann von dem Giftanschlag im August 2020 erholt habe, mit dem das russische Regime ihn aus der Welt schaffen wollte. „Jetzt ist mein Gatte tot, und ich bin zurück in Straßburg“, sagte sie, „um zu ganz Europa zu sprechen“.
Es wurde eine kurze, aber einprägsame Rede darüber, wie man Wladimir Putin bekämpft – das sieht Nawalnaja als Vermächtnis ihres Mannes an. „Alles ist schon ausprobiert worden: Waffen, Geld, Sanktionen. Nichts hat funktioniert“, sagte sie. Aber auch den Schluss, den einige Abgeordnete vom echten Rand im Parlament daraus ziehen, durchkreuzte sie: „Putin ist zu allem fähig, man kann mit ihm nicht verhandeln.“ Sie nannte den russischen Präsidenten ein „verdammtes Monster“ und den „Anführer einer organisierten kriminellen Bande“.
Dass es Versuche gab, in die offenbar auch die Bundesregierung eingebunden war, ihren Mann gegen einen in Deutschland wegen Mordes verurteilten russischen Agenten auszutauschen, erwähnte sie nicht. Alexej habe stets innovative Wege gesucht, um es mit Putin aufzunehmen, legte sie dar. Da ihn das Staatsfernsehen verbannte, habe er seine Botschaften mit Youtube-Videos verbreitet. Noch aus dem Straflager, wo er einsaß und unter ungeklärten Umständen starb, habe er seinen Anhängern Ideen weitergeleitet, die den Kreml in Panik versetzt hätten. Die Abgeordneten rief sie auf, nicht Resolutionen zu verfassen, sondern die finanziellen Machenschaften Putins und seiner Führungselite aufzudecken, auch in ihren eigenen Ländern.
„Mein Gatte wird niemals sehen, wie ein schönes Russland der Zukunft aussehen wird“, schloss Nawalnaja ihre Rede, die nur zehn Minuten dauerte. „Aber wir müssen es sehen.“ Am Freitag soll Nawalnyj in Moskau beigesetzt werden. Seine Mitstreiter berichteten über vergebliche Bemühungen, einen Saal für eine öffentliche Abschiednahme zu finden, wie sie in Russland üblich sind. Offenkundig wird alles getan, um eine „geschlossene“ Bestattung zu erreichen, auf welche die Machthaber nach Angaben der Mitstreiter Nawalnyjs drängten. Dessen Witwe sagte in Straßburg, man wisse nicht, ob es eine friedliche Beerdigung werde ober ob die Teilnehmer verhaftet würden.
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