#Entenbrust und Crème brûlée mit Michel Barnier
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„Entenbrust und Crème brûlée mit Michel Barnier“
Wie einen Dirigierstab schwingt Michel Barnier seine Gabel durch die Luft. Er zeigt mit den Spitzen nach oben und sagt, dass es fortan aufwärtsgehe. „Unsere Partei steht genau da, wo die Mehrheit der Franzosen politisch hin will: auf der Rechten und in der bürgerlichen Mitte.“
Der frühere Brexit-Unterhändler kommt gerade aus einer Strategiesitzung des Vorstands der Les Républicains (LR) im Parteigebäude mit der imposanten Glasfassade an der Rue de Vaugirard, das die Partei nach der schweren Wahlniederlage im April 2017 beinahe aus Spargründen verlassen hätte. Jetzt sitzt er in dem kühlen Kellergewölbe eines nahegelegenen Restaurants bei Entenbrust und Röstkartoffeln, trinkt Rotwein und spricht von der Rückkehr der bürgerlichen Rechten in der Wählergunst. Mit mehr als 28 Prozent der Wählerstimmen ist die frühere Präsidentenpartei Nicolas Sarkozys in der ersten Regionalwahlrunde stärkste Kraft geworden. „Ich habe nie an die Vorhersagen geglaubt, dass wir keine Zukunft mehr haben“, sagt Barnier. Schmunzelnd ergänzt er, das gelte auch für ihn.
Barnier sieht sich als Gegenbild zu Sarkozy
Im Alter von 70 Jahren denkt der frühere Außen- und Landwirtschaftsminister nicht daran, sich in den politischen Ruhestand zurückzuziehen. Er träumt davon, wie der Italiener Mario Draghi den Sprung an die Spitze seines Heimatlandes zu schaffen. Er findet, dass er im Zeitalter der reifen Krisenmanager, das Präsident Biden in Amerika eingeleitet hat, ganz gut in den Elysée-Palast passen würde.
„Dieses Gemeinschaftsgefühl müssen wir wieder schaffen“: Michel Barnier über die Olympischen Winterspiele in seiner Heimat in Albertville im Jahr 1992.
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Bild: AFP
Den 1,90-Meter-Mann aus den Savoyen stört es nicht, dass die Franzosen auf seine Rückkehr aus Brüssel nicht sehnsüchtig gewartet haben. Als Präsidentschaftskandidat würde er laut jüngsten Umfragen nur zwischen sechs und acht Prozent der Wählerstimmen im ersten Wahlgang holen. Sein Brexit-Tagebuch „Die große Illusion“ („La grande illusion“) hat zwar freundliche Besprechungen in der französischen Presse erhalten, aber ganz oben in die Bestsellerlisten wie Sarkozys Buch „Le temps de tempêtes“ (etwa: Zeit der Stürme) gelangte es (bislang) nicht.
Den Vergleich mit dem früheren Präsidenten findet Barnier reizvoll. In seinem Buch hat er Sarkozy respektvoll, aber auch aus kritischer Distanz beschrieben. „Er hat sich die gleiche Energie und das Selbstbewusstsein bewahrt“, schildert er einen Besuch im Büro des ehemaligen Staatschefs, der dieser Tage regelmäßig als Angeklagter vor Gericht erscheinen muss. „Ich sage Nicolas Sarkozy, dass wir in dieser Zeit gewiss ehrgeizig und wagemutig sein müssen, aber auch auf die anderen europäischen Länder achten müssen, die eine gewisse französische Arroganz nicht länger ertragen“, schreibt er weiter.
Noch bevor die Nachspeise – Crème brûlée – kommt, skizziert Barnier sich als Gegenbild zu Sarkozy, aber auch zu Präsident Emmanuel Macron. In der Zeit der Herausforderungen durch die Pandemie, die Digitalisierung und die neuen außenpolitischen Bedrohungen brauche es mehr denn je einen Teamplayer im Elysée-Palast. „Präsident Macron steht für eine einsame Form der Machtausübung“, sagt Barnier. Er habe immer auskömmlich mit ihm gearbeitet, aber sein Führungsstil sei sehr hierarchisch. „Alle Macht konzentriert sich im Elysée.“
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