Wissenschaft

#Wert des Regenwurms beziffert

Sie sind berühmt für ihren Nutzen im Garten und auf dem Acker. Doch wie viel tragen die Regenwürmer der Welt tatsächlich zu den landwirtschaftlichen Erträgen bei? Dieser Frage sind Forscher nun erstmals quantitativ nachgegangen. Ihrer umfangreichen Datenanalyse zufolge sind mehr als 140 Millionen Tonnen der weltweiten Nahrungsmittelproduktion auf die Tätigkeit von Regenwürmern zurückzuführen. Konkret tragen sie beim Getreide 6,5 Prozent und bei den Hülsenfrüchten 2,3 Prozent zum Ertrag bei. Die Ergebnisse unterstreichen damit die Bedeutung von Schutz und Förderung der kostbaren Nützlinge, sagen die Wissenschaftler.

Würmer sind eigentlich eher wenig beliebte Wesen – doch dabei gibt es eine Ausnahme: Die Regenwürmer gelten als wichtige Nützlinge für den Menschen – und das zu Recht, denn sie tragen nachweislich in vielschichtiger Weise zur Bodenfruchtbarkeit bei. Grundsätzlich spielen sie durch die Umsetzung von organischer Substanz im Boden eine wichtige Rolle für die Stoffkreisläufe und die fortgesetzte Bereitstellung von Pflanzennährstoffen. Außerdem lockern sie durch ihre Grabarbeit den Boden auf und fördern damit das Wurzelwachstum und erhöhen die Wasserspeicher-Kapazität. Auch subtilere Positiveffekte haben Studien bereits aufgezeigt: Regenwürmer fördern demnach die Entwicklung weiterer nützlicher Bodenorganismen, regen eine günstige Hormonproduktion in Pflanzen an und schützen sie vor Krankheitserregern.

Nützlich – aber wie konkret?

Grundsätzlich ist also der positive Effekt der Regenwürmer bereits gut belegt und es gibt sogar quantitative Einschätzungen ihres Beitrags zur Gesamtproduktivität bei bestimmten Kulturpflanzen. Doch bisher wurden diese Erkenntnisse nicht im großen Maßstab auf die landwirtschaftliche Produktion projiziert. Diese Lücke haben nun die Forscher um Steven Fonte von der Colorado State University in Fort Collins geschlossen. „Es handelt sich unseres Wissens um die erste wissenschaftliche Untersuchung, die einen bestimmten Vertreter der biologischen Vielfalt des Bodens betrachtet, um der Frage nachzugehen, welchen Wert dieses Wesen für uns auf globaler Ebene besitzt“, sagt Fonte.

Für ihre Studie sammelten die Wissenschaftler Untersuchungsdaten zur Verbreitung und Häufigkeit von Regenwürmern in landwirtschaftlich genutzten Gebieten der Welt. Außerdem flossen in ihre Berechnungen verschiedene weitere Informationen wie die Bodenmerkmale und die Ernteerträge in den jeweiligen Regionen ein. Anhand der bekannten Positivwirkungen auf die Produktivität von Nutzpflanzen entwickelte das Team dann Hochrechnungen, um die Gesamtwirkung der Regenwürmer einzuschätzen. Die Forschenden konzentrierten sich dabei auf besonders wichtige Kulturpflanzen: Beim Getreide waren dies Reis, Mais, Weizen und Gerste. Daneben standen auch Hülsenfrüchte im Fokus, zu denen Sojabohnen, Erbsen, Kichererbsen und Linsen gehörten.

Große Bedeutung dokumentiert

Wie das Team berichtet, ging aus ihren Berechnungen hervor: Weltweit betrachtet ist die förderliche Wirkung der Regenwürmer für etwa 6,5 Prozent der Getreide- und für 2,3 Prozent der Hülsenfrüchteproduktion verantwortlich. Insgesamt entspricht dies einer Nahrungsmittelproduktion von über 140 Millionen Tonnen pro Jahr, ergaben die Berechnungen. Im Detail zeigte sich dabei, dass die Regenwürmer im globalen Süden eine größere Bedeutung besitzen als im Norden: In Afrika südlich der Sahara tragen sie demnach sogar zehn Prozent zum Ertrag beim Getreide bei und in Lateinamerika sind es acht.

Wie die Wissenschaftler erklären, hat dies damit zu tun, dass in diesen Regionen tendenziell weniger Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Stattdessen werden dort für die Nährstoffversorgung der Pflanzen noch eher organische Materialien wie Ernterückstände verwendet, die im Boden von Regenwürmern umgesetzt werden. Dadurch ergeben sich wiederum Positiveffekte auf die Pflanzengesundheit.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass Regenwürmer eine wichtige Triebkraft für die weltweite Nahrungsmittelproduktion sind und dass Investitionen in agrarökologische Strategien zur Förderung der Regenwurmpopulationen einen großen Beitrag zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Zielen leisten könnten“, schreiben die Wissenschaftler. Sie heben dabei auch hervor, dass die Nützlinge die Effekte von Dürren abmildern können, mit denen im Zuge des Klimawandels in Zukunft häufiger zu rechnen ist. Denn durch ihre Wühltätigkeit fördern Regenwürmer die Porosität des Bodens, was dazu beiträgt, Wasser besser aufzunehmen und zu speichern.

Fonte und seine Kollegen hoffen nun, dass sie mit ihrer Studie auch andere Wissenschaftler dazu animieren können, die Bedeutung von Bodenorganismen für das Pflanzenwachstum noch genauer zu erforschen. Denn neben dem Regenwurm können auch andere Bewohner des Untergrunds eine wichtige Rolle spielen. Dazu sagt Fonte abschließend: „Böden sind immer noch diese riesige, große Blackbox, die wir nicht ganz verstehen“.

Quelle: Colorado State University, Fachartikel: Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-41286-7

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!