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#Paare im Homeoffice: Konferenz am Küchentisch

Paare im Homeoffice: Konferenz am Küchentisch

Am Anfang fand ich es befremdlich, den anderen durch die geschlossene Tür in einer Rolle zu erleben, die eigentlich in die Arbeitswelt gehört“, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Judith Maier, die mit ihrem Mann in ihrer Mannheimer Wohnung Wand an Wand arbeitet. „Man hört andere Anteile, die mehr zum tragen kommen, anders ausgespielt werden: Ach, da ist er formeller im Umgang. Und so spricht er mit jemandem, den er gut kennt. Das sind Aspekte, die einem unbekannt sind, sonst erlebt man seinen Partner in einem anderen Setting. Dieser Rollenwechsel war spannend zu beobachten.“ Judith Maier ist persönliche Referentin eines Dezernenten, unter anderem auch für das Gesundheitsamt, und hat mit ihrem Mann Johannes Schuler und zwei kleinen Kindern „so gut wie alle Phasen als Paar im Homeoffice durchlaufen“.

Marcus Jung

Ursula Kals

Ursula Kals

Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Jugend schreibt“.

Aktuell arbeiten beide komplett von daheim, so wie viele Paare quer durch Deutschland es derzeit pandemiebedingt tun. Im zweiten Lockdown ist es keine gänzlich neue Erfahrung mehr und doch: Je länger die Situation andauert, desto herausfordernder kann die Tatsache werden, dass Beziehung und Arbeitswelt ständig miteinander verschmelzen.

Manchmal verschmelzen sie auch noch mit dem restlichen Familienleben. Bei Familie Schuler/Maier sind vormittags Sohn und Tochter in der Kita-Notbetreuung. Judith Maier sitzt im Wohnzimmer, ihr Mann in der Küche. „Irgendwann schreit einer Übergabe“, sagt Schuler belustigt. Während einer die Kinder abholt, arbeitet der andere weiter. Gegen 15 Uhr wird der Staffelstab übergeben. Er zieht ins Wohnzimmer, für die Kinder ist das dann tabu. Um 18 Uhr gibt es Essen, um 20 Uhr geht es weiter bis 22 Uhr. „Mir kommt es schon ein bisschen klostermäßig vor mit dem immer gleichen Rhythmus, das hat etwas völlig Rituelles, jeder Tag läuft gleich ab“, sagt der wissenschaftliche Politikberater, der „seit der ersten Welle“ nicht mehr ins Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung nach Karlsruhe pendelt. „Seitdem stapeln sich bei uns die Endgeräte, sagt der 34-Jährige. „Das ist ein Thema in vielen Haushalten, für intensives Homeoffice waren die Wohnungen nie ausgerichtet. Ich will mich nicht beschweren, da gibt es bestimmt angespanntere Situationen.“

Den Partner von seiner beruflichen Seite kennenlernen

Sich nach dem Arbeitstag aufeinander zu freuen, dieser Mechanismus ist ausgesetzt. Das enge Aufeinanderhocken nach einem Jahr voller Unwägbarkeiten und Einschränkungen bedeutet emotionalen Stress. „Das ist eine Härteprüfung für die Beziehung, aber auch eine Frage der Haltung und kann der Impuls sein, gemeinsam etwas Gutes daraus zu machen“, findet der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis. „Die meisten Menschen wissen nicht, wie sich der Partner beruflich verhält, jetzt lernen sie eine andere Seite kennen. Sie können Sparringspartner und Ratgeber sein, wenn Sie zum Beispiel hören, wie der andere mit dem Chef telefoniert“, sagt Slaghuis. Natürlich nicht in dem Sinn: Hör’ mal Schatz, das geht gar nicht, wie du mit dem sprichst. „Ungebetenes Feedback ist immer schlecht.“

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