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#„Pack deinen Stern ein“

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„Pack deinen Stern ein“

Zwei Minuten dauert der Clip, in dem der Sänger Gil Ofarim unter Tränen von einem antisemitischen Vorfall in einem Hotel in Leipzig berichtet. Zehntausend Mal wurde der Beitrag von Dienstagvormittag seither auf Twitter geliked und retweetet, ebenso auf Instagram, wo der TV-Moderator und Sänger mehr als 107.000 Follower hat.

Der Musiker mit jüdischem Glauben sei mehr als fünfzig Minuten lang an der Rezeption des Westin Hotels in Leipzig stehen gelassen worden, berichtet er. Immer wieder seien andere Gäste vorgezogen und bedient worden, die eigentlich hinter ihm in der Schlange standen. Zunächst habe es ein technisches Problem gegeben. Der Computer an der Rezeption sei ausgefallen. Als er sich an der Rezeption erkundigte, warum es so lang dauere, habe ihn ein Mitarbeiter zunächst vertröstet und ihn darauf hingewiesen, dass der Prozess so ablaufe, weil die Schlange entzerrt werden solle.

„Ich bin gerade sprachlos“

Dass aber andere Kunden vorgelassen wurden, machte Ofarim stutzig. Kurz danach, so sagt er es in dem Video, soll ein Mann in der Hotellobby „Pack deinen Stern ein“ gerufen  und auf Ofarims Halskette verwiesen haben, an der ein goldener Davidstern hängt, den er stets trägt. Auch der Rezeptionist habe ihn danach aufgefordert, den Stern abzunehmen. Erst wenn er diesen abnehme, könne er einchecken.

Schockiert von dieser Aussage drehte Ofarim daraufhin das Instagram-Video. „Ich bin gerade sprachlos“ ist der erste Satz, den er darin sagt. Immer wieder bricht er in Tränen aus und berichtet  von dem Dialog zwischen ihm und dem Hotelmitarbeiter, den er als Herrn W. bezeichnet. Den vollen Namen des Mitarbeiters will er nicht nennen. Ofarim erzählt weiter, er habe nach dem Manager des Hotels verlangt. Als der Mitarbeiter sagte, dieser sei nicht anwesend, verließ der Musiker aufgelöst die Hotellobby. Eigentlich sei er für die Aufzeichnung einer Fernsehshow des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig zu Gast gewesen.

Seine Managerin sagte der F.A.Z. am Dienstagnachmittag, dass Ofarim in einem anderen Hotel untergebracht wurde und immer noch schockiert von dem Vorfall sei, auch weil sein 2018 verstorbener Vater, der Sänger Abi Ofarim, am 5. Oktober Geburtstag habe und er auch um ihn trauere.

Am Ende des Videos ringt Ofarim um Fassung und fragt: „Deutschland 2021 – haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt?“ Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass er wegen seines Glaubens und seines Schmucks Antisemitismus erlebt habe.

Der in München geborene und aufgewachsene Musiker, dessen Vater aus Tel Aviv stammt, äußerte sich in der Vergangenheit schon häufiger wegen antisemitischer Vorfälle in den sozialen Medien und hatte deswegen auch im Internet mit Anfeindungen und Drohungen zu kämpfen. In der Talkshow „Hart aber Fair“ sprach der Sänger 2018 von „Hakenkreuzen auf meiner Schulbank“ oder Beschimpfungen von Mitschülern, die ihn bis heute verfolgten.

Sein Management veröffentlichte am Dienstagnachmittag ein Statement: „Gil muss die jüngsten Vorkommnisse gestern in Leipzig erst einmal verdauen und ist noch sichtlich schockiert“, heißt es darin. Seine Managerin berichtet aber auch, dass er viel Zuspruch nach der Veröffentlichung des Videos erhalten habe. Auf Instagram hatte sich der Sänger bei Kollegen aus dem Showgeschäft für die Unterstützung bedankt, darunter die Sängerin Jeanette Biedermann. Das Hotelmanagement und die Hotelkette Marriott, zu der das Westin Leipzig gehört, äußerten sich am Dienstag nicht zu dem Vorfall. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Dienstag zu den Vorkommnissen in Leipzig: „Die antisemitische Anfeindung, die Gil Ofarim in Leipzig offensichtlich erlebt hat, ist erschreckend. Das ist der Alltagsantisemitismus, dem Jüdinnen und Juden immer wieder ausgesetzt sind.“

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