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#Pakistan im Würgegriff des Militärs

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Pakistan im Würgegriff des Militärs

Hamid Mir könnte von den Kugeln erzählen, die seinen Bauch durchlöcherten, oder von den Verfahren wegen Hochverrats, die gegen ihn angestrengt wurden. Aber Hamid Mir lehnt sich lieber zurück, zieht die Mundwinkel unter seinem dunklen Schnauzbart hoch und lächelt: „Ich sitze hier im Nationalen Presseclub, und die Leute freuen sich, mich zu sehen.“ Mehr braucht Hamid Mir nicht, um zu wissen, dass er das Richtige tut.

Es ist einer der letzten warmen Herbstabende in Islamabad, und der Presseclub könnte als Sinnbild für den Zustand Paki­stans stehen. Kein schicker Glasbau mit repräsentativem Entree und hübschem Mobiliar, sondern ein paar in die Jahre gekommene Baracken auf einer Freifläche im Zentrum der Hauptstadt, wie eine Wagenburg um den schmucklosen Innenhof aufgestellt. Drinnen ein paar muffige Besprechungszimmer, draußen wenige fleckige Sitzgelegenheiten im fahlen Licht eines Scheinwerfers.

Hamid Mir ist eine journalistische Legende in Pakistan. In jungen Jahren berichtete er aus diversen Krisengebieten, drei Mal traf er Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden, öfter als jeder andere Reporter. Aber auch Tony Blair, Nelson Mandela oder Hillary Clinton ließen sich von ihm interviewen. Seine Show „Capital Talk“ lief mehrmals die Woche zur besten Sendezeit. Alles, was Rang und Namen hatte, kam zu Hamid Mir. Doch nun darf er nicht mehr im Fernsehen auftreten. Sein Sender Geo News entließ ihn und nahm ihm seine Show, nicht mal für pakistanische Zeitungen darf er noch schreiben.

              „Der Staatsapparat zerfällt“ –  Hamid Mir im Hof des Nationalen Presseclubs in Islamabad


„Der Staatsapparat zerfällt“ – Hamid Mir im Hof des Nationalen Presseclubs in Islamabad
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Bild: Alexander Haneke

Der Grund ist so einfach wie unverhältnismäßig: Im Mai hatte sich Mir bei einer Protestveranstaltung im Presseclub an die Seite eines Kollegen gestellt, des Journalisten Asad Ali Toor. Ein paar Tage zuvor war Toor von Unbekannten mitten in Islamabad in seiner Wohnung überfallen und verprügelt worden. Vor allem aber hatte Mir vor der versammelten Menge offen ausgesprochen, wer nach seiner Überzeugung hinter der Serie von Übergriffen gegen Journalisten und Aktivisten steht: die pakistanische Armee mit ihrem berüchtigten Militärgeheimdienst „Inter Service Intelligence“ (ISI).

Die Atommacht Pakistan steuert durch unruhige Gewässer. Im Osten schwelt der alte Konflikt mit dem Erzfeind Indien und kann jederzeit eskalieren. Im Westen steht Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban am Rande des Zusammenbruchs. Jede Instabilität in den Nachbarländern wirkt sich schnell auf Paki­stan aus. Durch die Corona-Krise hat die ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft noch größere Probleme, die Inflation beschleunigt sich immer weiter. Zuletzt zog der Mob der islamistischen TLP durch die Straßen der großen Städte und forderte die Freilassung ihres Anführers und mehrerer inhaftierter Mitglieder. Ministerpräsident Imran Khan zeigt sich unfähig, die Lage zu stabilisieren – und wird von vielen im Land nur noch als Marionette der hinter ihm stehenden Militärs betrachtet.

Geschichte der Instabilität

Es ist freilich nicht so, dass Pakistan jemals ein Hort der Stabilität gewesen wäre. In den ersten Jahren nach der Staatsgründung 1947 und der mit ihr verbundenen Abspaltung von Indien löste eine Regierung die andere ab – entweder kamen die Ministerpräsidenten zu Tode, oder sie wurden Opfer von Palastintrigen. Immer wieder putschte das Militär und riss die Regierungsgewalt an sich, zuletzt in Person von General Pervez Musharraf, der von 1999 bis 2008 regierte. Doch bislang schafften es die demokratischen Kräfte immer wieder, die Armee von der Macht zu verdrängen.

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