Nachrichten

#Neuentdeckte Pflanzenarten aus Japan

„Neuentdeckte Pflanzenarten aus Japan“

Immer wieder werden neue, also der Wissenschaft bis dahin unbekannte Pflanzenarten entdeckt. Im vergangenen Jahr etwa waren das die Riesenseerose Victoria boliviana im Norden Boliviens, die Garrarnawun-Buschtomate Solanum scalarium in australischen Outback, die Orchidee Gastrochilus pankajkumarii im Hochland von Vietnam und die beiden Flaschenbäume Uvariopsis dicaprio in Kamerun und Disepalum rawagambut auf der indonesischen Insel Sumatra.

Ulf von Rauchhaupt

Redakteur im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Es überrascht nicht, dass alle diese Neuzugänge in tropischen Gefilden und weitab der menschlichen Zivilisation gefunden wurden. In den Tropen ist die Pflanzendiversität weitaus höher – so gibt es auf Neuguinea 13.634 bekannte Pflanzenarten, in Deutschland nur 4105 –, und wo wenig Menschen sind, da ist nicht nur mehr unberührte Natur übrig, es waren tendenziell auch noch nicht so viele Botaniker da und haben nachgesehen.

Umso überraschender, dass Kenji Suetsugu, Botanikprofessor an der Universität Kobe, zusammen mit Fachkollegen im noch jungen Jahr 2023 schon die zweite Blütenpflanze wissenschaftlich beschreibt – und dass beide Arten nicht in einer abgelegenen Tropenregion wachsen, sondern im kalt-gemäßigten, hoch industrialisierten, dicht besiedelten und entsprechend zubetonierten Japan.

Die Feenlaterne Thismia kobensis


Die Feenlaterne Thismia kobensis
:


Bild: Phytotaxa

Erst vor zwei Wochen hatten Suetsugu und seine Mitarbeiter im Fachjournal Phytotaxa den Fund einer Feenlaterne der Art Thismia kobensis veröffentlicht. Es war streng genommen keine Neuentdeckung: Die Art aus der Ordnung der Yamswurzelartigen war bereits 1992 im Stadtgebiet von Kobe gesehen worden, doch 1999 wurde der Fundort überbaut, und seither galt die Art als ausgestorben. Vor mehr als 100 Jahren war das mit ihrer Verwandten Thismia americana in Chicago schon einmal passiert. Doch 2021 stießen die Botaniker aus Kobe etwa dreißig Kilometer weiter in einer Baumplantage nahe der Stadt Sanda auf etwa zwanzig Exemplare von T. kobensis.

Damit konnte die Art endlich exakt beschrieben werden. Das war bisher nur anhand eines unvollständigen Museumsexemplars geschehen. Das hatte damals eine Verwandtschaft mit einer in Australien und Neuseeland vorkommenden Thismia-Art nahegelegt. Die meisten anderen der rund achtzig Vertreter dieser merkwürdigen Gewächse, die keine Photosynthese betreiben, sondern sich mithilfe symbiontischer Pilze ernähren, wachsen in den Tropen. Nun aber stellt sich heraus, dass die japanische Feenlaterne deutlich enger mit der amerikanischen verwandt ist, deren Vorfahren vermutlich aus Ostasien über die Beringstraße nach Nordamerika gelangt waren.

Der Blütenstand der neuen Orchideenart Spiranthes hachijoensis. Der weiße Strich als Größenskala ist zehn Millimeter lang.


Der Blütenstand der neuen Orchideenart Spiranthes hachijoensis. Der weiße Strich als Größenskala ist zehn Millimeter lang.
:


Bild: MASAYUKI ISHIBASHI (A & C) AND KENJI SUETSUGU (B).

Am Freitag nun veröffentlichten Kenji Suetsugu und sein Team noch eine Beschreibung einer neuen Pflanzenart, diesmal im Journal of Plant Research. Suetsugu war bereits vor rund zehn Jahren aufgefallen, dass von den Exemplaren der in Japan weitverbreiteten Orchideenart Spir­anthes australis aus der auch bei uns vorkommenden Gattung der Drehwurzen einige einen guten Monat vor den anderen blühen und ihnen zudem die Härchen an den Stängeln fehlen. Erst molekularbiologische Methoden bestätigten nun die Vermutung, dass es sich um eine eigene, von S. australis reproduktiv isolierte Drehwurz-Art handelt, welche die Forscher Spiranthes hachijoensis nannten, nach der 300 Kilometer südlich von Tokio gelegenen Insel Hachijo-jima. Dort war sie Suetsugu zuerst aufgefallen.

Doch nun, da man weiß, worauf zu achten ist, findet sich die wissenschaftlich neue Orchidee überall in Japan, aber auch anderenorts wie in Laos oder auf Taiwan – und nicht nur in der Wildnis, sondern auch in Stadtparks, privaten Gärten und sogar auf Balkonen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!