#Ausharren ohne Lebensmittel, Strom und Wasser
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Während ausländische Regierungen ihre Staatsbürger nach und nach in Sicherheit bringen, spitzt sich die humanitäre Lage für die in Sudan verbliebene Zivilbevölkerung immer weiter zu. Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den „Schnellen Unterstützungskräften“ (RSF) vor neun Tagen sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 420 Menschen getötet und mehr als 3700 verwundet worden. Tausende befinden sich auf der Flucht.
Unterdessen sitzen Millionen von Sudanesen bei teilweise mehr als 40 Grad in ihren Häusern fest, um sich vor Explosionen und Bombeneinschlägen zu schützen, viele ohne Lebensmittel, Strom und Wasser. Augenzeugen berichteten von Plünderungen und Vergewaltigungen durch das Militär.
Nach Angaben des Überwachungsdienstes „NetBlocks“ kam es am Sonntag und Montag zudem zu einem fast vollständigen Zusammenbruch der Internet- und Telefonverbindungen in der Hauptstadt Khartum, der den Austausch von Informationen zusätzlich erschwerte. Die sudanesische Armee warf den RSF vor, die Leitungen sabotiert zu haben.
Dramatische Situation in den Krankenhäusern
Dramatisch ist auch die Lage in den Krankenhäusern. Zahlreiche Kliniken mussten ihre Arbeit aufgrund der Gefechte einstellen, einige gerieten selbst unter Beschuss. Die noch verbliebenen Kliniken sind überfüllt, und auch hier mangelt es an Medikamenten, Wasser, Strom – und an Personal, das sich wegen der Kämpfe kaum noch auf die Straße wagt. Aus demselben Grund können auch Verletzte die Einrichtungen oft nicht erreichen; zu den Verwundeten auf der Straße und in Wohnhäusern haben Sanitäter, Krankenschwestern und Ärzte kaum Zugang.
Der gewaltsame Konflikt in Sudan trifft eine Bevölkerung, die schon vor der Eskalation massiv bedroht war. Laut Angaben der Vereinten Nationen ist jeder dritte Bewohner des nordostafrikanischen Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen, fast 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. Momentan, in der Zeit zwischen den Ernten, sind die Lebensmittel besonders knapp.
Bettina Iseli, Programmdirektorin der Welthungerhilfe, hält es deshalb für dringend notwendig, schnellstmöglich sicheren Zugang und humanitäre Korridore mit den Konfliktparteien auszuhandeln, um die Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgen zu können. Wie viele andere musste auch ihre Organisation die Arbeit seit dem Ausbruch der Kämpfe pausieren. Etwa 200 Mitarbeiter sind derzeit noch vor Ort, die meisten stammen selbst aus Sudan.
Die Menschen versuchen, sich selbst zu helfen
Einige konnten sich in weniger umkämpfte Gebiete retten, andere wurden in „safe rooms“ untergebracht – Räumen mit mindestens zwei Mauern in jede Richtung, aus der geschossen werden könnte. In den Teilen des Landes, in denen es noch möglich ist, will die Welthungerhilfe ihre Arbeit schnellstmöglich wieder aufnehmen. Ohne Hilfsorganisationen werde die Gefahr einer „Abwärtsspirale aus Hunger und Not“ für die sudanesische Bevölkerung mit jedem Tag größer, so Iseli.
In Khartum und anderen Städten versuchen die Menschen unterdessen, so gut es geht, sich im Kleinen gegenseitig zu unterstützen. Mitglieder der Demokratiebewegung, die schon vorher gut organisiert waren, haben sich zusammengeschlossen, um lokale Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten zu verteilen. Andernorts haben sich Chirurgen und medizinisches Personal zusammengetan, um unter Lebensgefahr Erste Hilfe für Verletzte zu leisten.
Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht. Die Feuerpause, die die Konfliktparteien am Freitagabend zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan vereinbart hatten, wurde nur teilweise eingehalten. Die RSF erklärten am Montag, die Streitkräfte hätten Luftangriffe auf das Viertel Kafouri nördlich der Hauptstadt Khartum geflogen. Die Armee gab zunächst keine Stellungnahme dazu ab.
Augenzeugen berichteten im Verlauf des Tages immer wieder von Schüssen und Explosionen. Am Montagabend sollte die vorübergehende Gefechtspause zu Ende gehen. Viele fürchteten, dass sich die Kämpfe danach wieder massiv intensivieren würden – auch Bettina Iseli von der Welthungerhilfe: „Wir hoffen weiter, aber wir rechnen mit dem Schlimmsten.“
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