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#Der größte vegetarische Meeresbewohner, dem Menschen jemals begegnet sind

„Der größte vegetarische Meeresbewohner, dem Menschen jemals begegnet sind“

Stellers Seekuh war der größte vegetarische Meeresbewohner, dem Menschen jemals begegnet sind: Bei einer Körperlänge von schätzungsweise bis zu zehn Metern konnte sie wohl mehr als zehn Tonnen wiegen. Während Seekühe heutzutage nur tropische bis subtropische Gewässer bevölkern, tummelte sich Stellers Seekuh, mit wissenschaftlichem Namen Hydrodamalis gigas, an den kalten Küsten des Nordpazifiks. Im Jahr 1741 stieß der Naturforscher Georg Wilhelm Steller auf diesen eigenartigen Meeressäuger. Als er mit Vitus Bering auf einer Expedition im Nordpazifik unterwegs war, erlitt er auf dem Rückweg Schiffbruch und strandete auf der größten Insel der Kommandeur-Gruppe. Dort musste er notgedrungen überwintern und bis zum Spätsommer 1742 ausharren. Dass trotz des widrigen Wetters immerhin die Hälfte der Crew diese Zeit überlebt hat, war auch den später nach Steller benannten Seekühen zu verdanken. Sie lieferten den hungrigen Männern schmackhaftes Fleisch, und ihr Fett taugte gleichermaßen als Nahrung wie als Lampenöl.

Steller schätzte die Population, die die Flachwasserbereiche um das heutzutage als Beringinsel bekannte Eiland bevölkerte, auf etwa tausend Tiere. In der Umgebung der gesamten Inselgruppe dürften es damals nicht mehr als einige Tausend gewesen sein. In den folgenden Jahren steuerten immer wieder Robbenjäger und Pelzhändler auf Berings Spuren die Kommandeurinseln an. Dort stellten sie auch Stellers Seekuh so eifrig nach, dass die imposanten Meeressäuger drei Jahrzehnte nach ihrer Entdeckung restlos ausgerottet waren. Damit endete eine Evolutionslinie, in der Seekühe auch kalte Meeresgebiete erobert hatten. Übrig geblieben sind nur einige Proben einer enorm dicken Haut, ein paar weitgehend vollständige Skelette und verstreute Knochen.

Auf molekulargenetischer Ebene hat ein internationales Forscherteam nun Anpassungen identifizieren können, die Stellers Seekuh an ihren speziellen Lebensraum entwickelt hatte: Genetiker um Diana Le Duc von der Universität Leipzig, Akhil Velluva vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Molly Cassatt-Johnstone von der University of California in Santa Cruz extrahierten und analysierten DNA aus Knochen der ausgestorbenen Seekuh. Zum Vergleich zogen sie die Genome heute lebender Seekühe und anderer Säugetiere heran.

Albtraum einer Ichthyose

Wie Le Duc und ihre Kollegen in der Zeitschrift „Science Advances“ berichten, stellte sich bei Stellers Seekuh heraus, dass die Gene für zwei bestimmte Lipoxygenasen nicht mehr funktionierten: Ein vorzeitiges Stoppsignal hinderte die molekulare Maschinerie, die normalerweise Bauanleitungen für diese Enzyme produziert, ihre Arbeit zu vollenden. Bei Menschen können Genvarianten, die eine Produktion der fraglichen Lipoxygenasen sabotieren, eine angeborene Ichthyose auslösen. Solche Hautkrankheiten zeichnen sich dadurch aus, dass die oberste Hautschicht, die aus abgestorbenen Zellen besteht, wesentlich dicker daherkommt als gewöhnlich. Betroffene leiden unter einer trockenen, oft rissigen Haut, von der sich deutlich sichtbare Schuppen ablösen.

Die heute lebenden Seekühe kommen ausschließlich in tropischen Gewässern vor


Die heute lebenden Seekühe kommen ausschließlich in tropischen Gewässern vor
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Bild: colourbox, Universität Leipzig

Stellers Seekuh präsentierte sich offenbar als wahrer Albtraum einer Ichthyose. Steller, der diese Spezies als erster und einziger Europäer lebend studieren konnte, verglich die oberste Hautschicht mit der Borke einer alten Eiche. Wahrscheinlich profitierte die einst auch Borkentier genannte Seekuh nicht nur davon, dass die teils mehr als zwei Zentimeter dicke Hornschicht einen gewissen Schutz vor Wärmeverlusten bot. So eine Haut war wohl auch derart strapazierfähig, dass sich die massigen Tiere ungestraft in felsige Flachwasserzonen wagen konnten, um dort Seetang abzuweiden. Auch zwischen Eisschollen umherzuschwimmen dürfte ihnen wenig geschadet haben.

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