Nachrichten

#Mein Haus, mein Grab, meine Urne

Mein Haus, mein Grab, meine Urne

Wenn es eine Hölle gäbe, die von Archäologen eingerichtet und bestückt würde, fände sich darin für Lucien Bonaparte garantiert ein besonderer Platz. Der jüngere Bruder Napoleons, ein glühender Jakobiner, überlebte den Sturz Robespierres 1794 ebenso wie 1815 den des französischen Kaisers, mit dem ihn ein kompliziertes Verhältnis verbunden hatte. Bis zu seinem Tod – er starb 1840 in Viterbo – ließ der 1814 zum Fürst von Canino ernannte Lucien auf der Suche nach etruskischen Hinterlassenschaften den Boden in der Nähe der antiken Stadt Vulci durchwühlen. Zerstört wurden Grabkammern, die wenigstens zum Teil durch Zeichnungen dokumentiert wurden, darunter eine auf den Grabwänden angebrachte Unterweltsreise samt Totengericht. Bonaparte fand mehr als 2000 Tongefäße, von denen er viele in alle Welt verkaufte – es heißt sogar, er hätte einen Teil seiner Funde zerschlagen lassen, um die Preise nicht durch ein Überangebot zu verderben.

So jedenfalls berichtete es Wolfgang David, der Leiter des Archäologischen Museums in Frankfurt, als er durch die Sonderausstellung „Löwen – Sphingen – Silberhände“ seines Hauses führte, die gestern Abend eröffnet wurde. Und Carlo Casi, der Leiter des archäologischen Parks von Vulci, fügt hinzu, die Geschichte der Stadt sei auch eine der Zerstörung. Dieses Schicksal teilt sie mit zahlreichen anderen etruskischen Siedlungen Italiens, wobei Vulci, gelegen in Latium am Ufer des Flusses Fiora, durch die nur spärlich besiedelte Umgebung offenbar besonders anziehend für Plünderer war. Im Ergebnis prägten Funde aus den Gräbern von Vulci das Bild, das die Nachwelt sich von den Etruskern macht, schon durch ihre Vielzahl in erheblichem Maß. Und zugleich kann man zurecht beklagen, dass oft genug der Fundzusammenhang komplett verloren gegangen war, weil in hastigen Grabungskampagnen kaum ausreichend dokumentiert wurde, was an welchem Ort gefunden worden war – ganz zu schweigen vom jeweils auseinandergerissenen Ensemble.

Jüngst entdeckt: Die Silberhände von Vulci


Jüngst entdeckt: Die Silberhände von Vulci
:


Bild: Fondazione Vulci

Das ist überall ein Problem und nicht zuletzt dort, wo man – wie in den zunehmend reichen etruskischen Städten – verstehen möchte, welche Beziehungen zu anderen Kulturen bestanden. Denn wo, wie beispielsweise in Vulci, einerseits Keramik aus griechischen Städten importiert wird, andererseits durch zugewanderte Handwerker der Stil dieser Importe nachgeahmt wird, da ist die zeitliche Abfolge entscheidend, über die wiederum kaum ohne Kenntnis der Fundumstände geurteilt werden kann. Zumal genau dies, die Adaption griechischer Stilelemente durch etruskische Künstler, sich wie ein Roter Faden durch die Ausstellung zieht.

All dies ging offensichtlich in die Konzeption der Schau im Archäologischen Museum Frankfurt ein. Sie entspringt einer Kooperation mit den zuständigen italienischen Behörden, die dafür besondere Leihgaben zur Verfügung stellten: Der größte Teil von ihnen stammt aus Vulci, soll also gerade nicht einen Überblick der etruskischen Kultur ermöglichen, sondern eine einzige, fast ein Jahrtausend lang bestehende etruskische Stadt beleuchten. Und es werden fast ausschließlich Funde der letzten Jahre – und damit größtenteils unpublizierte – gezeigt, jeweils im Zusammenhang der einzelnen Gräber oder Grabensembles. Der Fokus liegt also nicht wie in anderen Ausstellungen auf dem Vergleich einzelner Typen von Keramik oder Skulpturen, sondern der jeweiligen Bestattungen und damit auch demjenigen, was sich über die Toten sagen lässt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!