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#Ordnung ist nicht das Wichtigste im Leben

„Ordnung ist nicht das Wichtigste im Leben“

Wenn Marie Kondo etwas ausstrahlt, dann ist es mühelose Perfektion. Der Nachname der Japanerin ist im Englischen zu einem Verb geworden – so viele Menschen fasziniert Kondos Aufräumdoktrin, in der jeder Gegenstand seinen Platz haben muss.

Doch in ihrem neuen Buch „Kurashi“ gibt Kondo zu, dass dieser Drang zu absoluter Ordnung nicht immer zur Lebensrealität passt, nicht mal zu ihrem eigenen, inzwischen sehr wohlhabenden California-Lifestyle. „Als eine professionelle Aufräumerin setze ich mich manchmal unter Druck, dass mein Haus immer absolut ordentlich sein muss“, schreibt die 38-Jährige.

Marie Kondo im Juli 2018 mit ihrem Mann Takumi Kawahara


Marie Kondo im Juli 2018 mit ihrem Mann Takumi Kawahara
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Bild: Picture Alliance

Die Washington Post zitiert nun aus einer virtuellen Tee-Zeremonie, in der Kondo zugegeben hat: „Mein Haus ist gerade unordentlich, aber so wie ich mir meine Zeit einteile, ist es einfach im Moment das Richtige für mich.“ Mit Hilfe einer Übersetzerin fuhr sie fort: „Ich habe es gerade mehr oder weniger aufgegeben, mein Haus immer ordentlich zu halten.“

Die Königin des Aufräumens hat aufgegeben?

Das mag erstmal schockierend klingen: Die Königin des Aufräumens herself hat aufgegeben? Wie sollen wir bloß unsere Wohnungen ordentlich halten, wenn es nicht mal Kondo schafft?

Dabei hat Kondo nun eigentlich nur eine Erkenntnis mit uns geteilt, die jeder längst begriffen hat, der ein Kind großzieht oder großgezogen hat. Nämlich, dass Ordnung nicht das Wichtigste ist im Leben. Dass fettige Fingerabdrücke an Fensterscheiben und Tupperdosendeckel auf Wohnzimmerböden auch mal warten können, ohne dass das Leben gleich an Freudenstrahlen verliert (“spark of joy“ – einer der liebsten Ausdrücke Kondos).

Kondo und ihr Mann Takumi Kawahara haben 2021 ihr drittes Kind bekommen. „Nachdem unser erstes Kind auf die Welt gekommen war, strebte ich zuerst danach eine Mutter zu sein, die Erziehung, Haushalt und Arbeit mit Leichtigkeit ausbalanciert. Stattdessen war ich nur erschöpft“, schreibt Kondo in „Kurashi“ und erzählt damit von der Unlösbarkeit der modernen Vereinbarkeitsfrage.

Ihr Ehemann steht um vier Uhr morgens auf

Was folgt daraus? Für Kondo bedeutet „Aufgeben“ offensichtlich etwas anderes als für die meisten Mütter. Mit der Eröffnung ihres Onlineshops 2019 hat sich die Japanerin immer mehr zu einer Einrichtungsexpertin entwickelt. Nun versucht sie die passenden Routinen für ihre 65-Dollar-Meditationsschüsseln und 40-Dollar-Räucherstäbchen zu empfehlen, “joy routine“ nennt sie das.

Während ihr Ehemann gleichzeitig mit den Kindern schlafen geht, um um vier Uhr morgens aufstehen zu können, schläft sie zwar ein bisschen länger. Doch auch ihr Tag ist angeblich mit festen Ritualen gefüllt, über deren Sinn oder Unsinn jeder selbst entscheiden muss. Kondo öffnet nach dem Aufstehen die Fenster weit, zündet Räucherstäbchen an und putzt jeden Abend die Sohlen ihrer Schuhe, um ihnen dafür zu danken, dass sie sie durch den Tag gebracht haben.

Zu ihren liebsten Aktivitäten gehört das sogenannte Scrapbooking: Sie klebt Magazinausschnitte, Bilder von Torten, Geschirr und schönen Küchen in ein Notizbuch. Wenn sie sich entspannen will, erzählte sie der Washington Post, betrachte sie die Seiten mit den Fotos und Zeichnungen grüner Gegenstände. Das empfiehlt sie auch allen Leserinnen und Lesern. In „Kurashi“ rät Kondo „das ideale Leben vom Aufwachen bis zum Ende des Tages zu visualisieren“.

Liest man all das, muss man unweigerlich an „That Girl“ denken, ein Instagram-, YouTube- und TikTok-Trend, der inzwischen berühmt-berüchtigt ist. In Videos mit Millionen Aufrufen beschreiben junge Frauen dort ihre absurden Morgenroutinen: Um vier Uhr morgens aufstehen wie Kondos Ehemann, dann eine halbe Stunde meditieren, eine halbe Stunde Yoga, anschließend zehn Minuten Tagebuch schreiben und zwanzig Minuten im aktuellen Lieblingsbuch lesen. Pünktlich zum Sonnenaufgang sitzen sie dann am Schreibtisch und erzählen in die Kamera, wie ausgeruht und gleichzeitig motiviert für den Tag sie nun sind. Die Accounts ignorieren bewusst, wie schnell dieses Streben nach Ausgeglichenheit sowie innerer und äußerer Ordnung ins Gegenteil kippen kann: in einen Zustand totaler Erschöpfung, Unzufriedenheit und Angst – so wie Marie Kondo ihn beschreibt.

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