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#„Nicht auf eigenes Risiko zu Olympia“

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„Nicht auf eigenes Risiko zu Olympia“

Ironisch reagierte der Säbelfechter Benedikt Peter Wagner auf die Aufforderung von Alfons Hörmann, er und seine Mannschaft sollten selbstkritisch darüber nachdenken, ob sie tatsächlich alles getan hätten, um sich beim Weltcup in Budapest nicht zu infizieren – wie dreißig Teilnehmer der Veranstaltung. Wagner ist derjenige, der seinem Team weitgehend Isolierung ermöglichte, indem er auf dem Hotelzimmer kochte. „Zum Glück liege ich mit Corona im Bett und habe durch die Quarantäne sehr viel Zeit für Selbstkritik“, twitterte der einstige Europameister aus Köln.

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Michael Reinsch

Weniger ironisch reagierte die von Wagners Mannschaftskamerad Max Hartung angeführte Organisation Athleten Deutschland auf die Ausführungen des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), laut denen er keinerlei Grund sehe, der zur Absage der Olympia-Teilnahme führen könnte, wenn nur das Internationale Olympische Komitee (IOC) und Japan zu sicheren Spielen nach Tokio einladen: „Wenn die Spiele stattfinden, wird es auch ein Team D geben, das an den Spielen teilnimmt.“

Am Montag, zwei Tage nach Hörmanns Aussagen im „Deutschlandfunk“, forderte Athleten Deutschland unter der Schlagzeile „Sicherheit gewährleisten und Fürsorgepflicht wahrnehmen“ vom DOSB, seiner Delegation eine Einschätzung zum Sicherheits- und Hygienekonzept der Olympischen Spiele von Tokio auf Grundlage einer unabhängigen und externen Überprüfung zu geben. Das IOC müsse rote Linien definieren, bei deren Überschreiten die Spiele nicht stattfinden könnten.

Zeit für Impfungen ist knapp

„Wir bitten, das Risiko einer großen Anzahl von Infektionen, schweren Verläufen und gar Todesfällen zu bewerten, transparent zu kommunizieren und über die Verfahrensweise in solchen Fällen aufzuklären“, schreibt die Interessenvertretung der Top-Athleten olympischer Sportarten in einem achtseitigen Papier. Ein Expertengremium solle vor den Spielen und währenddessen die Gefahrenlage evaluieren und öffentlich machen.

Für die Spiele und die vorhergehenden Qualifikationswettbewerbe fordert Athleten Deutschland Sicherheits- und Hygienekonzepte höchsten Standards und für Tokio eine sanktionsbewehrte Pflicht, Mund-und-Nasen-Masken hoher Qualität zu tragen, sowie tägliche Corona-Tests. Sportlerinnen und Sportler dürften unter keinen Umständen in ein Dilemma entlassen werden, in dem sie zwischen Teilnahme auf der einen und ihrem sowie dem Gesundheitsschutz anderer auf der anderen Seite wählen müssten.

„Aus unserer Sicht bedarf es bereits jetzt einer gesellschaftlichen Diskussion, ob Athlet*innen, die Deutschland international vertreten, zügig geimpft werden sollen, sobald die derzeit priorisierten Gruppen durchgeimpft sind“, heißt es in dem Papier. Risikogruppen und Personal der Daseinsvorsorge würden zu Recht priorisiert; der derzeitigen Impfreihenfolge stimmten die Athleten grundsätzlich zu. Für den Fall der Impfung der Sportlerinnen und Sportler müsse eine Strategie vorbereitet werden. Die Zeit sei knapp.

Die Athleten wenden sich gegen den von Verbänden und IOC praktizierten Haftungsausschluss. Athletinnen und Athleten sollten nicht auf eigenes Risiko an den Spielen teilnehmen, fordern sie, und deshalb keine entsprechenden Erklärungen unterschreiben. Es gelte zu klären, ob Infektionen während der Spiele wie Arbeitsunfälle eingeordnet würden und wer bei schweren Verläufen und bleibenden Schäden für die Kosten aufkomme. Für den Fall von Unsicherheit oder Überforderung der Fachverbände in Fragen der Sicherheit bei Qualifikationswettkämpfen empfiehlt Athleten Deutschland dem DOSB dringend die Schaffung einer zentralen Leit- und Kompetenzstelle.

Für den Fall, dass Athleten durch Krankheit oder durch Ausfall oder Verschiebung ihres Wettbewerbs nicht starten können, solle das IOC psychologische Betreuung ermöglichen.

Vom IOC hieß es zu den Forderungen, dass bei der fortlaufenden Entwicklung des Playbooks die Athletenvertreter des IOC einbezogen seien. Außerdem gebe es regelmäßig Konferenzen mit den Athletenvertretern der Fachverbände und der Nationalen Olympischen Komitees.

Vom DOSB ist zu hören, dass er zum ersten Mal für seine Olympiamannschaft eine Krankenversicherung abschließen wolle. Gespräche über Impfungen sollen nach Ostern konkretisiert werden. Präsident Hörmann teilt mit, dass die Infektionen bei der Hallen-Europameisterschaft der Leichtathleten in Torun und beim Fecht-Weltcup in Budapest analysiert werden müssten. Insiderinformationen bestätigten, dass es in beiden Fällen Defizite bei der Umsetzung der Konzepte und unverständliches Fehlverhalten gegeben habe. Dies sei bedauerlich und bedenklich, weil damit nach vielen vorbildlich umgesetzten Veranstaltungen national und international und sehr guten Erfahrungen mit professionell konzipierten und konsequent umgesetzten Konzepten Unsicherheit geschürt werde.

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Claudia Bokel, Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes und ehemalige Athletenvertreterin im IOC, schrieb auf Twitter: „Impfungen kurz vor @Tokyo2020 reichen nicht, um Sportler/innen zu schützen bei Qualiwettkämpfen. Wir wünschen uns vom @dosb entsprechend Gespräche, Unterstützung und Impfungen, um #RoadtoTokyo für circa 450 Sportler/innen der Olympiamannschaft bald zu sichern.“

Frank Steffel, Bundestagsabgeordneter und Präsident des Handballklubs Füchse Berlin, findet, Sportlerinnen und Sportler müssten sich darauf verlassen können, dass, wenn sie im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland in Tokio starten sollten, sie dort geimpft antreten. „Hier muss der Sport offensiver sein“, fordert Steffel: „Ich verstehe die Zurückhaltung der Funktionäre, aber ich finde, hier kann auch die Politik sagen: Auf die paar hundert Impfdosen kommt es dann auch nicht an.“ Sollte dies nicht gelingen, müssten die Spiele noch einmal verschoben werden.

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