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#„Öffnungen sind bald angemessen“

„Öffnungen sind bald angemessen“

Herr Doktor Çelik, Sie sind Oberarzt auf der Isolierstation für Covid-19-Kranke im Klinikum Darmstadt; wir reden ja regelmäßig über den Stand der Dinge. Wie ist gerade die Lage?

Wir haben aktuell zweieinhalb Normalstationen und eine Intensivstation für Corona-Patienten gesperrt. Die ursprüngliche Corona-Station ist jetzt die Covid-Schwerpunkt-Station, bei den Patienten dort stehen die Covid-Symptome im Vordergrund. Die zweite Station ist interdisziplinär geführt, da liegen Patienten mit Covid, bei denen ist das aber nicht der führende Grund für die Krankenhausaufnahme. Das heißt nicht, dass sie alle bezüglich Covid asymptomatisch sind oder dass Covid kein Faktor war, der sie ins Krankenhaus geführt hat. Aber der im Vordergrund stehende Aufnahmegrund und Fokus der medizinischen Behandlung ist ein anderer. Diese Patienten sind fast alle geimpft oder geboostert, deswegen liegt da die medizinische Hauptverantwortung bei einer anderen Fachrichtung als der internistischen. Und eine halbe Station ist dann noch für Verdachtsfälle vorgesehen. Damit sind wir insgesamt schon wieder in einem sehr hohen Bereich der für Covid blockierten Bettenkapazitäten.

Liegen auf anderen Stationen noch coronapositive Patienten?

Es gibt im Haus vereinzelte Ausnahmen, bei denen coronapositive Patienten auf anderen Stationen isoliert werden, zum Beispiel Mütter mit frisch geborenen Babys. Aber wenn die Mütter schwerere Covid-Symptome entwickeln, kommen sie auch zu uns.

In der Winterwelle 2020 hatten Sie drei voll belegte Stationen; damals waren Sie deutlich besorgter.

Die Krankheitslast ist überhaupt nicht zu vergleichen mit damals. Das sieht man allein am Sauerstoffverbrauch pro Station, der war viel höher. Wir haben schon in der Delta-Welle eine Auseinanderentwicklung von Infektionszahlen und Krankheitslast gesehen. Dieser Effekt hat sich weiter verstärkt. Der Hauptgrund dafür ist die steigende Immunisierung in der Gesellschaft durch die Geimpften und die Geboosterten, unter denen sich die Omikron-Variante zwar auch verbreiten kann, aber vor allem zu sehr milden Erkrankungen führt. Wir haben mehr leichtere Fälle als in den vorherigen Wellen. Die Erkrankung kann trotzdem unangenehm sein, auch wenn sie medizinisch als milde gilt.

Verläuft eine Omikron-Infektion auch milder bei den ungeimpften Patienten?

Bei diesen Patienten sehen wir weiter die schwersten Verläufe auf unserer Station und auf der Intensivstation – aber im Vergleich gibt es auch bei ihnen nicht so häufig schwere Verläufe wie in den vorherigen Wellen. Wir mussten ungeimpfte Patienten in den vergangenen Wochen seltener auf die Intensivstation verlegen, als das noch bei den anderen Varianten der Fall war. Das spricht schon dafür, dass es auch da einen positiven Effekt gibt.

Die Erfahrung zeige, dass die Inzidenz nach den ganz steilen Anstiegen auch steil wieder runtergehe, sagt Cihan Çelik, Oberarzt für Pneumologie am Klinikum Darmstadt.


Die Erfahrung zeige, dass die Inzidenz nach den ganz steilen Anstiegen auch steil wieder runtergehe, sagt Cihan Çelik, Oberarzt für Pneumologie am Klinikum Darmstadt.
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Bild: Lucas Bäuml

Die Corona-Maßnahmen sollen jetzt gelockert werden, während Sie fast drei Stationen voller Corona-Patienten haben. Wie fühlt sich das für Sie an?

Man muss ganz klar sagen: Auf diesen drei Stationen liegen viele Patienten, die auch ohne Covid ins Krankenhaus gekommen wären. Aber Covid verschlechtert den Zustand vieler Patienten noch mal. Und es verkompliziert die Lage, was Verlegungen und Entlassungen nach Hause angeht. Viele wohnen im Pflegeheim, dahin kann man positive Patienten nicht einfach entlassen, deswegen bleiben sie länger im Krankenhaus, und das verschärft die Kapazitätsengpässe. Wir differenzieren bei unserer Lageeinschätzung ganz genau und zählen nicht einfach die Betten mit Corona-Patienten und ziehen daraus Rückschlüsse, was jetzt eine Öffnung bedeuten würde.

Sondern?

Wir gehen von der Krankheitslast durch Covid aus. Und da bewegen wir uns in dieser Phase der Pandemie in eine Richtung, in der Öffnungen bald auch angemessen sein werden. Die Krankheitslast sollte der ausschlaggebende Maßstab sein, das hat auch der Expertenrat der Regierung empfohlen. Eine Unsicherheit bleibt allerdings: Der Scheitelpunkt der Omikron-Welle scheint zwar überschritten, aber wir wissen nicht genau, ob das auch für die Risikogruppe der über Sechzigjährigen und da insbesondere der Ungeimpften gilt. Wenn der Höhepunkt der Inzidenz in dieser Gruppe verspätet auftritt, könnten auch noch mal mehr Patienten mit schweren Verläufen ins Krankenhaus kommen. Deswegen planen wir personell so, dass wir mindestens für die nächsten vier Wochen noch gut darauf vorbereitet sind.

Und so lange werden auch noch Operationen verschoben?

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